Stauforschung Wie Ferien ohne Stau geht
Die kommenden Wochenenden werden die staureichsten dieses Jahres sein, denn halb Deutschland fährt in die Ferien. Mit guter Planung und Rücksicht kann man sie zumindest etwas vermindern.
Am kommenden Wochenende haben alle Bundesländer Sommerferien, die meisten davon auch noch in den anschließenden Wochen. Dann ist auf den Autobahnen Hochsaison, Staus sind programmiert. Sie werden sich nicht ganz vermeiden, aber vielleicht zumindest ein wenig abmildern lassen. Wie kann das gehen?
Ferienzeit ist Stauzeit
Im Jahr 2023 waren die staureichsten Monate Juli, August und September - also dann, wenn in allen Bundesländern Ferien sind. Die einen reisen gerade in den Urlaub, die anderen sind schon auf dem Heimweg. Besonders auf den Autobahnen wird viel los sein.
Zu viele Autos, Verengungen und Bremsen
Viele Autos sind zwar die erste Grundbedingung für einen Stau, aber das allein reicht nicht. Denn eine Kolonne aus vielen Autos kann auch zügig und staufrei fahren. Es braucht zusätzlich noch etwas. "Eine zweite Ursache ist, dass wir eine gewisse Engstelle haben, zum Beispiel eine Spur, die aufhört, oder eine Baustelle", sagt Lisa Kessler vom Lehrstuhl für Verkehrstechnik an der Technischen Universität München.
Denn auf Fahrbahnverengungen müssen Fahrzeuge reagieren. Das ist dann die dritte Stauursache. "Damit sich ein Stau bildet, braucht es noch ein auslösendes Moment. Das kann zum Beispiel ein Bremsmanöver eines einzelnen Fahrzeugs sein, das dadurch aber den Stau für die ganze Strecke erzeugt." Wenn ein Auto bremst, weil die Fahrspur zum Beispiel wegen einer Baustelle enger wird oder ganz wegfällt, bremsen alle hinter ihm. Auch wer zum Beispiel abrupt die Spur wechselt, zwingt andere Autofahrer dazu, aufs Bremspedal zu steigen.
Defensives Fahren könnte Staus vermeiden
Wer also defensiv fährt, Spurwechsel möglichst vermeidet und andere nicht zum Bremsen zwingt, kann dazu beitragen, dass sich weniger Staus bilden. Aber es ist kaum realistisch, dass dieses rücksichtsvolle Verhalten von allen Autofahrern umgesetzt wird.
Zu viele Autos sind zu viel
Es gibt noch eine Stellschraube, die helfen würde, Staus zu vermeiden: Eine gleichbleibende Geschwindigkeit, an die sich alle Autofahrer halten. Forscher haben dazu berechnet, wie viele Autos innerhalb einer Stunde einen Autobahnabschnitt passieren. Bei 120 km/h sind es circa 7.300 Autos, bei 60 km/h schaffen das 7.000 Autos, bei 80 km/h 7.800 Autos. "Mit 80 km/h, was auch die Lkw-Geschwindigkeit im Wesentlichen ist, hat man insgesamt das höchste Verkehrsdurchkommen", so Verkehrstechnikerin Kessler. Alle Autos kämen zwar nicht superschnell, aber flüssig und ohne Stau an ihr Ziel. Aber auch bei optimalen 80 km/h gilt: Zu viele Autos auf der Strecke bedeuten Staus.
Auf die Wochentage kommt es an
Um Stauzeiten zu vermeiden, sollte man an einem Reisetag unterwegs sein, an dem sich vermutlich weniger Staus bilden, denn rund die Hälfte der Wochenendstaus fallen - das haben die letzten Jahre gezeigt - auf den Freitag. Insbesondere Freitagnachmittags und an den Abenden stauen sich die Fahrzeuge auf den Autobahnen. Je ein Viertel der Wochenendstaus passierten am Samstag und Sonntag.
Deshalb sollte man diese drei Wochentage als Reisetage meiden. Besser ist es, zwischen Montag bis Donnerstag auf die Piste zu gehen; sowohl bei der Hinreise als auch bei der Rückreise. Und wer unbedingt am Wochenende reisen will, der sollte nachts fahren - sofern man sich fit dazu fühlt.
Außerdem sollte man nicht unterwegs sein, wenn der Berufsverkehr morgens und abends die Reiserouten flutet. Denn wenn Berufsverkehr und Reiseverkehr zusammentreffen, dann wird die Stausituation besonders schlimm.
Die schlimmsten Staustrecken im Auge behalten
An den kommenden sieben Wochenenden sollte man vor allem auch die Reiserouten im Auge behalten, die am meisten belastet sind.
Autobahnnetze in den Großräumen Hamburg und München
A3 Frankfurt – Nürnberg -Passau
A7 Hamburg – Würzburg – Füssen/ Reutte
A8 Stuttgart - München -Salzburg
A9 Berlin – Nürnberg – München
Fernstraßen zur und von der Nord- und Ostsee
Und wer Richtung Süden durch Österreich fährt, muss am kommenden Montag mit Blockabfertigungen vor Tirol rechnen - weitere Tage mit Blockabfertigungen könnten folgen. Unter Blockabfertigung versteht man, dass nur eine bestimmte Zahl an Fahrzeugen einen jeweiligen Streckenabschnitt pro Stunde befahren darf. Ist diese Zahl erreicht, müssen die nachfolgenden Fahrzeuge warten.
Verhalten im Stau
Wenn man dann doch im Stau steht, dann sollte man sich rücksichtsvoll verhalten. Nähert man sich mit seinem Auto dem Stauende, kann man kurzzeitig die Warnblinkanlage einschalten - um Nachfolgende zu warnen. Steckt man erstmal drin, dann gilt es, genügend Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Auto einhalten. Und selbst wenn man bei sengender Hitze im Stau steht: Aussteigen ist auf Autobahnen verboten.
Falls es einen Unfall gibt, müssen die Einsatzfahrzeuge durchfahren können. Also eine Rettungsgasse bilden zwischen dem linken und den übrigen Fahrstreifen. Der Standstreifen muss immer für Pannenfahrzeuge freiblieben. Bei Verstößen drohen Strafen: hohe Bußgelder, Punkte und Fahrverbote.