Sudanvariante Wie gefährlich ist die Ebola-Variante?
In Uganda steigt die Zahl der Toten durch Ebola. Das Problem: Es gibt noch keine speziellen Impfstoffe und Medikamente gegen die Sudanvariante. Droht deswegen eine neue Epidemie in Ostafrika?
In Uganda wächst seit dem jüngsten Ebola-Ausbruch durch die neue Sudanvariante die Zahl der Erkrankten. Laut dem Gesundheitsministerium in Uganda gibt es bisher mindestens 75 Infizierte, 28 Todesfälle und 26 Genesene. Gesundheitsbehörden gehen davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen höher sein könnten, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters.
Ugandas Präsident Yoweri Museveni verkündete am 15. Oktober Maßnahmen gegen eine weitere Ausbreitung der Ebola-Fälle, wie eine nächtliche Ausgangssperre und Reisebeschränkungen in und aus zwei von Ebola betroffenen Distrikten für 21 Tage. Zudem verstärken Nachbarländer wie Kenia, Tansania und Ruanda an den Grenzen zu Uganda die Überwachung von Ebola-Fällen. Beim bislang größten Ebola-Ausbruch in den Jahren 2014 bis 2016 starben laut RKI mehr als 11.000 der über 28.000 Infizierten.
Keine Medikament und Impfungen gegen neue Variante
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht in dem Ebola-Ausbruch ein hohes Risiko für ernste Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit, gerade weil bisher keine lizenzierten Medikamente oder Impfstoffe gegen die Sudanvariante verfügbar seien. Die Länder Afrikas seien heute jedoch deutlich besser auf solche Ausbrüche vorbereitet als noch vor vielen Jahren, etwa was die Diagnosemöglichkeiten angeht, betont der Virologe Stephan Günther vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin.
Dem UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) fehlt es nach eigenen Angaben an Geld, um das Land mit ausreichenden Hygieneartikeln zu unterstützen. Bis Jahresende fehlen rund 700 Millionen Euro. Aufgrund des Zusammentreffens von Krieg und Gewalt steigt der Bedarf und schon jetzt leiden wichtige Hilfsprogramme unter dem finanziellen Engpass. Gelder erhalten sie vor allem durch Spenden von Regierungen, Stiftungen, Privatunternehmen und Privatpersonen.
Erster Ausbruch der Sudanvariante in Uganda seit 2012
Bestätigt wurde der Ausbruch der Variante des Ebola-Erregers in Uganda am 20. September durch die dortigen Gesundheitsbehörden. Es ist laut WHO der erste Ausbruch dieser Art in Uganda seit 2012.
Vor dem aktuellen Ausbruch gab es insgesamt sieben Ebola-Ausbrüche durch die Sudanvariante, drei im Sudan und vier in Uganda in den Jahren 2000, 2011 und zwei Mal im Jahr 2012. Schätzungen zufolge starben zwischen 41 und 100 Prozent der Infizierten während der vergangenen Ausbrüche, wie die WHO angibt.
Größter Ebola-Ausbruch 2014 bis 2016
Das Ebolavirus wurde 1976 in Zaire in der heutigen Demokratischen Republik Kongo entdeckt. Seitdem ist es laut Robert Koch-Institut (RKI) ausschließlich in Afrika südlich der Sahara aufgetreten. Im selben Jahr wurde im Südsudan erstmals die Sudanvariante nachgewiesen.
Der große Ebola-Ausbruch von 2014 bis 2016, der weltweit für Aufruhr sorgte, wurde durch das Ebolavirus, ehemals Zaire-Ebolavirus genannt, verursacht und betraf vor allem die westafrikanischen Länder Guinea, Sierra Leone und Liberia. Bei diesem Ausbruch wurden vereinzelt auch Ebola-Fälle in die USA und Europa getragen.
Mehrere Subkategorien
Ebola, auch Ebolafieber genannt, ist eine seltene und lebensbedrohliche Infektionskrankheit, die durch eine Ansteckung mit dem Ebolavirus oder nahverwandten Viren verursacht wird. Nach einer 2019 eingeführten Klassifizierung (ICD-11) werden Ebola-Erkrankungen abhängig vom auslösenden Virus in Subkategorien unterteilt. Die durch die Sudanvariante ausgelöste Ebola-Erkrankung wird als "Sudan virus disease" bezeichnet.
Das Virus stammt ursprünglich von Wildtieren und ging durch den Kontakt mit infizierten Tieren auf den Menschen über. Die weitere Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt durch körperlichen Kontakt mit Ebola-Patienten oder Verstorbenen, vor allem durch Kontakt mit deren Körperflüssigkeiten. Dabei sind Infizierte erst dann ansteckend, wenn sie Symptome zeigen. Die Inkubationszeit zwischen Infektion und Krankheitsausbruch beträgt laut dem Gesundheitsministerium in Uganda zwischen 2 und 21 Tagen.
Die Symptome einer Infektion können laut WHO plötzlich auftreten, dazu gehören Fieber, Müdigkeit, Kopf- und Muskelschmerzen sowie ein trockener Hals. Später folgen Erbrechen, Durchfall, Ausschläge und Symptome einer beeinträchtigten Nieren- und Leberfunktion. Auch innere und äußere Blutungen können auftreten.
Impfungen und Medikamente in der Entwicklung
Bisher gibt es zwei Impfungen gegen Ebola auf dem Markt: Der Impfstoff "Ervebo", der WHO-Angaben zufolge jedoch nur gegen das ursprüngliche Ebolavirus wirksam ist und nicht gegen die Sudanvariante. Zudem gibt es eine Kombinationsimpfung aus den Impfstoffen "Zabdeno" und "Mvabea", die nacheinander mit einem Abstand von acht Wochen verimpft werden. Diese Impfung wurde zum Schutz vor einer Erkrankung durch das Ebolavirus und weiteren Viren, darunter die Sudanvariante, entwickelt.
Allerdings wirkt die Kombinationsimpfung laut WHO nur gegen andere Varianten des Ebolavirus. Der Schutz der Impfstoffe gegen die Sudanvariante wurde bislang allerdings nicht offiziell bestätigt. Ohnehin würde die Impfung erst einige Tage nach der zweiten Impfdosis einen Schutz bieten und eigne sich daher nicht als unmittelbare Reaktion auf einen Ausbruch, so die WHO.
Impfstoffe in Entwicklung
Der Fokus der Impfstoff-Entwicklung lag gerade durch den großen Ausbruch in den Jahren 2014 bis 2016 besonders auf dem Ebolavirus, erklärt Virologe Günther. Der aktuelle Ausbruch der Sudanvariante müsse natürlich so schnell wie möglich unter Kontrolle gebracht werden. Der Ausbruch biete jedoch, so Günther, auch die Möglichkeit, Medikamente und Impfstoffkandidaten gegen diese Variante klinisch auf ihre Wirksamkeit beim Menschen zu testen.
Derzeit seien laut WHO mindestens sechs Impfstoffe gegen die Sudanvariante in der Entwicklung, berichtet Reuters. Medikamente zeigten laut Günther Wirksamkeit bei Primaten, wurden jedoch noch nicht auf ihre Wirksamkeit beim Menschen getestet.
Was passiert, wenn Ebola in Deutschland auftreten sollte?
Das RKI gibt diesbezüglich Entwarnung. Selbst wenn einzelne Fälle auftreten sollten, seien in Deutschland alle Voraussetzungen zur stringenten Unterbrechung von Infektionsketten und zur sicheren Versorgung Erkrankter gegeben.
Auch Virologe Günther hält eine größere Verbreitung von Ebola, etwa durch zurückgekehrte infizierte Touristen für "extrem unwahrscheinlich". Schließlich wisse medizinisches Personal sich zu schützen, zumal sich Ebola-Erreger, anders als etwa Coronaviren, nicht über Aerosole in der Luft verbreiten könnten, sondern nur durch den Kontakt mit infizierten Körperflüssigkeiten.