Eine Frau arbeitet im Homeoffice an einem Bildschirm.

Gesundheit Digitaler Augenstress durch Bildschirmarbeit

Stand: 07.12.2024 14:24 Uhr

Täglich mehrere Stunden vor dem Rechner sitzen und auf den Bildschirm schauen - das kann Kopfschmerzen verursachen. Eine falsche Brille kann unsere Augen zusätzlich belasten.

Von Emily Burkhart und Leila Boucheligua, SWR

Stundenlang am Bildschirm zu arbeiten, kann zu trockenen, angespannten und müden Augen führen. Betroffene leiden unter dem sogenannten Computer Vision Syndrom (CVS).  

"Das ist ein relativ neuer Begriff", sagt in einem Gespräch mit dem SWR Wolf Lagrèze von der Universitätsaugenklinik Freiburg. Er ist Präsidiumsmitglied der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft e.V. (DOG), die in einer aktuellen Veröffentlichung darauf hinweist, dass beim digitalen Augenstress auch Sehhilfen wie Gleitsichtbrillen Teil des Problems sein können.

Blinzeln ist wichtig, um klar sehen zu können

Das Computer Vision Syndrom wird dadurch ausgelöst, dass wir vor dem Rechner deutlich weniger blinzeln, erklärt Lagrèze. Denn: Damit wir möglichst viele visuelle Informationen vom Bildschirm aufnehmen können, reduzieren wir unwillkürlich die Blinzelfrequenz - und zwar um den Faktor drei. "Und dann bedeutet das, dass der Tränenfilm nicht mehr so stabil ist, schneller Mal aufreißt und dann die Augen brennen und müde werden und vielleicht auch am Ende des Tages leicht gerötet sind."

Bewusst daran zu denken, ausreichend oft zu blinzeln, könne schon helfen. Lagrèze rät außerdem zu kleinen Pausen: "Vielleicht alle zehn Minuten mal für zehn Sekunden die Augen schließen, dass die Augenoberfläche sich beruhigen kann."

Gleitsichtbrillen führen zur Fehlhaltung vor dem Bildschirm

Im Alter müssen viele Menschen ein Buch oder eine Zeitung immer weiter weghalten, um die Buchstaben klar lesen zu können. Sie sind von der Alterssichtigkeit betroffen. Wer sich dem 50. Lebensjahr nähert und bemerkt, dass sich vor dem Computer Kopfschmerzen einstellen, sollte zuerst an eine Alterssichtigkeit denken, sagt die DOG.

Viele Menschen greifen dann zu einer Gleitsichtbrille. Das Problem: Mit dem Alter können sich die Augen schlechter auf das Brillenglas einstellen, sodass nur noch ein Durchblickpunkt bleibt, durch den scharf gesehen werden kann, erklärt DOG-Experte Lagrèze.

"Das bedeutet, dass ich meinen Kopf gar nicht mehr bewegen kann, denn sonst bewegt sich die Brille und ich würde sofort unscharf sehen. Das heißt, ich friere mit meiner Körperhaltung vor dem Rechner ein. Wenn ich das ein paar Stunden mache, bekomme ich einen steifen Nacken, Verspannungen, Schulter- und Rückenschmerzen."

Besser ist eine speziell angefertigte Arbeitsplatz- oder Computerbrille. Viele Betriebe unterstützen das finanziell.

Die Ursache von Kopfschmerzen können auch Augenkrankheiten sein

Die häufigsten Gründe für Kopfschmerzen sind Verspannungen oder eine Migräne, sagt Lagrèze. Doch auch Erkrankungen der Augen können sich durch Kopfschmerzen bemerkbar machen, wie beispielsweise eine Aderhautentzündung oder eine Verletzung der Hornhaut. Die meisten Augenerkrankungen sind harmlos, und nur selten handelt es sich um Notfallsituationen.

Besonders starke Kopfschmerzen und Symptome wie das Sehen von Doppelbildern, ein hängendes Augenlid oder ungleich weite Pupillen können Anzeichen auf einen Hirninfarkt oder eine Hirnblutung sein - hier sollten sie sofort handeln und einen Notruf absetzen.

Dieses Thema im Programm: Über das Thema berichtete SWR Kultur in Wissen aktuell – Impuls am 02.12.2024 um 16:05 Uhr