Raumfahrt Abschied vom fliegenden Teleskop SOFIA
Ihren letzten Flug hat die fliegende Sternwarte SOFIA hinter sich, doch ihr Erbe wird die Wissenschaft weiter beschäftigen. Die Uni Stuttgart zieht Bilanz aus zwölf Jahren Forschung.
Das Teleskop SOFIA ist ein außergewöhnliches Forschungsinstrument. In der Stratosphäre, hoch über den Wolken, lässt sich in dem umgebauten Jumbo-Jet eine Luke öffnen. Dahinter steckt ein Weltraumteleskop.
Zwölf Jahre lang nahm SOFIA so Bilder von fernen Galaxien auf. Die Aufnahmen ermöglichten Forschenden bahnbrechende Entdeckungen. Doch im April 2022 wurde überraschend das Ende der Forschungsflüge angekündigt. Die Universität Stuttgart, Projektpartnerin von SOFIA, blickte diese Woche auf die Highlights der Mission zurück und zog Bilanz.
Einzigartige Messvorrichtung
Das Akronym SOFIA steht für Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie. Hoch über den Wolken sammelte das Flugzeug mit einem Teleskop an Bord Infrarot-Strahlung aus dem Weltall. Dieses Infrarot-Teleskop wurde in Deutschland gebaut und so konstruiert, dass es die Schwankungen des Flugzeugs ausgleichen kann.
Mit zwölf bis 14 Kilometern Höhe war SOFIA etwas höher unterwegs als Passagierflugzeuge. Auf diese Weise schafften es die Forschenden, dem Wasserdampf in den unteren Schichten der Erdatmosphäre zu entkommen und einen klaren Blick ins Weltall zu erlangen. Denn selbst an einem wolkenlosen Tag ist immer noch genug Wasserdampf in der Luft, dass von der Infrarotstrahlung aus dem Weltall kaum etwas auf der Erde ankommt.
Das SOFIA-Teleskop nahm Infrarot-Strahlung aus dem Weltall auf.
Neue Hinweise zum Urknall
Mit SOFIAs Daten gelangen einige wichtige Entdeckungen der Astrophysik. Das Teleskop habe mehrere Moleküle zum ersten Mal im Universum detektiert, erklärt die Astronomin Dörte Mehlert vom Deutschen SOFIA Institut in Stuttgart. "Eins davon war Heliumhydrid. Die Detektion hat uns indirekt bestätigt, wie wir uns vorstellen, wie unser Universum entstanden ist mit dem Urknall." Eine weitere Entdeckung: SOFIA fand Wassermoleküle auf den sonnenbeschienenen Stellen des Mondes - eine Überraschung für die Forschenden, erzählt Mehlert.
(Zu) frühes Aus für SOFIA
Dass SOFIA trotz ihrer Erfolge frühzeitig eingestellt wurde, kam für die Forschenden an der Universität Stuttgart überraschend. Eigentlich war das Gemeinschaftsprojekt des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums DLR und der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA auf mindestens 20 Jahre ausgelegt. Doch 2022 entzogen die US-Amerikaner dem Projekt bereits nach zwölf Jahren die Finanzierung. Ihrer Ansicht nach rechtfertigte der wissenschaftliche Nutzen nicht mehr die laufenden Kosten von 80 Millionen Dollar im Jahr. Andere Teleskope wie das James-Webb-Weltraumteleskop könnten inzwischen ähnliche Daten liefern.
Die Universität Stuttgart war als Projektpartnerin des DLR enttäuscht von der Entscheidung. Das Projekt kostete zwar viel Geld und eine regelmäßige Evaluierung zur Effizienz der Mission sei grundsätzlich gut, findet Mehlert, aber: "Was völlig unverständlich war, dass man das dann so schnell runtergefahren hat."
Daten-Erbe wird weiter erforscht
Doch auch wenn SOFIA nicht mehr fliegt, ihr Erbe wird die Universität Stuttgart noch weiter beschäftigen: In den kommenden Jahren wird ein neues Datenzentrum etabliert, um die gesammelten Daten der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen. Denn das James Webb-Teleskop kann nicht alle Daten von SOFIA ersetzen, wie der Astronom und Ingenieur Christian Fischer erklärt. "James-Webb hat eine viel höhere Auflösung, schaut sich viel kleinere, viel feinere Details an als wir. Dafür können wir größere Teile des Himmels sehr, sehr schnell kartieren."
Die Aufnahmen des James-Webb-Teleskops und von SOFIA passen daher gut zusammen, erklärt Fischer. "Wir müssen das so ablegen, dass irgendwann, wenn in zehn bis 15 Jahren die Leute mit James-Webb beobachten, sie wieder denken, verdammt, ich brauche auch diese SOFIA-Daten. Und dann müssen sie verfügbar sein."
SOFIA selbst ist seit ihrem letzten Flug im Jahr 2022 im Ruhestand und wird nun in einem Flugzeugmuseum in Tucson im amerikanischen Bundesstaat Arizona ausgestellt. Doch vielleicht können ihre Daten auch in Zukunft noch einen Beitrag zu neuen Entdeckungen leisten.