NASA-Forschungsprojekt zu Ufos Alles nur optische Täuschungen?
In den USA werden immer wieder vermeintliche Ufos gemeldet. Ein Gremium von Wissenschaftlern versucht im Auftrag der Raumfahrtbehörde NASA herauszufinden, um was es sich dabei wirklich handelt.
45.000 Flugzeuge starten in den USA täglich. Hinzu kommen mehr als zwei Millionen Modellflugzeuge und Drohnen sowie fast 200 Ballons. So viel Andrang am Himmel bietet Raum für Fehldeutungen.
"Wenn Sie etwas Ungewöhnliches sehen, müssen Sie sich zunächst vergewissern, woher die Daten stammen", gibt David Spergel von der Simons Foundation zur Förderung von Grundlagenforschung zu Bedenken. Veraltete Informationen auszuwerten, die mit dafür nicht vorgesehenen Instrumenten eingefangen worden seien, sei nicht ganz ohne.
Ufos heißen jetzt UAP
Spergel ist der Vorsitzende eines neuen Komitees zur Untersuchung solcher Phänomene, das die US-Raumfahrtbehörde NASA eingesetzt hat. Es besteht aus 16 Wissenschaftlern, die sich mehr oder weniger mit der Erforschung des Weltraums beschäftigen.
Weil der NASA die Bezeichnung "Ufo" (Unidentified Flying Object) zu reißerisch klang, ist stattdessen von UAP die Rede. Doch selbst damit gibt es Probleme: "Die Definition von UAP hat sich in den vergangenen Monaten geändert", erklärt Nadia Drake, die dem Gremium als Wissenschaftsjournalistin angehört. Ursprünglich stand die Abkürzung für Unidentified Aerial Phenomena und bezog sich auf Ereignisse innerhalb der Erdatmosphäre. Mittlerweile steht das A für Anormal und umfasst jetzt auch den Weltraum und die Ozeane.
Zu Lande, zu Wasser und in der Luft
Aber so ganz erschließt sich den Experten der Grund für die Erweiterung des Untersuchungsgegenstandes nicht. "Die meisten unerklärlichen Berichte stammen von Flugzeugbesatzungen", so Sean Kirkpatrick aus dem im US-Verteidigungsministerium angesiedelten All-domain Anomaly Resolution Office (AARO). "Ich verfüge bislang über keinerlei Vorkommnisse aus dem All und über keine aus dem Meer."
Wo immer solche Phänomene auftreten, bereiten sie denen Kopfzerbrechen, die sie ohne Zuhilfenahme außerirdischer Raumschiffe erklären wollen. Dabei verlassen sich die Experten weder auf Zeugenaussagen noch auf verwackelte Fotos und Videos. Vielmehr nähern sie sich dem Material wissenschaftlich, wie Joshua Semeter, Direktor des Zentrums für Weltraumphysik der Boston University, am Beispiel des berühmten "Go-Fast"-Videos veranschaulicht. Es zeigt eine von oben aufgenommene Kugel, die sich mit scheinbar sehr hoher Geschwindigkeit über die Wasseroberfläche bewegt.
Nichts ist so schnell, wie es scheint
Nach Auswertung von Daten wie der Flughöhe des Jets, der das Video aufgenommen hat, des Kamerablickwinkels, der zurückgelegten Strecke und der Geschwindigkeit des Flugzeugs zeigte sich, dass das rätselhafte Objekt dem Namen "Go Fast" doch keine Ehre macht. "Das Objekt scheint etwa vier Kilometer hoch zu fliegen", bilanziert Semeter. Es fliege ungefähr in der Mitte zwischen dem Ozean und dem Flugzeug. "Die Wasseroberfläche beginnt also erst mehrere Kilometer unter dem Objekt."
Kugel könnte ein Ballon gewesen sein
Somit rast diese Kugel also keinesfalls dicht über dem Wasser, wie es im Video den Anschein hat. Anhand der Flugdaten des Jets konnten die Forscher berechnen, dass sich das Objekt in der 22 Sekunden langen Aufnahme nur 390 Meter fortbewegt hat. Der Großteil der scheinbaren Bewegung des Objekts lässt sich auf das Tempo des Beobachtungsflugzeugs zurückführen, das mit fast 700 Kilometern pro Stunde geflogen ist.
Die Kugel selbst hatte also nur eine Geschwindigkeit von rund 60 km/h. Und das entspricht ziemlich genau der Windgeschwindigkeit in vier Kilometern Höhe. Bei diesem Tempo könnte es sich also genauso gut um einen konventionellen Ballon handeln. Bis Ende Juli wollen sich die Wissenschaftler weitere solcher Beispiele ansehen und dann einen Bericht vorlegen.