Ehrgeiziges Raumfahrtprogramm China soll "starke Weltraumnation" werden
Mit dem Start der SpaceX-Rakete machen die US-Amerikaner im Rennen um die Vorherrschaft im All wieder Boden gut. Doch China holt rasant auf. Und die Frage nach dem Sinn der Raumfahrt ist dort verpönt.
Ende 2003 schickte die Volksrepublik China erstmals einen Raumfahrer in die Erdumlaufbahn: Yang Liwei. Er ist seitdem ein Mega-Star, in China kennt ihn jedes Kind. Bis heute folgten Yang zehn weitere "Taikongren" - so heißen Astronauten auf Chinesisch. Bei den insgesamt neun Männern und zwei Frauen wird es nicht bleiben, denn China weitet sein ehrgeiziges Raumfahrtprogramm seit Jahren konsequent aus - mit beeindruckendem Tempo.
Anfang Mai testete Chinas Raumfahrtbehörde einen neuen Raumschiff-Prototypen. Die Kapsel startete von der südchinesischen Insel Hainan aus unbemannt ins All. Gut zweieinhalb Tage lang umkreiste sie die Erde, ferngesteuert wurden diverse Geräte und Funktionen an Bord der Raumfähre getestet Am 8. Mai schwebte sie an einem riesigen rot-weißen Fallschirm hängend wieder zur Erde und landete sicher in der Steppe im Norden Chinas.
Raumfahrtprogramm als Propaganda
Die neue chinesische Raumkapsel soll nach Medienberichten künftig bis zu sieben Raumfahrer gleichzeitig ins All befördern können. Am Sonntag trat in Peking Zhou Jianping vor die Presse, der Chefentwickler von Chinas bemanntem Raumfahrtprogramm: "Chinas Raumfahrt wird mit Sicherheit nicht auf die Erdumlaufbahn beschränkt bleiben. Wir werden uns auch den Mond und Ziele darüber hinaus vornehmen." In den nächsten Jahren wird China eine neue relativ große Raumstation in die Erdumlaufbahn schicken. Bis in zehn Jahren soll eine Chinesin oder ein Chinese erstmals den Mond betreten.
Für die kommunistische Führung in Peking geht es bei dem Weltraumprogramm um mehr als nur um Forschung und Wissenschaft. Das Ganze hat auch eine enorme politische und propagandistische Komponente.
Langzeitplanung in China einfacher
Während sich die US-amerikanische NASA und die europäische ESA auch gerne mal locker und publikumsnah inszenieren, geht es bei Chinas Raumfahrtbehörde streng und fast schon martialisch zu. Raumfahrt ist in China Verschlusssache und Sache des Militärs. Und wie alles Staatliche in China untersteht die Raumfahrt der Kommunistischen Partei und deren Anführer, Staatschef Xi Jinping.
Wu Weiren, der Leiter des chinesischen Mondprogramms, sagt dazu: "Partei-Generalsekretär Xi Jinping hat uns aufgefordert, das Universum zu erforschen und China zu einer starken Weltraumnation zu machen. Diesen Traum werden wir verwirklichen."
Über das Budget des chinesischen Weltraumprogrammes gibt es keine offiziellen Zahlen. Die Schätzungen reichen von rund zwei bis acht Milliarden Euro pro Jahr. Anders als in Europa oder den USA wird in der Diktatur China über Vor- und Nachteile der Ausgaben für die Raumfahrt nicht offen diskutiert. Und weil es in China weder Wahlen noch Legislaturperioden gibt, ist auch die langfristige Planung des chinesischen Weltraumprogrammes deutlich einfacher als in demokratischen Ländern.
Schon morgen wird die Landung der chinesischen Rakete "Langer Marsch 5B" erwartet.