Mögliche NS-Verbindungen Nannens Historiker arbeiten Geschichte des "Stern" auf
Die Geschichte der Illustrierten "Stern" wird zum Forschungsgegenstand: Münchner Historiker untersuchen besonders die Jahre 1948 bis 1983 und eine mögliche NS-Verwicklung des "Stern"-Gründers Nannen.
Historiker sollen die Geschichte der Illustrierten "Stern" auf Verbindungen zur NS-Zeit durchleuchten. Der Medienkonzern Bertelsmann hat das Institut für Zeitgeschichte (IfZ) in München mit der unabhängigen Untersuchung beauftragt, wie das Mutterhaus des "Stern" mitteilte.
Besonders der Umgang des "Stern"-Gründers und langjährigen Chefredakteurs und Herausgebers Henri Nannen (1913-1996) mit dem Nationalsozialismus wird zum Forschungsgegenstand für das IfZ. Man setze auf offenen Austausch und Transparenz, so Bertelsmann.
Den Forschungsauftrag habe der Bertelsmann-Vorstand in enger Zusammenarbeit mit den beteiligten Tochterfirmen und Institutionen initiiert, teilte das Unternehmen in Gütersloh mit. Dazu zählten die Geschäftsführung von RTL Deutschland, unter dessen Dach der "Stern" seit einem Konzernumbau angesiedelt ist, die "Stern"-Chefredaktion und die Henri-Nannen-Schule für Journalismus.
Im Mai hatte ein Beitrag des Rechercheformats "STRG_F" des NDR mit Details zur Vergangenheit Nannens im Zweiten Weltkrieg die Debatte angestoßen. Der Nannen Preis für herausragenden Journalismus war daraufhin einmalig als "Stern Preis" verliehen worden. Die Streichung des Namens aus dem Impressum des Magazins und eine Umbenennung der Henri-Nannen-Schule werden weiter diskutiert.
Jahre 1948 bis 1983 im Fokus
Die historische Analyse soll die Jahre ab Gründung des "Sterns" 1948 bis zum Ausscheiden Nannens 1983 betrachten. Im Mittelpunkt stehe die Frage nach "politischen, personellen und inhaltlichen Verflechtungen und Verbindungen zur Zeit des Nationalsozialismus", hieß es.
Projekt auf mehrere Jahre angelegt
Aufbauend auf bereits bestehender Forschung sollen weitergehende Analysen vorgenommen werden, etwa zu Themen, Texten und der Bildsprache des "Stern". Das umfangreiche Bildarchiv, das 2018 der Bayerischen Staatsbibliothek zur Erschließung übergeben worden war, solle dabei einbezogen werden.
Ziel sei es, eine sachliche Grundlage für die öffentliche Debatte um eine mögliche NS-Verwicklung Nannens zu schaffen, bestehende Forschungen zu ergänzen und den aktuellen Kenntnisstand zur Geschichte des deutschen Journalismus nach 1945 zu erweitern. Das Projekt ist den Angaben nach auf mehrere Jahre angelegt. Erwogen werde zudem eine wissenschaftliche Tagung auf der eine erste Bestandsaufnahme vorgenommen werden könnte.