Thomas Rabe

Globale Expansion geht weiter Die Bertelsmann-Strategie

Stand: 30.03.2021 14:29 Uhr

Bertelsmann, Deutschlands größter Medienkonzern, ist weiter im Wachstumsmodus. Auch im Corona-Jahr hat das Unternehmen durch Übernahmen und Sparmaßnahmen seine Marktposition ausgebaut - und setzt auf vier Bereiche.

Von Andreas Braun, tagesschau.de

Der Bertelsmann-Konzern wächst auch in der Corona-Krise. Die Strategie von Vorstandschef Thomas Rabe scheint aufzugehen: Geschickte Investitionen, Einsparungen und Zusammenlegungen unter dem Konzerndach sowie der Ausbau des Digital-Geschäfts haben die Bilanz des Unternehmens im vergangenen Jahr vor allzu großen Corona-Schäden bewahrt.

Zwar gingen die die Gesamtumsätze im Jahr 2020 um rund vier Prozent auf 17,3 Milliarden Euro zurück. Dennoch steigerte Bertelsmann sein Ergebnis im Corona-Jahr sogar noch. Operativ, also aus dem laufenden Geschäft, kletterte das Ergebnis auf einen Rekordwert von mehr als drei Milliarden Euro. Netto steigerte das Medien-Unternehmen seinen Gewinn um ein Drittel auf 1,5 Milliarden Euro.

Buchverlag gleicht TV-Einbruch aus

Ein Blick auf die Unternehmensbereiche zeigt, wie Konzernchef Rabe Bertelsmann durch die Pandemie gesteuert hat. So musste Rabe, der in Personalunion auch die Tochter-Gesellschaft RTL führt, bei der TV-Senderfamilie deutliche Einbußen bei den Werbeerlösen hinnehmen. Der Umsatz bei der RTL Group ging ebenso wie deren Ergebnis im Jahr 2020 zurück.

Dafür sprangen gleich mehrere Geschäftsbereiche in die Bresche: Das Verlagshaus Penguin Random House steigerte Erlöse und Gewinne deutlich. Ebenso klar wuchs aber auch die Tochtergesellschaft Arvato, die mit 4,2 Milliarden Euro Umsatz sogar der zweitgrößte Konzernbereich geworden ist. Arvato ist ein System- und IT-Dienstleister, der auch Logistik- und Finanzdienstleistungen für Kunden aus verschiedensten Branchen anbietet - Dienste, die im Corona-Jahr gefragt waren wie nie.

Neben den drei Hauptsäulen des Konzerns haben weiterhin kleinere Bereiche wie der Print- und Digitalverlag Gruner + Jahr, der Musikverlag BMG und der Schulungsbereich Bertelsmann Online Education wichtige Funktionen im Gesamtkonzern. Das Drehen an der Sparschraube im Unternehmen und der Verkauf einiger konzerneigener Immobilien haben Bertelsmann insgesamt so trotz der Pandemie einen Gewinnzuwachs beschert.

Fünf Wachstumsfelder

Konzernchef Rabe, der bei Bertelsmann bereits seit 2012 im Amt ist und dessen Vertrag vor kurzem bis 2026 verlängert wurde, verfolgt eine Wachstumstrategie in fünf Feldern, von denen drei allerdings entscheidend sind: Im Bereich "Nationale Media-Champions" baute die Senderkette RTL ihre Streaming-Angebote aus und warb neue Abonnenten dafür. Die RTL Group hat im vergangenen Jahr RTL Belgium und Super RTL komplett übernommen. Beteiligungen an Broadband TV der Werbetechnologietochter SpotX wurden veräußert. Zudem soll die Zusammenarbeit mit der Tochter Gruner + Jahr verbessert werden.

In der strategischen Säule "Globale Inhalte" war im vergangenen Jahr die Komplett-Übernahme von Penguin Random House der wichtigste Schritt. Die global tätige Verlagskette hat ihre Umsatz- und Ergebnisbeiträge nicht zuletzt dank der Vermarktung von Ex-US-Präsident Barack Obamas Buch "A Promised Land" erhöht. Zudem soll die amerikanischen Verlagsgruppe Simon & Schuster gekauft werden. Die Musiktochter BMG spielt bei der Produktion und der Vermarktung digitaler Inhalte ebenfalls eine wichtige Rolle.

Der IT- und Logistik-Dienstleister Arvato soll im Bereich "Globale Dienstleistungen" ebenfalls weiter auf Wachstum getrimmt werden. Dazu wurden mehrere internationale Logistikzentren erweitert. Im Juni 2020 beteiligte sich der IT-Dienstleister Experian an der Finanztochter Arvato Financial Solutions (AFS), um die gemeinsame Marktposition zu stärken. Zu den drei Kernbereichen kommen noch die Sparte Onlinebildung und die Beteiligungsgesellschaft Bertelsmann Investments, die vorwiegend in schnell wachsende Firmen aus Asien und Lateinamerika investiert.

Tech-Konzerne als Konkurrenten

Im Kampf um Marktanteile im Mediensektor ist für Bertelsmann nicht nur die traditionelle Konkurrenz unter den Verlagshäusern entscheidend. Konzernchef Rabe hatte jüngst in einem "Handelsblatt"-Interview die großen Tech-Konzerne wie Google oder Facebook als die eigentlichen Herausforderer bezeichnet. Mehr Kooperation im eigenen Medienhaus, aber auch mit Partnern soll dabei helfen. Zum Beispiel durch eine Zusammenarbeit mit der Telekom, die RTL-Streamingdienste in einige ihrer Tarife integriert.

"Digital first", der Slogan des Konkurrenten Springer, scheint auch bei Bertelsmann das Gebot der Stunde. Der Anteil der Digitalgeschäfte liegt inzwischen bei 53 Prozent.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete B5 aktuell am 30. März 2021 um 13:40 Uhr.