Ludwigsstadt in Bayern Spuren von erstem Massensterben gefunden?
In Bayern sollen auf Schiefergestein 443 Millionen Jahre alte Belege für das erste Massensterben entdeckt worden sein. Damals seien vermutlich durch eine Klimaerwärmung rund 85 Prozent der Tierarten ausgestorben.
Sie sollen Belege für das erste Massensterben der Erdgeschichte sein: Geologen sind im oberfränkischen Ludwigsstadt auf die 443 Millionen Jahre alten Spuren im Schiefergestein gestoßen, wie das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) mitteilte.
Bei städtischen Bauarbeiten seien sie in einer freigelegten Straßenböschung entdeckt worden. "Damals lag die Gegend um Ludwigsstadt komplett unter Wasser und war Teil eines riesigen Ozeans, bevor eine bis heute rätselhafte Katastrophe praktisch fast alles Leben im Meer auslöschte", sagte Roland Eichhorn, Leiter des Geologischen Dienstes am LfU. "Jetzt gelang es zum ersten Mal, die Spuren dieses Massensterbens auch in bayerischen Gesteinen nachzuweisen."
Das Ergebnis der ersten Probebohrung aus der 443 Millionen Jahre alten Gesteinsschicht aus dem Erdzeitalter Silur.
"Die Gesteine sind uralt und dennoch brandaktuell"
Mit einem Bagger wurde das Schiefergestein weiter freigelegt, damit LfU-Geologen mit einem speziellen Diamantbohrer Gesteinsproben für weitere Untersuchungen entnehmen konnten. Anhand dieser Proben soll auch geprüft werden, wie die Fundschicht als Geotop für die Öffentlichkeit erhalten werden kann.
"Die Gesteine sind uralt und dennoch brandaktuell", sagte Eichhorn. Nun würden sie in Kooperation mit der Uni Freiberg genauer untersucht, um so Rückschlüsse zu gewinnen, wie es zu dem Massensterben kam. "Denn Forscher vermuten, dass damals eine weltweite deutliche Klimaerwärmung der Auslöser dieser Katastrophe war", so der Geologe.
Georg Loth (l-r), Torsten Hahn, beide Geologen am Bayerischen Landesamt für Umwelt, und Roland Eichhorn, Leiter des Geologischen Dienstes am Landesamt für Umwelt, beobachten die Grabung am Hang in Ludwigsstadt.
Wissenschaftler vermuten Klimaerwärmung als Auslöser
Vor 443 Millionen Jahren habe sich alles Leben im Ozean abgespielt. Landbewohner habe es noch keine gegeben, hieß es vom LfU. Jüngste Forschungsergebnisse ließen vermuten, dass gewaltige Vulkanausbrüche Unmengen an klimawirksamen Treibhausgasen in die Atmosphäre schleuderten.
Es sei demnach zur Klimaerwärmung gekommen, wodurch sich die Ozeane aufgeheizt hätten, der darin gelöste Sauerstoff entwichen sei und die Meeresbewohner im wahrsten Wortsinn erstickt seien. Rund 85 Prozent aller Tierarten, darunter viele Muscheln, Korallen und Stachelhäuter seien damals ausgestorben.