Weihnachtsbeleuchtung an einem Haus in Brentry, Bristol England

Kunstlicht Lichterketten können Tiere durcheinanderbringen

Stand: 20.12.2024 15:33 Uhr

Alle Jahre wieder funkeln zur Weihnachtszeit nicht nur Kerzen, sondern Millionen LED-Lämpchen. Diese vielen Lichtquellen können negative Folgen für Natur, Tiere und Menschen haben.

Von Anette Kolb, BR

Laut einer repräsentativen Umfrage besitzen deutsche Haushalte rund 21 Milliarden Weihnachtslämpchen. Es funkelt und blinkt an Tannenbäumen, Dachgiebeln und in Schaufenstern. Viele Städte und Gemeinden investieren in üppige Weihnachtsbeleuchtung mit Lichtprojektionen, Laternentoppern und Leuchtfiguren. Was für viele Menschen die Vorweihnachtsstimmung hebt, hat für andere auch eine Schattenseite: Lichtverschmutzung.

Helllichte Nacht - Lichtverschmutzung

Lichtverschmutzung nennt man eine Überzahl an künstlichen Lichtquellen, die den Nachthimmel aufhellen. Sterne sind kaum noch zu sehen. Laut dem "Weltatlas der Lichtverschmutzung" leben mehr als 80 Prozent der Weltbevölkerung und sogar mehr als 99 Prozent der Menschen in Europa und den USA unter einer Lichtglocke.

Künstliches Licht bedroht das Ökosystem

Die Lichtverschmutzung hat negative Folgen: Menschen schlafen schlechter, Insekten werden von künstlichem Licht angezogen, umschwirren es und sterben dann vor Erschöpfung. Zugvögel verlieren ihre Orientierung und Singvögel ihre dunklen Schlafplätze. Bäume treiben früher aus. Der Klimawandel verschärft das Problem, denn Insekten und Zugvögel überwintern mittlerweile oft hier.

Weihnachtsbeleuchtung als Lichtverschmutzer?

Viel mehr Auswirkungen als Weihnachtsbeleuchtung haben Straßenlaternen, Lichtreklamen, beleuchtete Schaufenster und Denkmäler - sie strahlen das ganze Jahr über auch in die Höhe und erhellen die Dunkelheit. Die Weihnachtsbeleuchtung trägt einen kleinen Teil zur Lichtverschmutzung bei. Sie hängt zwar nur wenige Wochen im Jahr, aber mit immer mehr LED-Lämpchen steigt auch die Menge an Weihnachtsbeleuchtung. Denn LED-Lämpchen lassen sich billig produzieren und kosten wenig Strom. Der Anteil an LED-Leuchtmitteln liegt mittlerweile bei 80 Prozent.

Gesetzliche Regelungen

Gesetzliche Regelungen gibt es in Deutschland bisher kaum, aber Initiativen in einigen Bundesländern für größere Lichtschutzgebiete. Bayern hat nach dem erfolgreichen Volksbegehren "Rettet die Bienen" 2019 den Kommunen Vorgaben gemacht, um Lichtverschmutzung zu verringern. Seitdem dürfen öffentliche Gebäude nach 23 Uhr nicht mehr angestrahlt werden. Beleuchtete Werbetafeln im Außenbereich und auch sogenannte "Himmelsstrahler" sind verboten.

Eine stichprobenartige Untersuchung des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz (LBV) 2024 in rund 70 bayerischen Städten ergab, dass sich etwa 80 Prozent der Kommunen an die Vorgaben halten. In zwölf Prozent der Fälle sei die Beleuchtung aber auch nach 23 Uhr noch angeschaltet gewesen. Auf die Weihnachtsbeleuchtung haben diese Vorgaben aber keine Auswirkungen.

Beobachtung aus dem All

Dass großflächige Maßnahmen gegen die Lichtverschmutzung eine Veränderung zeigen, lässt sich sogar von Satelliten aus beobachten. So erkennen Forschende bei Auswertungen von Satellitendaten, dass die Lichtglocke über Frankreich nicht mehr so stark ausgeprägt ist, seit die Beleuchtung in Bürogebäuden spätestens eine Stunde nach dem Ende der Nutzung ausgeschaltet werden muss und Kulturdenkmäler, öffentliche Parks und Gärten nur bis 1 Uhr morgens beleuchtet werden dürfen. Mit den Satelliten, die bisher im Einsatz sind, lassen sich allerdings nur Lichtquellen gut erfassen, die vom Boden direkt nach oben Richtung Weltall strahlen, nicht aber seitlich ausstrahlendes Licht, beispielsweise von Schildern oder aus Fenstern.

Tipps zur verantwortungsvollen Weihnachtsbeleuchtung

Es gibt einfache Tipps, die eine festliche Außenbeleuchtung zur Weihnachtszeit möglich machen und dabei Tiere und Menschen schonen:

  • Leuchtmittel mit warmweißem oder orangefarbenem Licht verwenden. Weiß-blaues Licht kann das Verhalten von Tieren stören. Ebenso blinkendes Licht. Die Farbtemperatur sollte unter 3.000 Kelvin liegen.
  • Licht möglichst schwach leuchten lassen, Dimmer nutzen.
  • Gärten oder Balkone nur punktuell und nach unten ausgerichtet beleuchten, keine flächendeckende Beleuchtung einsetzen.
  • Die Beleuchtung nach Gebrauch oder beim Zu-Bett-Gehen ausschalten oder Bewegungsmelder nutzen.

Auch eine Kerze im Fenster als Lichtpunkt in der Dunkelheit kann magische Weihnachtsatmosphäre schaffen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 20. Dezember 2024 um 11:46 Uhr.