Glücksklee im Weltraum "Kann der Ernährung von Astronauten dienen"
Glücksklee auf dem Weg zur ISS: Für ein deutsches Forscherteam aus Hannover ist ein Traum wahr geworden. Im Interview erzählt Informatiker Woiwode, wie sie auf das Experiment gekommen sind - und welche Antworten sie sich erhoffen.
tagesschau.de: Herr Woiwode, was wollen Sie an dem Glücksklee, den Sie auf die ISS geschickt haben, erforschen?
Dominik Woiwode: Wir haben für den Klee im Prinzip ein kleines Gewächshaus gebastelt, mit dem wir eine Symbiose zwischen Bakterien und dem Klee untersuchen wollen. Die Bakterien fixieren den Stickstoff und bilden dadurch Wurzel-Knöllchen, mit denen wir dann eine RNA-Analyse ausführen wollen. So wollen wir gucken, welche Auswirkung diese Mikrogravitation auf die Wurzel-Knöllchen hat.
Dominik Woiwode ist Student an der Leibniz Universität Hannover. Gemeinsam mit seinem Forscherteam setzte er sich 2021 im Wettbewerb "Überflieger 2" des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt durch. Das Experiment der Gruppe beschäftigt sich mit Pflanzenwachstum in der Schwerelosigkeit.
tagesschau.de: Geht es also am Ende ums Wachstum? Um die Frage, wie eine Pflanze da oben im Weltraum wachsen kann?
Woiwode: Genau. Es geht vor allen Dingen darum, wie man den Dünger, den man benötigt, für die Pflanzen möglichst gut ersetzen kann, sodass man auch gut düngen kann, ohne ein weiteres Mittel hinzuzufügen.
tagesschau.de: Und es geht um das Thema Schwerelosigkeit. Damit muss der Klee jetzt schließlich klarkommen, oder?
Woiwode: Genau. Im Prinzip ist es die Schwerelosigkeit, die einen gravierenden Unterschied zum Wachstum auf der Erde ausmacht. Es gibt noch ein paar andere äußerliche Faktoren, wie ein bisschen Strahlung, aber die sind wahrscheinlich für den Versuch jetzt erst mal vernachlässigbar. Wobei die natürlich auch für die Raumfahrt eine entscheidende Rolle spielen.
tagesschau.de: Was für eine Rolle kann Ihr Experiment für die Raumfahrt spielen?
Woiwode: Der Klee gehört zur Pflanzenfamilie der Leguminosen. Und zu diesen Pflanzen gehören auch Hülsenfrüchte wie Erbsen oder Linsen. Das Experiment kann also später der Ernährung von Astronauten auf langen Fahrten dienen - etwa wenn wir zum Mars fliegen wollen.
tagesschau.de: Sie haben das Experiment mit einem Team von Studenten und Studentinnen an der Universität in Hannover entwickelt. Wie lange haben Sie daran gearbeitet?
Woiwode: Wir haben uns im Oktober 2021 auf dieses Projekt beworben und wurden dann, glaube ich, im Dezember angenommen. Und seitdem, also seit knapp anderthalb Jahren, arbeiten wir daran.
Team "Glücksklee" der Leibniz Universität Hannover
tagesschau.de: Und wie kommt man als Team auf die Idee, sich für so einen Wettbewerb zu bewerben?
Woiwode: Am Anfang waren wir gar kein Team. Wir haben uns im Prinzip durch dieses Projekt gefunden, durch eine Ausschreibung auf dem Schwarzen Brett unserer Universität, wo unsere Teamleiterin gefragt hat: Wer hat Lust, an so einem Projekt teilzunehmen? Und da haben sich dann zehn Studenten gefunden, die Lust hatten, so ein Projekt durchzuführen und motiviert mitgemacht haben.
tagesschau.de: Wenn Sie jetzt noch mal auf den Start der Rakete schauen: Was war das für ein Gefühl?
Woiwode: Also zuerst konnte ich es gar nicht realisieren, dass da wirklich das eigene Experiment in dieser Rakete ist, in diesem Feuerball, der da hochfliegt. Und erst später dachte ich: Oh, das ist ja wirklich - das haben wir gemacht in den letzten Jahren. Dafür hat sich das dann doch gelohnt.
tagesschau.de: In etwa vier Wochen kommt der Klee ja wieder zurück auf die Erde. Was machen Sie dann?
Woiwode: Er wird erst mal oben auf der ISS noch bei Minus 80 Grad Celsius eingefroren und dann zu uns zurückgeschickt. Dann werden die Wurzel-Knöllchen rausgeschnitten und die RNA extrahiert, sodass diese dann analysiert werden kann.
tagesschau.de: Freuen Sie sich auf den nächsten Schritt der Forschung?
Woiwode: Ja, ich freue mich vor allem, jetzt erst mal Bilder zu bekommen von der ISS. Um zu gucken, ob die Pflanzen den Start überlebt haben, wie sie aussehen und wie groß sie geworden sind. Die nächsten Schritte, die Analyse, kommt dann im Nachhinein.
Das Interview führte Anja Martini, Wissenschaftsredakteurin tagesschau. Es wurde für die schriftliche Fassung gekürzt und redigiert.