Wohnungswirtschaft kritisiert Wird das Bauziel "krachend verfehlt"?
Von ihrem Ziel, jährlich 400.000 Wohnungen zu bauen, ist die Ampelkoalition laut dem Verband der deutschen Wohnungswirtschaft weit entfernt. Eine Studie zeigt, dass sich die Wohnungsnot in Ballungsräumen verschärft.
Nach Einschätzung des Bundesverbandes der deutschen Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) scheitert die Bundesregierung mit ihrem Versprechen, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen. Vereinspräsident Axel Gedaschko sagte der "Bild"-Zeitung: "Es droht ein Absturz mit Ansage, die Regierung wird ihr Wohnungsziel krachend verfehlen."
"Jedes Jahr weniger Wohnungen"
Konkret erwartet Gedaschko, dass in diesem Jahr in Deutschland nur rund 250.000 neue Wohnungen gebaut werden. Für 2023 sagt er den Bau von rund 200.000 Wohnungen voraus, für "2024 dann noch weniger".
Als Gründe für den deutlichen Rückgang nannte Gedaschko der "Bild" die deutlich gestiegenen Materialkosten beim Bau, höhere Zinsen und gesunkene staatliche Förderung. Dadurch müssten Bauherren bis zu 60 Prozent mehr Miete verlangen als noch vor zwei Jahren. Er forderte die Bundesregierung auf, die Zinsen für Baukredite über die staatliche KfW-Bank auf ein Prozent zu begrenzen.
Ampelkoalition will Bauziel einhalten
Trotz der Energiepreiskrise will die Bundesregierung das Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr erreichen, davon sollen 100.000 Sozialwohnungen sein. Dies soll mit rund 190 Maßnahmen gelingen, auf die sich Bauwirtschaft, Gewerkschaften, Länder, Kommunen und weitere Verbände Mitte Oktober im "Bündnis bezahlbarer Wohnraum" verständigten.
"In Großstädten bald 0,0 Prozent Leerstand"
In Ballungsgebieten sind die ohnehin niedrigen Leerstandsquoten weiter gesunken. In den schrumpfenden Regionen hingegen gibt es immer mehr leerstehende Immobilien, wie eine Studie des Analysehauses Empirica zeigt. "Wenn das so weitergeht, haben wir in den großen Städten bald 0,0 Prozent Leerstand", sagte Empirica-Vorstandschef Reiner Braun der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Insgesamt standen Ende 2021 in Deutschland rund 607.000 Wohnungen leer. Im Vorjahr betrug die Zahl 611.000. Bei diesen Zahlen handelt es sich um "aktive Marktleerstände" - also Wohnungen, die sofort bezogen werden könnten, keine leerstehenden, verfallenen Objekte.
Der Immobilienmarkt in einer Stadt oder einem Landkreis gilt als angespannt, wenn die Leerstandsquote weniger als zwei Prozent beträgt. Die Ballungsräume liegen deutlich unter diesem Wert: In Frankfurt am Main sank die Leerstandsquote innerhalb dieser fünf Jahre von 0,5 auf 0,3 Prozent, gleiches gilt für Münster und Freiburg. In München standen Ende 2021 nur 0,2 Prozent der Wohnungen leer.