Konjunktur in der Krise Gibt es 2025 Hoffnung für die Wirtschaft?
Die deutsche Wirtschaft stagniert, die Konjunktur lahmt - und die Prognosen der Wirtschaftsforscher für das neue Jahr sehen mau aus. Hoffnungslos aber ist die Lage nicht. Was kann die Konjunktur 2025 beleben?
Der berühmte Blick in die Glaskugel fällt für die deutsche Wirtschaft derzeit düster aus. Mit Wahrsagerei aber haben die bitteren Prognosen für das neue Jahr wenig zu tun. Volkswirtinnen und Volkswirte beziehen sich auf konkrete Daten: Sie schauen in die Auftragsbücher der Unternehmen, betrachten die Konsumstimmung, die Exportlage oder die Erwartungen von Führungskräften.
Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Helaba, sieht die Lage zum Jahreswechsel so: "Seit zwei Jahren haben wir gar kein Wachstum mehr, und wenn wir in die Details schauen, dann wächst nur noch der Staatskonsum. Die privaten Komponenten sind im Rückwärtsgang. Entsprechend ist die Stimmung auch bei den Konsumenten und Unternehmen schlecht."
Deutschland bleibt Europas "kranker Mann"
Und das spiegelt sich in den Prognosen wider. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) etwa geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft 2025 weiter stagniert und nur um 0,1 Prozent wächst. Etwas optimistischer ist die Industriestaatengemeinschaft OECD, die von einem Plus von 0,7 Prozent ausgeht. Damit aber ist Deutschland im Kreis der Industrienationen das Schlusslicht.
Deutschland sei wirtschaftlich gesehen weiterhin der kranke Mann Europas, so Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Bank: "Wir gucken in ein Jahr, das geprägt sein wird von Handelskriegen, Handelsspannung, von einer US-Wirtschaft, die deutlich attraktiver wird, sodass wir sehen können, dass deutsche Unternehmen sich immer mehr in Richtung USA orientieren werden. Wir haben immer noch einen Krieg in Europa. Wir haben immer noch Unsicherheit bei der Energiepolitik. Und wir haben aktuell noch keine neue Bundesregierung."
Neue Regierung und Konsum als Wirtschaftsmotor?
Und dennoch: Trotz der Misere gibt es auch die Hoffnung, dass es nach der Bundestagswahl Ende Februar wirtschaftlich wieder bergauf geht. "Die Hoffnung bleibt, dass wir im Laufe des Jahres so was wie einen Brustlöser bekommen von der nächsten Bundesregierung. Ein Investitionspaket, gepaart mit Strukturreformen. Und dann könnte es in der zweiten Jahreshälfte endlich auch mal wieder ein bisschen aufwärts gehen mit der deutschen Wirtschaft", so Brzeski.
Hoffnung für die Konjunktur aber geht auch vom Konsum aus. Während die Inflation zurückgegangen ist, sind die Löhne zuletzt teilweise deutlich gestiegen. Der Präsident des Münchner ifo-Instituts, Clemens Fuest, betont, noch aber hielten die Haushalte ihr Geld sehr stark zusammen - aus Sorge über die Zukunft. "Trotzdem denke ich, wird es so sein, dass zumindest ein Teil dieser Einkommen auch in die Konsumnachfrage fließen wird, das könnte die Konjunktur stützen."
Chancen und Unsicherheiten beim Export
Auch den Export macht Fuest weiterhin als Stärke der deutschen Wirtschaft aus: "Es ist richtig, dass bestimmte Exportmärkte schwieriger werden - China, eventuell auch die USA. Aber das heißt ja nur, dass wir uns neue Exportmärkte suchen müssen. Wir müssen zusehen, dass der EU-Binnenmarkt nicht vergessen wird; da gibt es noch viele Hindernisse, gerade im Dienstleistungsbereich. Also, da gibt es durchaus Chancen - und die sollten wir nutzen."
Und so hängt das Schicksal der deutschen Konjunktur durchaus auch von globalen Entwicklungen ab. Vor allem Donald Trump als neuer US-Präsident spielt eine entscheidende Rolle.
Was, wenn alles anders kommt?
Die Befürchtungen sind groß. Es könne aber auch anders kommen, betont Helaba-Chefvolkswirtin Traud: "Vielleicht arbeiten die internationalen Staaten und Organisationen auch besser wieder zusammen. Vielleicht geht die geopolitische Spannung zurück. Die Planungssicherheit würde sich erhöhen. Vielleicht kommt auch noch technologischer Fortschritt, das bedeutet: ein Anstieg der globalen Produktivität."
Für die deutsche Wirtschaft könnte das heißen, dass das Wachstum im besten Fall auch die Marke von einem Prozent erreicht - und sich die dunklen Wolken aus der Glaskugel der Wirtschaft nach und nach verziehen.