Studie in Großbritannien Weniger Fehltage durch Vier-Tage-Woche
Die Vier-Tage-Woche wird in vielen Ländern immer populärer. Im weltweit größten Versuch haben 61 britische Unternehmen dieses Modell nun getestet. Das Ergebnis: Die Mitarbeiter sind ausgeruhter, motivierter - und fehlen seltener.
Jack Fearon findet die Vier-Tage-Woche super. Der junge Mann arbeitet bei Target Composites im Norden von England. Die Firma repariert Fahrrad-Rahmen aus Carbon. Frühe habe er nur ein Zwei-Tage-Wochenende gehabt.
Das hieß: Arbeiten in und am Haus am Samstag. "Meine Frau arbeitet samstags, den Sonntag haben wir dann zusammen verbracht. Jetzt habe ich den Freitag für mich." Und da steigt er gerne auf das Rennrad - ohne schlechtes Gewissen, dass die Arbeit zu Hause liegen bleibt.
61 Firmen beteiligten sich an der Studie
Firmengründerin Anna Wenlock hatte die Idee der Vier-Tage-Woche ins Unternehmen gebracht. Und auch sie ist zufrieden: "Die Produktivität ist gestiegen. Wir erledigen mehr als zuvor. Dafür gibt es zwei Gründe: Wir sind ausgeruhter und motivierter."
Das sind Erfahrungen, die viele Unternehmen in Großbritannien gemacht haben. Im Vereinigten Königreich haben zahlreiche Firmen die Vier-Tage-Woche ausprobiert. An dem größten Versuch weltweit haben sich 61 Firmen mit rund 2900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beteiligt.
Die Ergebnisse sind positiv. 56 Unternehmen haben mitgeteilt: Sie werden die Vier-Tage-Woche beibehalten.
Deutlicher Rückgang der Fehltage
Will Stronge hat den Versuch gemeinsam mit Wissenschaftlern von der Universität Cambridge und dem Boston College begleitet. Er ist Direktor des Think-Tanks "Autonomy" und kommt zu dem Schluss: Die meisten Unternehmen konnten die Produktivität steigern oder mindestens halten.
"Bei den Beschäftigten konnten wir feststellen, dass die Zahl der Fehltage deutlich zurückgegangen ist", sagt Stronge. Die Studie konstatiert ein Minus von 65 Prozent. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begrüßen, dass sie sich mehr um die Kinder kümmern können und außerdem fallen dadurch weniger Kosten für die Kinderbetreuung an. Diese sind im Vereinigten Königreich recht hoch.
"Epidemie der psychischen Krankheiten"
"Große Zufriedenheit bei den Beschäftigten", fasst Stronge die Ergebnisse des Versuchs zusammen. Die Studie zeigt, dass deutlich weniger Personen langfristig ausfallen, beispielsweise wegen eines Burnouts.
"Im Vereinigten Königreich wie in vielen anderen Ländern auch erleben wir eine Epidemie der psychischen Krankheiten. Stress, Angstzustände, Depressionen, deswegen verlieren wir viele Millionen Arbeitstage", sagt Stronge.
Umsetzung für Bürojobs einfacher
Insgesamt, auch das zeigen die Erfahrungen aus dem Versuch, ist es einfacher, die Vier-Tage-Woche für Tätigkeiten im Büro umzusetzen. An dem Versuch nahmen aber auch produzierende Unternehmen teil, ein Fish-und-Chips-Geschäft beispielsweise.
Die Ergebnisse der Studie sollen nun helfen, Vorurteile abzubauen und für die Vier-Tage-Woche auch im politischen Raum zu werben. Am Montag traf Stronge Politiker aller Parteien im Unterhaus, um von den Ergebnissen zu berichten.