303.000 neue Stellen im März US-Jobmarkt boomt stärker als erwartet
Am Arbeitsmarkt in den USA läuft es überraschend gut - was eine rasche Zinswende unwahrscheinlicher macht. Denn ein robuster Jobtrend kann zu Lohnzuwächsen und damit höherer Inflation führen.
Am US-Arbeitsmarkt sind im März weitaus mehr Stellen hinzugekommen als erwartet. Es entstanden 303.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft, wie aus dem heute veröffentlichten Arbeitsmarktbericht der Regierung hervorgeht. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Volkswirte hatten lediglich mit 200.000 gerechnet, nach 270.000 neuen Jobs im Februar.
"Die Serie an guten Arbeitsmarktdaten will einfach nicht abreißen. Dass der Arbeitsmarkt rund läuft, ist für alle Beschäftigte in den USA eine gute Nachricht", urteilt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Allerdings bergen die guten Arbeitsmarktdaten auch ein Problem für die US-Notenbank Federal Reserve: "Je besser und je länger die US-Wirtschaft auf ihrem soliden Wachstumspfad bleibt - und hierfür ist nun einmal der Arbeitsmarkt ein guter Indikator -, desto mehr stellt sich die Frage, ob überhaupt Zinssenkungen notwendig sind."
Auch andere Ökonomen wie Ulrich Wortberg von der Helaba oder Bastian Hepperle von Hauck Aufhäuser Lampe stellen die angekündigte Zinssenkung der Fed in Frage. "Der erste Zinssenkungsschritt wackelt derzeit mächtig", sagte etwa Hepperle nach Bekanntgabe der US-Daten.
Höhere Löhne und weniger Arbeitslose
Die separat ermittelte Arbeitslosenquote, die heute ebenfalls mitgeteilt wurde, lag im März bei 3,8 Prozent. Experten hatten 3,9 Prozent erwartet. Die Gesamtzahl der Arbeitslosen wird mit 6,4 Millionen angegeben. Im längeren Vergleich ist die Arbeitslosigkeit damit weiter vergleichsweise niedrig.
Ebenso deutet auch die Entwicklung der Stundenlöhne eher auf einen stärkeren Arbeitsmarkt: Das Lohnwachstum im März hat etwas angezogen. Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen gegenüber dem Vormonat um 0,3 Prozent, wie das US-Arbeitsministerium heute mitteilte.
Inflation ebenfalls gestiegen
Zuletzt hatten auch die Inflationsdaten aus dem Februar die Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung deutlich eingetrübt: Die Verbraucherpreise in den USA sind laut Daten des Arbeitsministeriums im Februar dieses Jahres um 3,2 Prozent gestiegen - nach 3,1 Prozent im Januar.
Bereits zu diesem Zeitpunkt stellten Ökonomen eine baldige Zinswende in Frage: "Die für Sommer 2024 allgemein erwarteten Leitzinssenkungen der Notenbanken sind keine Selbstläufer", urteilt etwa die DekaBank. Denn eigentlich wollte die Fed im Sommer mit ihrer Zinswende beginnen und die Zinsen langsam wieder senken.
Aktuell liegt der Leitzins in den USA nach teils aggressiven Erhöhungen in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Auch bei dem Zinsentscheid Ende März gab es keine Veränderung. Die Währungshüter hatten in ihrem aktualisierten Ausblick im März aber auch signalisiert, dass der Leitzins im weiteren Jahresverlauf um insgesamt 0,75 Prozentpunkte sinken dürfte. Das würde bis zu drei Zinsschritte nach unten bedeuten - nach den jüngsten Arbeitsmarktdaten werden solche Aussichten aber wieder unwahrscheinlicher.
An den Aktienmärkten stießen die Arbeitsmarktdaten auf wenig Begeisterung: Der DAX gab zuletzt um 1,28 Prozent auf 18.167,39 Punkte nach. Der MDAX verlor am Freitagnachmittag 1,19 Prozent auf 26.942,89 Zähler. Auch europaweit zeigten sich die Börsen schwach.
An den US-Börsen fiel die Reaktion weit weniger deutlich aus. Der Leitindex Dow Jones startete sogar mit einem leichten Plus von 0,15 Prozent in den letzten Handelstag dieser Woche.