Guacamole-Mangel zum Superbowl? Welche Folgen Trumps Zölle haben könnten
Anfang der Woche hatte der künftige US-Präsident Trump angekündigt, die wichtigsten Handelspartner mit höheren Einfuhrzölle zu belegen. In den USA befürchtet man, dass dies vor allem zu Lasten der Verbraucher passiert.
"Für mich lautet das schönste Wort im Wörterbuch: Schutzzoll!" Donald Trump bekundet bei jeder Gelegenheit, wie genussvoll ihm der Begriff "tariff" über die Lippen geht. Schutzzölle, schwärmt er, das sei Musik in seinen Ohren.
Das Lied vom Beschäftigungsboom durch das Verteuern von Billig-Importen hatte Trump im Wahlkampf immer wieder angestimmt. Jetzt will er offenbar ernst machen: Mit Schutzzöllen in Höhe von 25 Prozent sollen nicht nur in Kanada oder Mexiko gefertigte Waren belegt werden, sondern auch in den USA hergestellte Produkte, in denen im Ausland gefertigte Teile verbaut werden.
Werden diese Vorprodukte in China hergestellt, kommen noch einmal zehn Prozent drauf, so die Drohung: "Wenn Sie Ihr Produkt nicht hier im Inland herstellen, dann belegen wir Sie mit einem schmerzhaften Schutzzoll!"
Trump-Fanartikel aus China
Doch wer wird diese Mehrkosten am Ende übernehmen? Eine Frage, die inzwischen auch von Amerikas Comedians aufgegriffen wird. "Wenn Sie sich einen Schlips aus der Donald-Trump-Kollektion wünschen: Kaufen Sie ihn rasch, sonst wird er zehn Prozent teurer", scherzte diese Woche Late-Night-Talker Jimmy Kimmel. Eine Anspielung darauf, dass auch Trump-Fanartikel in China hergestellt werden.
"Beinahe jeder, der etwas von Wirtschaft versteht, hält Schutzzölle für eine schreckliche Idee", spottet Kimmel: "Trumps beklopptester Einfall, seit er Don Jr. gezeugt hat!" Das ist Trumps ältester Sohne, eine beliebte Zielscheibe für Satiriker.
Amerikaner befürchten steigende Preise
Auch Amerikas Verbrauchern dämmert längst, dass sie die Zoll-Zeche zahlen könnten. Zumal Tag für Tag Reportagen im Fernsehen zu sehen sind, wie die von CBS über Debbie Kavourias, Inhaberin der Eisenwaren-Handlung "Columbus Hardware" in New York. "Unsere Preise würden nach oben schnellen", befürchtet Debbie: "Alles aus China, Mexiko oder Kanada würde teurer, was wir unseren Kunden in Rechnung stellen müssten."
Einer aktuellen Harris-Polls-Umfrage zufolge rechnen 69 Prozent der Amerikaner - also gut zwei Drittel - damit, dass Trumps Zollvorhaben zu höheren Verbraucherpreisen im Inland führen wird - auch bei Lebensmitteln.
Teures Obst und Gemüse
"Eines von Trumps zentralen Wahlkampfversprechen lautet, die Inflation und Lebensmittelpreise zu senken", mahnt Lance Jungmeyer, der Präsident der Fresh Produce Association of the Americas, Verband der Obst- und Gemüseimporteure, im Radiosender NPR. Mit Schutzzöllen erreiche man das Gegenteil. Rund ein Drittel des Gemüses und der Früchte, die in den USA verzehrt werden, stammt aus Mexiko und Kanada.
Mit höheren Herstellungskosten rechnet auch die US-Autoindustrie, die zahlreiche, in Mexiko gefertigte Teile verbaut. Entsprechend schmierten US-Autoaktien diese Woche bereits ab.
Werden Avocados knapp?
Möglicherweise ist die Furcht vor Verteuerung aber aus einem ganz anderen Grund unberechtigt: Trump versteht die Schutzzoll-Ankündigung ausdrücklich als abwendbare Drohung. Wenn die betroffenen Länder den Drogen- und Menschenschmuggel in die USA unterbinden, dann bleiben sie womöglich verschont.
Der republikanische Abgeordnete Derrick Van Orden aus Wisconsin argumentierte auf CNN, dass er gerne mehr für Guacamole zahlt, wenn dadurch weniger tödliches Fentanyl ins Land gelangt. Denn auch diese Furcht geht um: Dass kurz vor dem Superbowl - dem Tag, an dem in den USA Rekordmengen an Guacamole verputzt werden - die Preise für importierte Avocado in die Höhe schnellen könnten.