Bahnprojekt "Tren Maya" Im Touristenzug durch den Urwald
Millionen Touristen sollen künftig auf der neuen Bahnstrecke "Tren Maya" durch Mexiko reisen. Während Anwohner auf Arbeitsplätze hoffen, kritisieren Umweltschützer das Mammut-Projekt.
Weiße Strände, historische Ruinen und Naturschutzgebiete umgeben die Trasse der neuen Touristenbahn in Mexiko. Bislang ist nur ein Teilabschnitt des "Tren Maya" fertig - aber der soll nun feierlich eingeweiht werden. Eine erste Probefahrt konnten Interessierte bereits vorab schon machen, von Campeche zum Karibikstrand von Cancún. Läuft alles nach Plan, soll die komplette Strecke über 1554 Kilometer mit allen 34 Stationen in fünf Bundesstaaten ab Ende Februar in Betrieb sein.
Millionen Touristen soll der Zug durch die Halbinsel Yucatán und angrenzende Bundesstaaten karren. Er werde den kulturellen Reichtum Mexikos, die Geschichte der Maya für Reisende zugänglich machen, erklärt Diego Prieto, Direktor des Nationalen Instituts für Anthropologie und Geschichte: "Von nun an wird der Zug Touristen sowie Einheimische zu alten historischen Stätten, zu wichtigen Relikten bringen." Die Bahntrasse führt durch die Selva Maya, wo die Maya-Zivilisation einst mächtige Städte wie Chichén Itzá, Palenque und Calcamul errichteten, deren Ruinen man heute besuchen kann.
Prestigeprojekt des Präsidenten
Vor rund dreieinhalb Jahren wurde mit dem Bau des Zugprojektes begonnen. Nicht nur der Südosten, die Region um die Halbinsel Yucatán, würde wirtschaftlich begünstigt, warb der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador jüngst in seiner morgendlichen Pressekonferenz. "Der Tren Maya ist gut für das gesamte Land", sagte der Politiker. "In Jalisco wurden Teile für die Eisenkonstruktion hergestellt. Der Zement kommt aus Nuevo Leon. Die Wagons werden in Hidalgo produziert."
Auch europäische Firmen sind beteiligt, darunter eine Tochterfirma der Deutschen Bahn, die zur Beratung herangezogen wurde. Es ist das zentrale Prestigeprojekt des mexikanischen Präsidenten. Die Kosten dafür sind längst explodiert, das Budget wurde immer wieder erhöht. Aus den ursprünglich mal acht Milliarden sind mittlerweile 20 Milliarden Dollar geworden. Immer wieder findet die Regierung Wege, wo sie Geld abzweigen kann.
Tausende Hektar Wald abgeholzt
Eine Mehrheit der Menschen in der Region unterstützt das Bahnprojekt. Sie hoffen, dass mit dem "Tren Maya" nicht nur während der Konstruktion, sondern auch in Zukunft Arbeitsplätze entstehen, der Wohlstand kommt, noch mehr Touristen angelockt werden.
Umweltschützer schlagen hingegen Alarm. Tausende Hektar Urwald wurden abgeholzt. Die Konstruktion über extrem empfindliches Gelände kritisiert auch der Umweltaktivist und Höhlenforscher Raúl Padilla. Die Cenotes, die unterirdischen Seen und die ganze unterirdische Höhlenlandschaft, würden von einem darüber bretternden Zug gefährdet. Dazu kommen die Auswirkungen, die diese Schneise mitten durch den Urwald, auf das Ökosystem haben.
"Es gibt bedrohte Arten, die unter speziellem Schutz stehen. Hier im Dschungel ist der Jaguar heimisch, und diese Region fällt in den Bereich des Abschnitts fünf des Tren Maya", so Padilla. "Diese Höhlen, diese biologischen Korridore sind sehr fragil. Neben dem Jaguar gibt es hier auch Affen und viele andere Tiere und Arten, die ganze Flora und Fauna, die zum sensiblen Ökosystem gehören."
Auch Vereinte Nationen besorgt
Diverse Male musst der Streckenverlauf wegen Protesten verändert werden. Die obligatorischen Umweltgutachten seien nicht rechtzeitig eingeholt worden, prangern Umweltorganisationen an.
Auch die UN zeigten sich besorgt über die negativen Auswirkungen des Maya-Zugs. In der Vergangenheit hatte es anonyme Drohungen und Angriffe auf Umweltschützer gegeben. Zudem kritisieren die Vereinten Nationen die Beteiligung des Militärs an den Bauarbeiten. Menschenrechtler kritisieren die Spaltung von Gemeinden und die Militarisierung der Region.