Ukraine und Russland Tech-Konzerne reagieren auf den Krieg
Keine Werbeeinnahmen mehr und Warnhinweise für russische Staatssender: Auch große Tech-Unternehmen reagieren auf den russischen Angriff auf die Ukraine. Die Konzerne stehen unter Druck - von beiden Seiten.
Im Kern geht es beim Vorgehen großer Tech-Konzerne um russische Propagandasender wie RT. Diese unterhalten bei der Google-Tochter YouTube eigene Kanäle, ebenso Social-Media-Auftritte bei Facebook und Twitter. Russland stört sich bei Facebook daran, dass das soziale Netzwerk die Postings russischer Staatsmedien mit Warnhinweisen versieht und einer Faktenprüfung unterzieht.
Genau das will der Zensor in Moskau nicht. Facebook ist aber bislang standhaft geblieben. Es ist sogar noch weitergegangen und erlaubt auf seinen Plattformen wie Instagram und Facebook keine Werbeanzeigen der russischen Propagandasender mehr .
YouTube-Kanal in Ukraine abgeschaltet
Die Videoplattform YouTube, die zur Google-Mutter Alphabet gehört, verbietet den staatlichen russischen Sendern seit kurzem nicht nur Werbeclips für ihre Angebote zu schalten, sie hat den Anbietern auch die Monetarisierung entzogen. Das heißt: Die Videos werden nicht mehr durch Werbung unterbrochen, sodass die Sender mitverdienen.
In der Ukraine hat YouTube die russischen Propagandasender ganz abgeschaltet, weil man die Menschen vor Falschinformationen schützen will. Die Videoplattform hat anscheinend auch ihren Algorithmus für die betreffenden Sender verändert, denn diese werden jetzt weniger oder gar nicht mehr anderen Userinnen und Usern vorgeschlagen. Der Kurznachrichtendienst Twitter hat Werbeanzeigen in den beiden Ländern abgeschaltet.
"Der Druck dürfte deutlich zunehmen"
Rechtsprofessor David Kaye von der UC Irvine in Südkalifornien lobt, dass die Tech-Konzerne des Silicon Valley gegenüber dem russischen Regime standhaft geblieben seien.
Er gibt aber zu Bedenken, dass es vermutlich erst der Anfang des Konflikts sei und befürchtet stärkere Eingriffe der russischen Zensur: "Wenn die sozialen Netzwerke aufgrund der Ereignisse mehr Zulauf erhalten und das die russische Regierung aufregt, könnte sie ihre Maßnahmen gegen die Angebote verschärfen. Es ist gut, wie die Techunternehmen reagiert haben, aber ich fürchte, der Druck dürfte noch deutlich zunehmen."
Russland drosselt Zugang
Genau das ist passiert. Seit gut einem Tag drosselt die russische Regierung den Zugang zu den US-Plattformen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, bauen sich die Seiten von Facebook zum Teil langsamer auf, auch Videos werden nicht mehr so schnell geladen. Twitter-Nutzerinnen und -Nutzer berichten von ähnlichen Beobachtungen.
Doch auch im Heimatland der Tech-Unternehmen gibt es Kritik: So hat der demokratische Senator Mark Warner die Konzerne aufgefordert, stärker gegen russische Einflussnahme vorzugehen. Auch die ukrainische Regierung ist am Freitag bei Apple vorstellig geworden und hat Konzernchef Tim Cook gebeten, den App-Store des Unternehmens in Russland abzuschalten.
Rechtsprofessor Kaye sagt, er sympathisiere mit der Ukraine, findet den Vorschlag aber nicht gut: "Ich wäre sehr besorgt, wenn die Tech-Unternehmen den Zugang zu ihren Plattformen in Russland einschränken würden, weil sie dadurch eventuell der Ukraine helfen. Ich halte das für kontraproduktiv. Vor allem für die Menschen in Russland, die gegen diesen Krieg sind."