Energie-Notfallplan in Frankreich Wann der Strom abgeschaltet werden soll
Angesichts der Probleme mit den AKW befürchtet der französische Netzbetreiber RTE Stromengpässe. Die Regierung hat einen Notfallplan ausgearbeitet - mit konkreten Zeiten, wann das Licht ausgehen könnte.
Kein Licht, keine Elektroheizung, keine Züge, kein Telefon und kein Internet - Vorbereitung auf den Krisenfall. Die französische Regierung nimmt die Warnungen des Stromnetzbetreibers RTE ernst: Im Januar könnte es, je nach Wetterlage, zu Engpässen beim Strom kommen. "Im Falle einer Überlastung des Stromnetzes", erklärt Frankreichs Regierungssprecher Olivier Véran, "wollen wir handlungsfähig sein. Es geht darum, einen totalen Blackout zu vermeiden. Und daher bereitet die Regierung gerade zusammen mit den Regionen, Kommunen und den Netzbetreibern jegliche Szenarien vor."
Warn-App soll bis 17 Uhr informieren
Schon seit längerem gibt es in Frankreich die Website und Warn-App Ecowatt. Sie zeigt die Auslastung des nationalen Stromnetzes an - in drei Farben, von grün über orange bis rot. Springt die App auf rot, kann es kritisch werden. "Dann werden die Menschen am Vortag um 15 und um 17 Uhr über die kritische Situation informiert und darüber, dass der Strom in einigen Regionen für einige Stunden zu bestimmten Uhrzeiten geplant abgeschaltet werden könnte", so Véran.
Morgens zwischen 8 und 13 Uhr sowie Abends zwischen 18 und 20 Uhr könnte das Licht aus gehen. Allerdings nie länger als zwei Stunden. Es sollen auch nie mehr als vier Millionen Stromkunden gleichzeitig betroffen sein, sagt der Regierungssprecher: "Und alle Stromnetze, an denen Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Polizeistationen oder strategisch wichtige Industriebetriebe hängen, werden nicht von Stromausfällen betroffen sein."
112 bleibt erreichbar
Und auch die europäische Notrufnummer 112 solle im Fall einer geplanten Stromabschaltung weiter funktionieren. Denn sie ist erreichbar, auch wenn zum Beispiel einige Mobilfunkmasten abgeschaltet werden müssen.
Vor allem in den ländlichen Gebieten Frankreichs könnten die geplanten Stromabschaltungen das Leben der Menschen einschränken. Dort gibt es wesentlich weniger kritische Infrastruktur als in den Städten. Wohnhäuser oder auch öffentliche Gebäude wie Schulen hängen nur selten am selben Stromnetz wie etwa Krankenhäuser oder Polizeiwachen.
Bislang wenig Sparsamkeit
Daher kann die Regierung auch Schulschließungen im Fall einer Überlastung des Stromnetzes nicht ausschließen. Allerdings wolle man keine Panik auslösen, sagt der Regierungssprecher.
Noch befinden wir uns nicht in einer solchen Situation. Die Regierung sagt den Menschen auch nicht, es wird so kommen. Sollten wir allerdings einen extrem kalten Januar haben und sollte sich das Verhalten der Menschen im Land nicht ändern, dann können wir nicht ausschließen, dass wir den Strom in bestimmten Regionen temporär abschalten müssen.
Das Krisenszenario ist bisher also erst einmal eine drastische Art und Weise, Frankreich ans Stromsparen zu erinnern. Schon Anfang Oktober hatte die Regierung die nationale Stromsparkampagne gestartet: Die Aufforderung, Standby-Geräte abzuschalten und Heizungen herunterzudrehen, ist Teil der Botschaft.
Bisher ist die bei den privaten Haushalten allerdings noch nicht wirklich angekommen. Dass das Land aktuell rund sechs Prozent weniger Strom verbraucht als zur selben Zeit im Vorjahr, liegt nach Angaben des Stromnetzbetreibers RTE vor allem am milden Monat November und daran, dass Betriebe, die viel Strom benötigen, ihre Produktion gedrosselt haben - auch wegen der hohen Stromkosten.