Frankreich Kostenlose Kondome für alle unter 26
Vor allem junge Menschen infizieren sich in Frankreich wieder mehr mit Chlamydien, Hepatitis B, Herpes und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Dagegen sollen kostenlose Kondome helfen.
Kondome umsonst - es war ein Hinhörer, als der französische Präsident Emmanuel Macron Anfang Dezember ein kurzes Pressestatement abgab. Nach einer Tagung zum Thema Jugendgesundheit erklärte er: "Präservative werden ab 1. Januar kostenlos erhältlich sein. Und zwar für alle zwischen 18 und 25 Jahren. Das ist eine kleine Revolution in der Verhütung. Unsere Jugendlichen können sich jetzt einfacher schützen, wenn sie sexuell aktiv sind."
Nur einen Tag später ergänzte der Präsident: Das gelte auch alle für alle Minderjährigen. Für alle unter 18 gibt es in Frankreich zwar schon länger kostenlose Kondome, allerdings nur bei der Schulkrankenschwester oder in Beratungsstellen. Jetzt können sie, wie auch die 18- bis 25-Jährigen, einfach in die Apotheke gehen.
Die 20-jährige Clara findet das richtig: "Das gehört ja schon irgendwie zu den Grundbedürfnissen. Also ist es gut, dass die Dinger jetzt kostenlos sind. Dann werden sich auch mehr junge Leute schützen."
Anstieg um 30 Prozent
Die Zahl der Menschen in Frankreich, die sich mit sexuell übertragbaren Krankheiten infiziert haben, ist in den Jahren 2020 und 2021 um rund 30 Prozent gestiegen. Das geht aus einem Bericht des Instituts Pasteurs vom Januar 2022 hervor.
Vor allem junge Menschen seien betroffen, erklären Ärzte. Die Notwendigkeit, Kondome zu benutzen, sähen viele nicht mehr, vor allem dann nicht, wenn die Partnerin die Pille nehme.
Gar nicht so falsch, sagt dieser junge Mann: "Wir können es uns eben nicht alle leisten, jede Woche oder jeden Monat zwölf Euro für eine Packung Kondome auszugeben."
Bessere Aufklärung und kostenlose Tests
Das ist nun auch nicht mehr nötig. Kostenlose Kondome gibt es ab jetzt in der Apotheke. Wer unter 18 ist, muss nur sein Geburtsdatum nennen und erhält eine Packung gratis. Alle zwischen 18 und 25 müssen ihre Krankenversichertenkarte vorzeigen.
Kostenlose Kondome, damit sich mehr junge Menschen vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen, seien ein wichtiger Schritt, allerdings nicht ausreichend, sagt Clara Lefort von der Beratungsstelle für Sexualpädagogik Côte d’Amor. "Die kostenlosen Kondome helfen nicht gegen sexuell übertragbare Krankheiten, wenn die jungen Menschen nicht wissen, wie sie sie richtig benutzen", sagt sie. "Die Maßnahme muss durch mehr sexuelle Bildung und andere Angebote begleitet werden."
Etwa durch bessere Aufklärung und durch kostenlose Testmöglichkeiten auf sexuell übertragbare Krankheiten. Schon seit einem Jahr kosten HIV-Tests in Frankreich nichts mehr, sie sind in vielen Laboren auch ohne Termin und vor allem ohne ärztliche Überweisung möglich. Dieses Angebot will die Regierung bald auch auf andere Tests für sexuell übertragbare Krankheiten ausweiten.