Beliebtes Kaufhaus bleibt dicht Erster Streik in Japan seit Jahrzehnten
Streiks sind in Japan äußerst selten und dauern höchstens ein paar Stunden. Anders jetzt in Tokio: Dort haben Beschäftigte der Kaufhauskette Seibu gegen den Verkauf an einen US-Investor protestiert - mit einem ganztägigen Ausstand.
Arbeitsniederlegung in Japan, Türen verschlossen? So etwas gibt es bei uns? Das dürfte sich heute so mancher Kunde gefragt haben, der in einem der größten Kaufhäuser Tokios shoppen gehen wollte. Der Seibu-Flagshipstore im Stadtteil Ikebukuro war geschlossen, rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter streikten.
Es war das erste Mal seit 61 Jahren, dass so etwas in einem Kaufhaus passierte. Die Angestellten protestieren damit gegen den geplanten Verkauf der angeschlagenen Kaufhauskette an einen US-Investmentfonds. "Ich mache mir Sorgen, was aus meiner Stelle werden wird", sagte ein Mitarbeiter im japanischen TV. "Der Arbeitsplatz liegt günstig für mich, und ich mag auch meine Arbeit. Ich möchte, dass das Kaufhaus unverändert bleibt."
Der Streik war aufgrund seiner Seltenheit auch ein großes Medienereignis in Japan.
Seibu soll nach den bisherigen Plänen zwar erhalten, aber deutlich verkleinert werden. Eine Mitarbeiterin sagte: "Sie haben uns noch gar nichts erzählt. Wir wissen somit nichts Konkretes. Und das bereitet uns Sorgen, uns allen."
Gewerkschaftschef bittet um Verständnis
Streiks gibt es in Japan, anders als beispielsweise im Nachbarland Südkorea, so gut wie gar nicht. Der Kunde soll schließlich nicht verprellt und gestört werden. Und so verwundert auch dieser Satz des Gewerkschafts-Vorsitzenden Yasuhiro Teraoka kaum: "Wir wollen unseren Kunden nicht ewig diese Unannehmlichkeiten bereiten. Es tut uns sehr leid, aber nur für diesen einen Tag möchten wir um Verständnis bitten."
Wie es mit den Angestellten weitergeht, ist zur Stunde noch unklar, der Verkauf der Kaufhauskette soll morgen abgeschlossen werden.