Neue Präsidentin Sheinbaum Mehr Pragmatismus für Mexikos Wirtschaft?
Mexiko ist bislang vor allem als Produktionsstandort für die Autoindustrie bekannt. Von der neuen Präsidentin Sheinbaum könnten aber auch die Erneuerbaren Energien profitieren - und deutsche Unternehmen.
"Der Volkswagen Käfer - er rollt und rollt und rollt", so geht der berühmte Spruch zum Kultauto, für den die millionenfache Produktion in Mexiko eine sehr wichtige Rolle hatte. Überhaupt ist Mexiko für Autobauer ein sehr wichtiger Standort - bisher.
Das könnte nach der Wahl und mit der neuen Präsidentin Claudia Sheinbaum etwas abnehmen, sich ein wenig verschieben, meint Claus Born von der Fondsgesellschaft Franklin Templeton: "Man geht von positiven Impulsen eher bei beispielsweise Erneuerbaren Energien aus." Diese habe ihr Amtsvorgänger, Andrés Manuel López Obrador, eher schleifen lassen. "Denn sein Projekt war die staatliche Ölgesellschaft Pemex, die natürlich nicht auf Erneuerbare Energien ausgerichtet ist. Da ist viel vernachlässigt worden."
Relativ einfache Ansiedlung
Expertinnen und Experten zufolge ist es für deutsche Unternehmen nicht schwer sich in Mexiko anzusiedeln, aber auch nicht unbedingt ganz leicht in Sachen Willkommenskultur. Es gibt Konkurrenz aus anderen Ländern, die sich versuchen weniger abhängig von China zu machen. Deutschland ist bei den Importländern an dritter Stelle - allerdings weit hinter den USA und China. Mexiko kann schon von der Größe her nicht mit China konkurrieren.
Immerhin: Bei den Lieferkettengesetzen der EU und Deutschlands in Bezug auf Kinderarbeit, faire Löhne, den Schutz der Umwelt und Transparenz sieht Experte Born Mexiko deutlich vor China. "Mexiko ist als Produktionsstandort wahrscheinlich weniger kritisch als andere Länder. Das gilt insbesondere natürlich für Unternehmen, die bereits einen Standort in Mexiko haben. Das ist besonders der Fall bei der Automobilindustrie und bei Zulieferern. Wenn sie bereits mit einer eigenen Produktion vor Ort sind, können sie eine bessere Transparenz schaffen."
Gewinner der veränderten Lieferketten
Mexiko zählt für Expertinnen und Experten mit seinen relativ niedrigen Lohnstückkosten, der guten Verkehrsinfrastruktur und erfahrenen Fabrikarbeitern sowie agilen Unternehmen, die sich rasch an neue Anforderungen anpassen können, zu den größten Gewinnern bei dieser Neuausrichtung der Lieferketten. Das Land hat zudem Rohstoffe zu bieten wie Zuckerrohr, Mais, Orangen oder Erdgas, Erdöl, Kupfer sowie Zink.
Mit der neuen Präsidentin Sheinbaum setzen Investoren und Fondsmanager wie Born auf neue Impulse: "Im Vergleich mit ihrem Vorgänger sagt man, dass sie mehr technokratisch orientiert ist und weniger ideologisch und dass sie eher nach Lösungen sucht. Das könnte positiv für die Wirtschaftsunternehmen sein, die in Mexiko ansässig sind."
Gute Chancen für deutsche Unternehmen
Mit der EU besteht seit 2000 ein Handelsabkommen. Ein modernisiertes Abkommen ist ausgehandelt, aber noch nicht in Kraft.
Zwar beschäftigt Unternehmen auch die Bandengewalt in Mexiko. Dennoch dürfte es für deutsche Unternehmen gute Chancen geben.