Luxusimmobilien-Boom in New York 169 Millionen US-Dollar für ein Penthouse
Vor einem Jahr noch sorgte die Corona-Pandemie für eine Flucht der Menschen aus New York - auch Manhattan verließen viele. Die Luxus-Makler im Big Apple spüren auch heute nichts davon.
Mit dem Lift in 40 Sekunden über den Wolken: Da rauschen auch Makler Ryan Serhant die Ohren. Weit weg vom Lärm der Stadt, im 96. Stock - da, wo an Manhattans Park Avenue wirklich nur die Superreichen hinkommen. "Ein 360-Grad-Blick über New York, 776 Quadratmeter, sechs Schlafzimmer, eine Bibliothek..."
Allein 30 Meter lang ist das Esszimmer - französisches Geschirr inklusive. Italienische Möbel, Kunst an den Wänden, ein Blüthner-Flügel. Doch das Beste sei der Blick aus einem der Schlafzimmer über die Hochhauszeile der Milliardäre, schwärmt Serhant.
Für 88 Millionen US-Dollar erwarb ein saudischer Geschäftsmann das Penthouse vor fünf Jahren. Es werde nicht lange dauern, bis er es für fast das Doppelte verkauft habe, prophezeit Makler Serhant. "Du kannst es mit einem Leonardo da Vinci vergleichen, der jetzt von seinem Besitzer an die Welt gegeben wird. Irgendjemand wird dafür viel Geld ausgeben. Das hier ist eine Trophäe für Sammler von Luxusimmobilien."
"New York hat sich bewährt"
Der Markt boomt, bestätigt auch der deutsche Immobilien-Experte Sebastian Steinau. Der Sauerländer vermakelt High-End-Wohnungen für die Agentur Corcoran. Steinau spricht von goldenen Zeiten: "Wir schauen momentan auf einen der stärksten Immobilien-Märkte seit 2012 - also seit der Finanzkrise. In den letzten sechs Monaten haben wir wöchentlich hier in Manhattan im Schnitt 30 Wohnungen verkauft. Bei einem Minimum-Wert von vier Millionen US-Dollar."
Die Preise stabilisieren sich und ziehen bereits an, die Nachfrage steigt. "Dies kommt vornehmlich durch die niedrigen Zinsen, die wir hier in den USA haben, durch die Rekordwerte an den Börsen und natürlich zum Teil dadurch, dass viele Familien wieder in die Stadt zurückkommen. Viele Familien hatten die Stadt fast totgesagt, sehen aber jetzt, dass New York sich mal wieder bewährt hat."
Dazu kommt die Angst vor einer Inflation - nicht nur mit Blick auf den Dollar: "Viele - auch internationale - Investoren retten sich jetzt in die starken Währungen und versuchen, auch in das Beton-Gold zu investieren, um Inflation auszugleichen", sagt Steinau.
Die Park Avenue in New York: Man könne Immobilien hier mit einem Da Vinci vergleichen, so ein Experte.
Reiche profitieren, andere können Wohnraum kaum bezahlen
Die Corona-Pandemie hat die Stadt in Gewinner und Verlierer geteilt. Gerade auf dem Immobilienmarkt klafft die Schere immer weiter auseinander. Während die Reichen vom Markt profitieren, können andere ihren Wohnraum kaum bezahlen, klagt der demokratische Bürgermeister-Kandidat Eric Adams: "Wenn du ein Lehrer oder Verwaltungsangestellter mit fünf Kindern bist und mehr als 30 Prozent deines Einkommens für die Miete ausgibst, ist das unfair."
Im Penthouse von 432 Park Avenue stellt sich diese Frage nicht. Niemand hat je darin gewohnt - auch nicht sein Besitzer. Wer dafür jetzt die 169 Millionen US-Dollar hinlegt, braucht nicht einmal die Betten zu beziehen.