Präsidentenwahl in Frankreich Die Finanzmärkte setzen auf Macron
Auch die Finanzwelt blickt am Sonntag gespannt nach Frankreich - und darauf, wer die Präsidentenwahl gewinnt. Die Hoffnung ruht auf einen Sieg des Amtsinhabers Emmanuel Macron.
Auch aus Börsensicht ist entscheidend, wer am Sonntag die Wahl in Frankreich gewinnen wird. Frankreich ist nach Deutschland die größte Volkswirtschaft in der Eurozone. Die beiden Nachbarländer sind durch ihre Handelsbeziehungen stark miteinander verflochten. Im vergangenen Jahr war Frankreich der drittgrößte Abnehmer deutscher Exporte.
Sollte Herausforderin Marine Le Pen am Sonntag die Wahl gewinnen, könnte sich die Beziehung deutlich ändern. "Ich glaube, mit Le Pen würde Frankreich protektionistischer - auch innerhalb Europas", sagt Volkswirt Stefan Mütze von der Landesbank Hessen-Thüringen, kurz Helaba. "Sie möchte nicht mehr den freien Fluss von Energie, und sie möchte auch keine gemeinsamen Rüstungsprojekte mit Deutschland mehr."
Der deutsch-französische Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus hatte schon vor Alleingängen gewarnt. Kein einzelnes Land in Europa werde die finanziellen oder technischen Mittel haben, um derartige Projekte im Alleingang zu realisieren, hieß es von dem Konzern, der in Paris und Frankfurt an der Börse gelistet ist.
Frankreichs Wirtschaft profitiert von Macron
Auch andere DAX-Konzerne dürften großes Interesse an einem "Weiter so" unter einem Präsidenten Emmanuel Macron haben. Schließlich wurden laut Statista im vergangenen Jahr Waren im Wert von mehr als 100 Milliarden Euro von Deutschland nach Frankreich exportiert. Zu den wichtigsten Gütern zählten Autos, Stahl und Chemieerzeugnisse; Produkte, die die Schwergewichte im DAX herstellen.
Aber auch die französische Wirtschaft hat von Macrons Politik profitiert, analysiert Helaba-Volkswirt Mütze. "Frankreich steht heute besser da als 2017. Im Übrigen auch, was das Wachstum angeht - besser als Deutschland." Das Vor-Corona-Niveau sei schon erreicht.
Das wiederum liege daran, dass Frankreich die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen verbessert habe, so Mütze - etwa durch eine Senkung der Produktionssteuer für Unternehmen. Und so ist es kein Wunder, dass der französische Leitindex Cac 40 seit Beginn der Amtszeit von Macron um mehr als 30 Prozent gestiegen ist.
Spielt die Wirtschaftslage Le Pen in die Hände?
An den Finanzmärkten ist der Favorit also klar Macron. Doch spiele die aktuelle Wirtschaftslage Populisten wie Le Pen in die Hände - insbesondere die gestiegene Inflation, glaubt Wirtschaftsjournalismus-Professor Henrik Müller von der TU Dortmund. Le Pen sage, die Lebenshaltungskosten stiegen nur deshalb, weil Eliten und Technokraten, die die Institutionen steuerten, versagt hätten und das Volk ausbeuteten.
"Das ist klassischer Populismus", so Müller. "Die Inflation hilft in dem Fall den Populisten, weil sie das Vertrauen in die staatlichen Institutionen unterminiert." Doch lassen sich die Versprechen der Rechtspopulistin - etwa, bei 100 Produkten des täglichen Bedarfs die Mehrwertsteuer auf null zu senken - aus Sicht führender Wirtschaftsvertreter nicht gegenfinanzieren. Auf 100 Milliarden Euro beziffern Experten die Kosten.
Damit würde Le Pen die ohnehin hohe Schuldenquote des Landes weiter in die Höhe treiben. Das hätte höhere Finanzierungskosten für Frankreich zur Folge, was wiederum die Risikoprämie der Staatsanleihen Frankreichs und der gesamten Eurozone erhöhen könnte. An den europäischen Börsen dürfte am Tag nach der Wahl ein Aufatmen zu hören sein, sollte Macron Präsident bleiben.