Konsum in China Vom Land der Teetrinker zur Kaffee-Nation
In China wird das Kaffeetrinken immer beliebter. Das Land ist ein riesiger Wachstumsmarkt - und heimische Ketten machen Starbucks zunehmend Konkurrenz. Auch der Anbau wird wichtiger.
China ist traditionell eine Teetrinker-Nation. Doch das 1,4-Milliarden-Einwohner-Land hat sich mittlerweile zu einem der am schnellsten wachsenden Märkte für Kaffeekonsum entwickelt: Als vor einigen Tagen in Peking die "Café Show China" stattfindet, schieben sich Tausende Kaffee-Interessierte durch die Messehallen der Stadt, vorbei an Ständen von Kaffeeproduzenten aus unterschiedlichen Ländern und an Ständen von Café-Besitzern. Hersteller präsentieren dort ihre neuesten Kaffeemaschinen, ebenso wie Handfilter und Mühlen. Überall können die Besucher unterschiedlichsten Kaffee probieren.
Die "Café Show China", eine der größten Messen ihrer Art in der Volksrepublik, ist zum Publikumsmagneten geworden. Ursprünglich als Fachmesse gestartet, zieht sie heute auch viele Freizeitbesucher an, wie die 28-jährige Lin Qiannai: "Ich habe Zeit, und bin zum Spaß hier. Ich war noch nie auf einer solchen Messe. Ich trinke häufig Kaffee zu Hause."
Chinesische Kette hat schon 20.000 Filialen
Auch der 35-jährige Zong Xin ist leidenschaftlicher Kaffeetrinker: "Wenn ich mir einen handgebrühten Kaffee mache, entspannt mich das." Und die 20-jährige Zhang Lu ist die extra von weit draußen von ihrer Universität für die Messe angereist. "Ich möchte einfach schauen, was es hier gibt, ich interessiere mich für Kaffee", erzählt sie. "Meistens kaufe ich mir wegen des Preises einen Becher bei Luckin Coffee. Der ist im Vergleich zu Starbucks viel günstiger."
Luckin Coffee ist mit rund 20.000 Filialen die größte Kaffeehauskette in China. Das chinesische Unternehmen setzt auf günstige Preise und hat dieses Jahr den früheren Marktführer Starbucks beim Umsatz überholt - auch wenn der US-Konzern aufgrund höherer Preise noch immer profitabler ist.
Umkämpfter Markt
Das liegt vor allem an der Beliebtheit von Kaffee: Chinesen tranken zuletzt im Schnitt rund elf Tassen Kaffee im Jahr - noch deutlich weniger als in Europa und in den USA. Aber die Volksrepublik ist dadurch weiterhin ein riesiger Wachstumsmarkt mit ihren 1,4 Milliarden Einwohnern.
Insgesamt ist der Kaffeemarkt in der ursprünglichen Tee-Nation China in den vergangenen Jahren bereits massiv gewachsen. Und der Trend scheint weiterzugehen. Doch der Markt ist umkämpft. Neben den Marktführern Luckin und Starbucks gibt es weitere chinesische Ketten, die landesweit wachsen - wie die Nummer drei, Cotti Coffee. Aber auch zum Beispiel Manner - eine in Shanghai gegründete Boutique-Kaffeehaus-Kette, die mit günstigen Preisen punkten will.
"Jede Nische hat ihre Fans"
Auf der Messe in Peking sind die großen Ketten nicht vertreten, dafür viele kleine Cafés, von denen es auch immer mehr gibt in China. Wie das 8-bit-Café aus Peking, das Kan Ouli im vergangenen Jahr miteröffnet hat. Der Mitte-30-Jährige war früher Musiker, dann hat er zehn Jahre lang Bohnen importiert, geröstet und übers Internet verkauft.
"Die Kaffeekultur in Peking und im ganzen Land wird immer urbaner. Es gibt einfach alles: Traditionell gerösteten Kaffee, japanische Röstungen, nordische Röstungen, Instantkaffee, auch guten Instantkaffee." Und weil jede Nische ihre Fans habe, eröffneten vor allem in den Städten wie Peking oder Shanghai Cafés aller Art. "Es ist ein ausgereifter Markt. Egal wofür man sich interessiert - es gibt ein Angebot."
Mildes Klima in Südchina zum Anbau geeignet
Mit dem zunehmenden Kaffeekonsum ist auch der Kaffeeanbau in China immer wichtiger geworden. Kaffee wird in China seit mehr als 30 Jahren angebaut, der Anteil an der weltweiten Produktion liegt inzwischen bei rund einem Prozent. Chinesischer Kaffee kommt fast ausschließlich aus dem südchinesischen Landesteil Yunnan, der für sein mildes Klima bekannt ist. Ye Hong baut Kaffee in der zweiten Generation an. Sie vertritt auf der Messe eine Kooperative von mehr als 480 Kaffeebauern aus Yunnan. Ihr Vater hat 2007 mit dem Anbau von Kaffee begonnen.
Seitdem habe sich viel verändert, so die 28-Jährige: "Die Generation meines Vaters hat zwar Kaffee angebaut, aber anders als ich keinen Kaffee getrunken. Niemand kannte Kaffee aus Yunnan, weil sie nicht wussten, wie man ihn verarbeitet, sie wussten nichts über hochwertigen Kaffee." Das ändere sich aber langsam. "Ab 2016 begannen die Leute allmählich, Spezialitätenkaffees anzubauen. Dadurch wurde Kaffee aus Yunnan immer bekannter, und auch unser Unternehmen wurde immer zuversichtlicher, guten Kaffee zu produzieren."