Umfrage der europäischen Handelskammer Standort China mit Negativ-Rekord
Für europäische Unternehmen ist das Geschäftsklima in China laut einer Studie so ungünstig wie noch nie. Eine Rekordzahl von 64 Prozent der Firmen gab an, es werde schwieriger, Geschäfte in der Volksrepublik zu machen.
China hat bei europäischen Unternehmen einen schweren Stand - zu viel Vertrauen wurde während der Corona-Pandemie verspielt. Zahlreiche Firmen haben bereits begonnen, daraus Konsequenzen zu ziehen, haben ihre Lieferketten neu aufgestellt. Auch die Furcht vor geopolitischen Spannungen vertreibt die europäischen Unternehmen aus dem Reich der Mitte.
Europäische Firmen in China auf dem Rückzug
Wie aus einer heute in Peking veröffentlichten Umfrage der Europäischen Handelskammer in China hervorgeht, hat bereits jedes zehnte befragte Unternehmen seine Investitionen aus der Volksrepublik abgezogen. Jedes zehnte in China tätige europäische Unternehmen verlagert zudem seine Asien-Hauptzentrale in ein anderes Land oder plant dies zumindest.
"Erhöhte Herausforderungen für Geschäfte in China, geopolitische Spannungen sowie die Schwäche der chinesischen und globalen Wirtschaft haben Chinas Attraktivität als Investitionsziel untergraben", teilte die Europäische Handelskammer mit. "Weil Geschäfte in Zyklen verlaufen, werden diese Investitionen wahrscheinlich nicht so schnell wieder zurückkommen", so die Kammer, die in den vergangenen Monaten in Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung Roland Berger Antworten von 570 Firmen ausgewertet hat.
Erzwungene Technologietransfers
Angesichts wachsender Risiken und eines unberechenbaren Umfeldes sagten demnach 64 Prozent der befragten Firmen, dass es in China mühseliger geworden sei, Geschäfte zu betreiben - ein Negativ-Rekord. Als Problem wurde ein eingeschränkter Marktzugang genannt, ebenso wie Beschränkungen durch Behörden. Mehr als jeder vierte Betrieb klagte über erzwungene Technologietransfers.
Weitere Ergebnisse der Umfrage: 53 Prozent der Betriebe haben keine Pläne, ihre Aktivitäten in China auszuweiten. Das sind 15 Prozentpunkte mehr als in der Befragung ein Jahr zuvor. Im Luftfahrt- und Raumfahrtsektor plant zudem eines von fünf Unternehmen keine zukünftigen Investitionen in China.
Zutrauen in Standort China auf Rekordtief
Das Zutrauen der Unternehmer in den chinesischen Markt sei "so ziemlich auf dem tiefsten Stand unserer Aufzeichnungen", sagte der Präsident der Europäischen Handelskammer, Jens Eskelund, vor der Veröffentlichung der Umfrage vor Reporterinnen und Reportern.
Nach Angaben der Kammer hat sich unter den Unternehmen Unmut über Sicherheitsregeln, eine staatlich forcierte Unterstützung von chinesischen Wettbewerbern und eine mangelnde Umsetzung von Reformversprechen breit gemacht. Auch das langsame chinesische Wirtschaftswachstum sowie steigende Kosten setzten europäischen Firmen zu.