Abgas-Skandal in den USA VW stoppt Verkauf manipulierter Diesel
Nach der Abgas-Manipulation an Diesel-Fahrzeugen in den USA hat VW den Verkauf einiger Fahrzeuge gestoppt. Reumütig hatte VW-Chef Winterkorn gestern den Betrug eingeräumt und Aufklärung versprochen. Ein Experte fordert sogar seinen Rücktritt.
Im Zusammenhang mit den Abgas-Manipulationen hat Volkswagen den Verkauf einiger Diesel-Fahrzeuge in den USA gestoppt. US-Autohändler seien angewiesen worden, bestimmte Wagen des Modelljahres 2015 zurückzuhalten, sagte ein VW-Vertreter. Die Zahl der betroffenen Fahrzeuge nannte er nicht.
Volkswagen hatte zuvor Abgas-Manipulationen in den USA zugegeben, die eine Milliarden-Strafe nach sich ziehen könnten. Konzern-Chef Martin Winterkorn kündigte eine externe Untersuchung der Vorgänge an. Die US-Umweltschutzbehörde EPA wirft VW vor, bei knapp 500.000 Diesel-Fahrzeugen die Abgasvorschriften mit Hilfe einer Software vorsätzlich umgangen zu haben. Dem Konzern drohen deswegen schlimmstenfalls Strafzahlungen von rund 18 Milliarden Dollar. Die VW-Aktie brach zum Handelsstart um 13 Prozent ein.
"Einfach gesagt, diese Autos hatten ein Programm, das die Abgaskontrollen beim normalen Fahren ausschaltet und bei Abgastests anschaltet", erklärt eine EPA-Vertreterin. Folge solcher Manipulationen sei, dass die Autos für den Umweltschutz festgesetzte Abgas-Limits um das bis zu 40-Fache überstiegen. Im Fokus der EPA-Ermittlungen stehen laut EPA Vier-Zylinder-Modelle der Jahre 2009 bis 2015. Volkswagen räumte die Manipulationen ein. Nach bisherigem Stand sind elf Millionen Fahrzeuge betroffen.
Verantwortung für Fehlverhalten
Stefan Bratzel, Professor für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule Bergisch-Gladbach, sagte im ARD-Morgenmagazin, zunächst müsse herausgefunden werden, wer diese Täuschung initiiert habe, dann müssten personelle Konsequenzen gezogen werden. Auch sei eine wichtige Frage, ob die Manipulationen auf die USA beschränkt seien oder ob sie auch Deutschland betreffen.
Dudenhöffer fordert Winterkorn-Rücktritt
Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer forderte wegen der Affäre den Rücktritt von VW-Chef Winterkorn. Er habe entweder von den Manipulationen gewusst oder seinen Geschäftsbereich nicht im Griff, sagte der Direktor des CAR-Instituts der Universität Duisburg-Essen der "Frankfurter Rundschau". "In beiden Fällen würde ich sagen, dass Winterkorn an der Konzernspitze nicht mehr tragbar ist."
Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht Winterkorns Rolle in der Affäre kritisch.
Grünen-Politikerin Höhn geht von Verwicklung aus
Auch die Vorsitzende des Umweltausschusses im Bundestag, die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn, geht von einer Verwicklung Winterkorns aus. Eine "so umfassende Softwaremogelei" müsse mit dem Wissen der Führung in Wolfsburg passiert sein, sagte sie. "Alles andere würde mich wundern." Ihrer Auffassung nach könnten auch noch andere Automarken im Ringen um die Einhaltung von Abgasvorschriften in Europa und den USA bei Manipulationen erwischt werden.