VW-Chef will Abgas-Skandal aufklären Winterkorn lehnt Rücktritt ab
VW-Chef Winterkorn bleibt trotz des Skandals um manipulierte Abgaswerte im Amt. Er entschuldigte sich für das Fehlverhalten und versprach Aufklärung. Die Vorwürfe soll auch eine neue Kommission des Verkehrsministeriums prüfen. Zudem tagte das Präsidium des Aufsichtsrats.
VW-Chef Martin Winterkorn tritt wegen der Manipulationsvorwürfe bei den Abgaswerten von Diesel-Fahrzeugen nicht zurück. Stattdessen bat er in einer Video-Botschaft um Entschuldigung und kündigte eine Aufklärung der Vorwürfe an.
"Die Unregelmäßigkeiten bei Dieselmotoren unseres Konzerns widersprechen allem, für was Volkswagen steht", sagte er in dem Video, das auf der VW-Webseite veröffentlicht wurde. "Wir klären das auf." Es wäre aber falsch, so Winterkorn, wenn wegen der schlimmen Fehler einiger weniger die ehrliche Arbeit von 600.000 Menschen unter Generalverdacht gerate. "Deshalb bitte ich um ihr Vertrauen auf unserem weiteren Weg", fügte der Konzernchef hinzu. Eine solche Manipulation dürfe es nie wieder geben. Winterkorn betonte: "Ich entschuldige mich in aller Form bei unseren Kunden, bei den Behörden und der gesamten Öffentlichkeit für das Fehlverhalten."
Am Abend kam das Präsidium des VW-Aufsichtsrats zu einer Sitzung zusammen, wie die Nachrichtenagentur dpa erfuhr. Nach Informationen der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" tagte das Gremium in Gegenwart von Topmanagern des Konzerns. Nach dem Ende der Sitzung wurde zunächst nichts bekannt über mögliche Beschlüsse. Das Treffen soll am Mittwoch fortgesetzt werden.
Winterkorn ist wegen des Skandals unter Druck geraten. Der Konzern räumte ein, dass elf Millionen Fahrzeuge weltweit mit der Software ausgestattet seien, die die Manipulationen der Abgaswerte erlaube. Nachdem VW wegen der befürchteten Strafzahlungen und Klagen am Morgen eine Gewinnwarnung ausgesprochen und eine Rückstellung von 6,5 Milliarden Euro angekündigt hatte, verlor die Aktie des Konzerns rund 20 Prozent an Wert.
Rufe nach personellen Konsequenzen
Die Forderungen nach personellen Konsequenzen wurden vor diesem Zusammenhang im Laufe des Tages lauter. Vor solchen Konsequenzen sei aber eine gründliche Aufklärung notwendig, sagte der niedersächsische Wirtschaftsminister und VW-Aufsichtsrat Olaf Lies im Deutschlandfunk. Niedersachsen spielt als Großaktionär mit einem VW-Anteil von 20 Prozent eine wichtige Rolle bei dem Unternehmen. Zur Frage, ob Winterkorn angesichts der jüngsten Entwicklungen zurücktreten müsse, äußerte sich der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil zurückhaltend. Er wolle den anstehenden intensiven Beratungen im Aufsichtsrat nicht vorgreifen, sagte er. Am Freitag tritt der vollständige VW-Aufsichtsrat zusammen.
VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh forderte ebenfalls personelle Konsequenzen nach Aufklärung aller Vorwürfe. "Und dies werden keine Sachbearbeiter sein, das kann ich Euch versichern", schrieb er in einem Brief an die Belegschaft, aus dem die "Bild"-Zeitung zitierte. "Wir werden nicht akzeptieren, dass Manipulationen den Ruf der VW-Beschäftigten als exzellente Autobauer beschädigen."
Dobrindt richtet Kommission ein
Auch politisch wächst der Druck auf den VW-Konzern. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt setzte eine Untersuchungskommission unter Leitung des Verkehrsstaatssekretärs Michael Odenwald ein. Dieser soll noch diese Woche nach Wolfsburg reisen und Unterlagen einsehen. Beteiligt sei auch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA). "Unsere Kommission wird untersuchen, ob die betreffenden Fahrzeuge innerhalb der bestehenden deutschen und europäischen Vorschriften gebaut und geprüft worden sind - und ob dies konform mit den Fahrzeugzulassungen geschehen ist", erklärte Dobrindt. Seinen Angaben zufolge sicherte VW die volle Kooperation mit der Kommission zu.