Größter Finanzbetrug Vietnams Immobilienmagnatin zum Tode verurteilt
Sie beging den größten Finanzbetrug in der Geschichte Vietnams: Truong My Lan soll sich mehr als elf Milliarden Euro erschlichen haben - beinahe drei Prozent des BIP Vietnams. Jetzt wurde sie zum Tode verurteilt.
Die Unternehmerin Truong My Lan ist in ihrem Heimatland Vietnam wegen Finanzbetrugs zum Tode verurteilt worden. Wie die staatlich kontrollierte Zeitung Thanh Nien berichtete, fällte ein Gericht in Ho-Chi-Minh-Stadt das Urteil gegen die 67-Jährige.
Die Vorsitzende des Immobilienentwicklers Van Thinh Phat Holdings Group wurde demnach der Veruntreuung, der Bestechung und der Verletzung von Bankvorschriften für schuldig befunden. Durch Betrug soll sie sich rund 11,6 Milliarden Euro erschlichen haben. Das entspricht fast drei Prozent des vietnamesischen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Es ist damit der größte Fall von Finanzbetrug in der Geschichte des Landes.
Regierungsvertreter bestochen
Lan soll zwischen 2012 und 2022 über Tausende "Geisterunternehmen" Geld aus der illegal von ihr kontrollierten Saigon Joint Stock Commercial Bank (SCB) abgezweigt und zusätzlich Regierungsvertreter bestochen haben.
Von Anfang 2018 bis Oktober 2022, als der Staat die SCB nach einem Ansturm auf ihre Einlagen rettete, habe sie sich große Summen angeeignet, indem sie unrechtmäßige Kredite an Scheinfirmen vermittelte, so die Ermittler. Rund 42.000 Kunden der Bank sollen Opfer des Betrugs geworden sein.
Fusion zweier Kreditinstitute eingefädelt
Lan war seit Jahren eine zentrale Figur im vietnamesischen Finanzwesen und hat 2011 die Fusion der SCB mit zwei anderen Kreditinstituten eingefädelt, um die angeschlagenen Banken im Rahmen eines mit der Zentralbank abgestimmten Plans zu retten.
Drei unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaften hätten im Fall der SCB Verstöße begangen, hieß es laut Regierung im März, ohne allerdings die Gesellschaften zu nennen.
Aus öffentlichen Dokumenten geht hervor, dass führende internationale Wirtschaftsprüfer, darunter Ernst & Young und KPMG, bei ihren Prüfungen keine Bedenken hinsichtlich der Bank geäußert haben. Sie antworteten der Nachrichtenagentur Reuters auf Bitten um Kommentare nicht.
Ausmaß des Betrugs schockt das Land
Als Lan im Oktober 2022 als Teil einer Anti-Korruptions-Kampagne in Vietnam verhaftet wurde, sorgte das im ganzen Land für Aufsehen. Vor allem das Ausmaß des Betrugs hatte viele geschockt. Das Unternehmen von Lan baute in Vietnam Luxuswohnungen, Bürogebäude, Hotels und Einkaufszentren.
Zu den weiteren Angeklagten gehören Lans Ehemann, ein chinesischer Staatsangehöriger, sowie 15 Beamte der Zentralbank, darunter ein hochrangiger Inspektor. Diesem wird vorgeworfen, von Lan Bestechungsgelder 5,2 Millionen Dollar Bestechungsgelder angenommen zu haben.
Experten gehen davon aus, dass auch andere Banken und Unternehmen in ähnliche Machenschaften verwickelt sein könnten. Einige ausländische Investoren schreckt das von einem Engagement in Vietnam ab, das sich als Standort für Zulieferfirmen als Alternative zu China positionieren will.
Kampagne "Lodernder Ofen" gegen Korruption
Der Prozess gegen die Immobilienmagnatin, der am 5. März begann und nun früher als geplant endete, war Teil einer Kampagne gegen Bestechung. Der Vorsitzende der regierenden Kommunistischen Partei, Nguyen Phu Trong, verspricht seit Jahren die Bekämpfung von Korruption, wenn auch mit wenig greifbaren Ergebnissen.
Im Rahmen dieser Kampagne, die als "Lodernder Ofen" bezeichnet wird, wurden Hunderte von hochrangigen Staatsbeamten und Geschäftsleuten strafrechtlich verfolgt oder zum Rücktritt gezwungen.