Höhere Produktionskosten Wie teuer Weihnachtsbäume dieses Jahr sind
Der Verkauf von Weihnachtsbäumen geht in die heiße Phase - mit einem bundesweitem Preisaufschlag. Händler geben die gestiegenen Kosten auf den Plantagen an ihre Kunden weiter.
Die Späne fliegen, die Kettensäge heult. Philipp Wandels Augen blitzen vor Vorfreude. Die letzten Christbäume werden von ihm mit der Säge in Form gebracht. Einige stellt er in Christbaumständer, andere schiebt er durch die Verpackungstrommel und wickelt sie so in ein feines weißes Netz ein.
Wandels Hof in Kusterdingen bei Tübingen ist voll mit Christbäumen. Nordmanntannen, Blaufichten, Schwarzkiefern verkauft er hier in vielen verschiedenen Größen und Formen. Seit acht Jahren verdient sich der 40-jährige Agrartechniker mit den Christbäumen etwas dazu.
"Ein schöner Baum kostet halt Geld"
Nur noch wenige Handgriffe, und dann kann es hier in Kusterdingen losgehen mit der diesjährigen Christbaumsaison. 400 Bäume hat Wandel von einer Plantage auf der Ostalb gekauft. Für sie müssen seine Kunden in diesem Jahr tiefer in die Tasche greifen. In den vergangenen Jahren habe er nichts draufgeschlagen, sagt Wandel, doch in diesem Jahr geht es einfach nicht anders. "Als die Rechnung von der Plantage gekommen ist und ich die Summe gesehen habe, da musste ich schlucken." Die gestiegenen Plantagenpreise muss er an seine Kunden weitergeben, sonst lohne sich das Geschäft für ihn nicht mehr.
Zwischen drei und fünf Euro teurer sei ein normaler Christbaum in diesem Jahr bei ihm. Die 1,80 Meter hohe Nordmanntanne kostet so 38 Euro, die vier Meter hohe Tanne etwa 160 Euro. "Ein schöner Baum kostet halt Geld", sagt Wandel. Seine Kunden verstünden das. Am ersten Dezember ging es bei ihm los mit dem Verkauf. Sechs Tage die Woche hat seither seinen Hof geöffnet, von morgens bis abends.
Der Import von Weihnachtsbäumen nach Deutschland ist in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden 2022 insgesamt 1,8 Millionen Bäume eingeführt. Das sind 24,5 Prozent weniger als im Vorjahr.
2014 hatten die Importzahlen den höchsten Wert der vergangenen zehn Jahre erreicht - dem gegenüber betrug das Minus sogar 37,1 Prozent.
Gründe für den Rückgang hat das Statistische Bundesamt nicht genannt. 83,3 Prozent der eingeführten Weihnachtsbäume stammte auch 2022 aus Dänemark.
Ein bis zwei Euro mehr pro Meter Baum
Dass die Preise für die Weihnachtsbäume steigen, das bestätigt auch Eberhard Hennecke. Er ist Vorsitzender des Bundesverbands der Weihnachtsbaumerzeuger und Betriebsleiter eines Betriebs für Forstprodukte in Nordrheinwestfalen. Auf etwa ein bis zwei Euro pro laufenden Meter schätzt Hennecke die durchschnittliche Preissteigerung in diesem Jahr. Gestiegene Produktionskosten, höhere Ausgaben für Personal und die Inflation seien die hauptsächlichen Preistreiber.
"Bei ein bis zwei Euro mehr pro laufendem Meter und bei der Menge, die die Betriebe absetzen, werden dadurch natürlich einige Kosten aufgefangen", rechnet Hennecke vor, eigentlich müsste es jedoch eher noch etwas mehr sein. Dabei sei die Kostenkalkulation natürlich von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich, und nicht jeder müsse etwas aufschlagen. Regionale Unterschiede sieht er allerdings nicht.
Nachschubsorgen durch Trockenheit und Hitze
In den kommenden Jahren könnten die Preise für die Bäume weiter steigen, so Hennecke. In den vergangenen Jahren seien viele junge Bäume durch Trockenheit und Hitze in Folge des Klimawandels eingegangen. Eine 1,80 Meter hohe Nordmanntanne braucht etwa zehn Jahre Wachstum. Das heißt, ein eventueller Mangel an Nachwuchs wird sich erst später bemerkbar machen, befürchtet Hennecke.
Dem entgegen stehe eine hohe Nachfrage an Christbäumen, so der Verbandsvorsitzende. Vor allem die Corona-Jahre hätten gezeigt, dass der Baum nach wie vor der Mittelpunkt von Weihnachten ist. Das Geschäft sei prächtig gelaufen. Wenn die Nachfrage allerdings ungebrochen hoch bleibt, weniger Bäume aufgrund von Trockenheit und Hitze nachkommen, könnte der Preis der Bäume weiter steigen.