Stromabrechnung 2022/23
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Fallende Gas- und Strompreise Worauf es beim Anbieter-Wechsel ankommt

Stand: 04.06.2023 09:17 Uhr

Immer mehr Strom- und Gasanbieter geben die fallenden Großmarkt-Preise an die Kunden weiter. Auch Platzhirsch E.ON will die Preise senken. Tarifvergleiche lohnen sich - wenn man dabei einiges beachtet.

Von Bianca von der Au, tagesschau.de

Online-Vergleichsportale haben es vorgerechnet: Durch einen Wechsel aus der Grundversorgung in einen billigeren Tarif könne ein Haushalt mehr als 500 Euro an Stromkosten einsparen, wirbt Verivox. "Deswegen sollten Verbraucher jetzt aktiv werden und ihren Anbieter wechseln," schreibt Check24. Im Vergleich zur Grundversorgung sparten Familien zusätzlich zur Gaspreisbremse im Schnitt 603 Euro im Jahr.

Zur Vorsicht mit Blick auf die genannten Summen rät Amelie Vogler von der Verbraucherzentrale NRW: "Ein Durchschnittswert sagt erstmal nichts über die mögliche Ersparnis des Einzelnen." Gegenüber tagesschau.de weist die Verbraucherschützerin darauf hin, dass die Summe, die man bei einem Wechsel einsparen könne, individuell davon abhängig sei, welchen Tarif man vorher hatte.

Was ist von "Discountern" zu halten?

Richtig ist aber nach Einschätzung der Verbraucherzentrale NRW, dass sich ein Wechsel des Gas- und Stromanbieters lohnen kann - eben weil die Preissteigerung im vergangenen Jahr enorm hoch war. Viele Gaskunden hätten die höheren Preise noch in ihren Tarifen. Gerade für Neukunden gebe es derzeit attraktive Angebote. Aber die Verbraucherschützerin rät, sich die Anbieter genau anzuschauen - etwa Bewertungen anderer Kunden zu lesen und nach negativen Erfahrungen zu suchen.

Von sogenannten "Discountern" rät Vogler eher ab. Einige von ihnen hätten in der Vergangenheit nicht verbraucherfreundlich gehandelt - beispielsweise in der Hochphase der Energiepreise von heute auf morgen nicht mehr geliefert. In dieser Situation mussten Grundversorger wie E.ON die Strom- und Gaskunden aufnehmen, die plötzlich keinen Anbieter mehr hatten. Damals waren die Tarife der Grundversorger sogar zeitweise am günstigsten, denn die Energiekonzerne konnten durch ihre längerfristigen Verträge die Preisspitzen abfedern.

E.ON senkt die Preise zeitverzögert

Aktuell hat sich das Bild wieder gedreht - was eben auch mit der langfristigen Beschaffung zu tun habe. Nach Angaben von E.ON können die gesunkenen Preise an den Energie-Großmärkten erst mit zeitlicher Verzögerung an die Kunden weitergegeben werden. Kürzlich hat der Essener Energieriese angekündigt, die Arbeitspreise für mehrere Millionen Kunden zum 1. September zu reduzieren: im Durchschnitt um 18 Prozent in der Grundversorgung Strom und 28 Prozent in der Grundversorgung Gas.

Das gilt allerdings nicht für alle Kunden des nach eigenen Angaben größten Strom- und Gasanbieters in Deutschland. Mitte April erst hatte E.ON eine deutliche Erhöhung der Strompreise für die Grundversorgung für Kunden in NRW und Bayern angekündigt, die ab dem 1. Juni gilt. Bei diesen Kunden wird die Preissenkung laut einem Konzernsprecher erst mit einigen Monaten Verzögerung wirksam.

Grundversorger oberhalb der Preisbremsen

Eine Analyse des Online-Vergleichsportals Verivox zeigt, dass die durchschnittlichen Grundversorgungspreise weiterhin oberhalb der Preisbremsen-Grenzen liegen, während Neukundentarife inzwischen deutlich unter den Preisdeckeln angesetzt sind. Die Preisbremse für Strom liegt bei 40 Cent pro Kilowattstunde und für Gas bei 12 Cent.

Dass es selbst unter den Grundversorgungstarifen große Unterschiede gibt, hat Hans Weinreuter von der Verbraucherzentrale Rheinlandpfalz schon seit Monaten im Blick. Beim Strom etwa sei die Bandbreite enorm: "Der günstigste Preis liegt bei 26 Cent die Kilowattstunde, während ein anderer Grundversorger über 60 Cent pro Kilowattstunde nimmt." Das wiederum nutzten Vergleichsportale, wenn sie mit hohem Einspar-Potential beim Anbieter-Wechsel werben.

Auf die Voreinstellungen kommt es an

Den Voreinstellungen der Portale liegt den Verbraucherschützern zufolge häufig der teuerste Tarif zugrunde. Gegenüber tagesschau.de sagte Weinreuter, man müsse bei den Tarifrechnern die Voreinstellungen beachten und sich fragen: "Ist das das Vertragsmodell, in dem ich gerade bin?"

Ebenfalls rät der Verbraucherschützer dazu, bei den Einstellungen darauf zu achten, dass ein Neukundenbonus nicht in den Gesamtpreis einberechnet werde und keine zu lange Vertragslaufzeit angegeben sei. Sonst sehe das Einsparpotential größer aus, als es am Ende bei einem Wechsel tatsächlich ist.

Hilfreiche Instrumente - richtig bedient

Die Verbraucherzentrale NRW empfiehlt, Tarife mit Bonus nur dann zu berücksichtigen, wenn man zum Ablauf des ersten Lieferjahres einen erneuten Anbieterwechsel in Betracht ziehe. Zudem solle die direkte Wechselmöglichkeit über das Portal ausgestellt sein. Gleiches gelte für die Voreinstellung "Nur Tarife mit hoher Kundenbewertung" - diese solle man ebenfalls besser ausstellen.

Vergleichs-Plattformen sind aus Sicht der Verbraucherschützer hilfreiche Instrumente, wenn man sie richtig bediene. Die Verbraucherzentrale NRW hat eine Checkliste für den Anbieterwechsel verfasst. Laut Verbraucherschützerin Amelie Vogler geht es nun darum, nach dem chaotischen vergangenen Jahr, in dem einige Versorger sogar die Lieferung einstellten, den Menschen die Angst zu nehmen, sich auf dem freien Markt wieder nach dem günstigsten Versorger umzuschauen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 25. Mai 2023 um 13:10 Uhr.