Benzin und Diesel etwas billiger Ist die Entspannung bei den Spritpreisen von Dauer?
Die Spritpreise sind etwas gesunken. Der ADAC spricht von einer längst überfälligen Bewegung. Doch ein Blick auf den Ölpreis zeigt, dass sich Diesel und Superbenzin schon bald wieder verteuern könnten.
Wochenlang schienen die Kraftstoffpreise an den Tankstellen nur eine Richtung zu kennen. Doch nun zeichnet sich eine Wende ab: Ein Liter Super E10 kostet im bundesweiten Mittel 1,874 Euro - ein Minus von einem Cent gegenüber der Vorwoche. Das geht aus einer aktuellen ADAC-Auswertung hervor.
Danach kostet auch Diesel im Schnitt weniger: Für einen Liter müssen die Autofahrer derzeit 1,786 Euro bezahlen, das sind 1,1 Cent weniger als vor Wochenfrist. Womöglich hat dabei auch das Ende der Sommerferien in fast allen Bundesländern eine Rolle gespielt. Der ADAC bezeichnete diese Entwicklung jedenfalls als längst überfällig, das Preisniveau an den Tankstellen sei bereits seit Monaten deutlich überhöht. Der Automobilclub sieht daher großes Potenzial für weitere Preissenkungen.
Rohöl so teuer wie seit November nicht mehr
Doch ein Blick auf die jüngsten Entwicklungen am Ölmarkt zeigt, dass es sich bei dem aktuellen Spritpreisrückgang womöglich um ein Phänomen mit arg begrenzter Halbwertszeit handelt. Schließlich haben die Rohöl-Preise gestern den höchsten Stand seit zehn Monaten markiert. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent verteuerte sich auf bis zu 91,15 Dollar je Fass und übersprang damit erstmals seit November wieder die 90-Dollar-Marke. Zur Wochenmitte halten sich die Ölpreise in der Nähe ihrer zehnmonatigen Höchststände, Brent notiert knapp unter 90 Dollar.
Für den Preissprung verantwortlich waren Saudi-Arabien und Russland. Die beiden führenden Länder des Ölkartells OPEC+ hatten angekündigt, ihre Lieferkürzungen um weitere drei Monate bis zum Jahresende zu verlängern. Am Markt hatte man bislang nur mit einer Verlängerung um einen Monat gerechnet.
Auf China kommt es jetzt an
Die Angebotsseite spricht somit ganz klar für weiter steigende Ölpreise, waren doch die Förderkürzungen der OPEC-Länder im bisherigen Jahresverlauf der Hauptgrund für die steigenden Notierungen. Doch die große Frage bleibt: Wie wird sich die Nachfrage nach dem Rohstoff entwickeln? Zuletzt kamen aus China, eines der Länder mit dem größten Erdöl-Verbrauch, eher gedämpfte Konjunkturmeldungen.
So war die Stimmung unter den chinesischen Dienstleistern im August auf den tiefsten Stand seit acht Monaten gefallen. Die politische Führung Chinas stemmt sich seit einiger Zeit mit zahlreichen Hilfen gegen die schwache Konjunktur, versucht unter anderem, den kriselnden Immobilienmarkt zu stabilisieren. Sollte sie damit Erfolg haben, würde dies für weiter steigende Ölnotierungen sprechen.
Iran ist wieder wer auf dem Ölmarkt
Eine nicht unwichtige Rolle für die künftigen Öl- und damit Spritpreise kommt aber auch dem Iran zu. So war die Ölproduktion der OPEC trotz der Förderkürzungen Saudi-Arabiens und Russlands im August sogar gestiegen - um 220.000 auf 27,56 Millionen Barrel pro Tag.
Hauptverantwortlich hierfür war der Iran, der seine Fördermenge um 200.000 auf 3,1 Millionen Barrel pro Tag steigerte - das höchste Niveau seit Wiedereinführung der US-Ölsanktionen im Herbst 2018. Offenbar gelingt es dem Iran immer besser, die bestehenden Sanktionen zu umgehen. Damit torpediert der Iran die Pläne Saudi-Arabiens, die Ölpreise mit Förderkürzungen in die Höhe zu treiben.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.