Aktuelle Stunde im Bundestag Viele offene Fragen zur Heizwende
Die Heizwende soll kommen: Ab dem kommenden Jahr will Wirtschaftsminister Habeck neue Öl- und Gasheizungen verbieten. Doch wie soll das genau aussehen? Auch nach einer Aktuellen Stunde im Bundestag bleiben noch viele Fragen offen.
Bei Hausbesitzern, aber auch in der Heizungsbranche, herrscht helle Aufregung, seitdem ein erster Entwurf für die Reform des Gebäudeenergiegesetzes bekannt wurde. Soll man vor einem möglichen Verbot schnell noch eine vergleichsweise günstige Gasheizung einbauen? Wie kommt man gegebenenfalls schnell an Handwerker, die eine Wärmepumpe installieren können? Und was tun, wenn die Heizung kaputt geht?
Auch nach einer Aktuellen Stunde im Bundestag bleiben viele Fragen offen. Klar ist nur: Es wird ab dem kommenden Jahr neue Vorgaben fürs Heizen geben. Insbesondere für den Einbau neuer Heizungen. Das machte der SPD-Abgeordnete Timon Gremmels unter Verweis auf die Klimaziele klar: "Wenn wir 2045 klimaneutral werden wollen und eine Heizung eine Lebensdauer von zwanzig Jahren hat, dann müssen wir jetzt etwas tun."
Union und FDP plädieren für Technologieoffenheit
Bleibt die Frage, was das konkret heißt. Die Ampel-Koalition verständigte sich vor einem Jahr darauf, dass ab 2024 möglichst alle neuen Heizungen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden sollen. Sind damit neue Gas- und Ölheizungen tabu? Das fürchtet die Union - und plädiert statt Verboten für finanzielle Anreize für den Umstieg auf klimafreundlichere Heizungen. "Wir setzen auf gezieltes Fördern", sagte der CDU-Abgeordnete Thomas Gebhardt in der von der Union beantragten Aktuellen Stunde. Vor allem appellierte er an die Bundesregierung: "Lassen Sie Technologieoffenheit zu."
Technologieoffenheit - das ist auch ein entscheidender Punkt für die FDP, die innerhalb der Bundesregierung Bedenken gegenüber den bisherigen Plänen von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) angemeldet hat. Nicht überall seien die strombetriebenen Wärmepumpen sinnvoll, sagte der Liberale Michael Kruse. Man müsse den Hausbesitzern auch andere Möglichkeiten geben, um das Heizen effizienter und klimafreundlicher zu machen, zum Beispiel in Verbindung mit besseren Dämmkonzepten.
Darüber hinaus spricht sich Kruse für die Beimischung von Wasserstoff in Gasnetzen aus. Das sei in bestimmten Grenzen heute schon möglich. Das allerdings würde bedeuten, dass auch künftig noch neue Gasheizungen eingebaut werden könnten. Eine völlige Abkehr von Gasheizungen wäre auch klimatechnisch falsch, meint der FDP-Politiker, schließlich müsse auch die Effizienz der bestehenden Anlagen verbessert werden.
CDU: Fachkräftemangel steht dem Umstieg im Weg
Ein radikaler Wechsel von Gas- und Ölheizungen hin zu Wärmepumpen dürfte auch an fehlendem Material und am Fachkräftemangel scheitern, sagte wiederum der CDU-Abgeordnete Gebhardt, der auf Gespräche mit Vertretern aus der Heizungsbranche verweist.
Viele Handwerker werden gerade selbst mit Fragen von Immobilienbesitzern überhäuft und können kaum Antworten geben. Es sei fahrlässig, dass bis heute kein klares und durchgerechnetes Konzept von Robert Habeck (Grüne) vorliegt, sagte dazu Bernd Riexinger von der Linkspartei: "Wer als Haus- oder Wohnungsbesitzer befürchten muss, dass die alte Heizung streikt, der weiß neun Monate vor Beginn des neuen Jahres nicht, was auf ihn zukommt."
Was auch an den koalitionsinternen Debatten liegt. Da sind auf der einen Seite die Grünen, die stark auf den Einbau strombetriebener Wärmepumpen setzen und den künftigen Einsatz von Wasserstoff in Heizsystemen kritisch sehen. Wasserstoff werde künftig für die Energiegewinnung in der Industrie gebraucht, so begründete das der Grünen-Parlamentarier Bernhard Herrmann im Bundestag.
Auf der anderen Seite zeigen sich Liberale, aber auch Sozialdemokraten offen für alternative Lösungen zur Wärmepumpe. So spricht Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) von einer ganzen Bandbreite von Lösungen: "Wir wollen keine reine Gasheizung, keine reine Ölheizung, aber da wird es jede Menge auch hybride Lösungen geben.
Förderprogramme geplant
Was es für Hausbesitzer derzeit schwer macht - zumal auch noch unsicher ist, wie genau die künftigen Vorgaben finanziell abgefedert werden. Klar ist nur, dass es solche Hilfen geben soll: Von direkten Zahlungen über Kredite bis hin zu einer stärkeren steuerlichen Förderung spricht der SPD-Abgeordnete Gremmels. Er appellierte an die Bundesregierung, dass diese Förderprogramme technologieneutral sein sollten - also für verschiedene klimafreundliche Heizungssysteme offenstehen sollten.
Das freilich heißt: Wer im Moment unsicher ist, was die Pläne der Politik für die eigene Immobilien bedeuten, sollte das Gesetzgebungsverfahren besser abwarten. Auch wenn die Richtung klar ist - über die Details dürfte noch heftig gerungen werden.