Foodwatch kritisiert EU Viele Pestizid-Zulassungen einfach verlängert
Im vergangenen Jahrzehnt wurden laut der Verbraucherorganisation Foodwatch viele Pestizid-Zulassungen in der EU ohne erneute Risikoprüfung verlängert. Betroffen sind fast 30 Prozent der zugelassenen Pestizide.
Fast 30 Prozent der in der EU zugelassenen Pestizide sind offenbar ohne erneute Risikoprüfung verlängert worden. Das ergab eine Auswertung der EU-Pestizid-Datenbank durch die Verbraucherorganisation Foodwatch. Für das vergangene Jahrzehnt betreffe dies 135 der 455 in der EU zugelassenen Mittel.
Die Genehmigungen werden laut Foodwatch zum Teil seit vielen Jahren immer wieder über das ursprüngliche Ablaufdatum der Zulassung hinaus verlängert - ohne, dass die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eine neue Sicherheitsbewertung vorgenommen hat. Eigentlich ist dieses Verfahren nur in Ausnahmefällen vorgesehen, bis eine Verlängerung abschließend geprüft ist. "Das EU-Pestizid-Zulassungssystem hat so viele Schwachstellen, dass eine Reform dringend notwendig ist", sagte Lars Neumeister von Foodwatch.
Höhere Zulassungsgebühren gefordert
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) müsse sich hierfür in Brüssel einsetzen. So fordert die Verbraucherorganisation etwa höhere Zulassungsgebühren für die Pestizidhersteller, damit die EU-Behörden ausreichend finanzielle Mittel für die Risikobewertungen zur Verfügung haben. Zudem sollten alle Pestizide, deren Genehmigungen ohne erneute EFSA-Überprüfung verlängert wurden, sofort vom Markt genommen werden.
Die Europäische Kommission muss jeden Wirkstoff, der in einem Pflanzenschutzmittel in der EU eingesetzt werden soll, vor der Einführung genehmigen. Die Genehmigung ist in der Regel zehn Jahre lang gültig. Im Anschluss können die Hersteller eine Verlängerung beantragen, wobei eigentlich erneut eine Sicherheitsprüfung erfolgen müsste.