Hühner stehen in einem Stall eines Betriebes.
Player: videoHohe Nachfrage nach Eiern: Keine Engpässe zu Ostern erwartet

Genug Eier für alle? Die Henne, das Ei und eine gefühlte Krise

Stand: 18.03.2025 09:01 Uhr

Die Preise für Eier sind gestiegen. Die Versorgung zu Ostern sei aber gesichert, sagen Branchenkenner. Mit dem Eiermangel in den USA habe die Situation in Deutschland nur am Rande zu tun.

Lasse Brandt packt Zehner-Packungen Eier in einen großen Karton und erzählt, dass in seiner Branche gerade keine Normalität herrscht: der sogenannte "Eiermangel" macht sich auch in der Eierpackstation Hoppenrade in Brandenburg bemerkbar. Brandt ist hier der Chef und sagt: "Bei uns äußert sich das so, dass die Nachfrage nach Weihnachten einfach nicht weniger geworden ist."

Das ist unnormal. Üblicherweise gibt es zu jedem Jahresanfang eine Nachfragedelle. Gefragter sind Eier dann erst wieder ein paar Wochen vor Ostern. Dieses Jahr aber ist alles anders. "Wir müssen unsere Liefermengen reduzieren, weil wir nicht voll lieferfähig sind", sagt Brandt. 40.000 Eier pro Woche werden von hier aus ausgeliefert.

Die Ware stammt von Landwirtschaftsbetrieben in der Region. Diese haben - wie jedes Jahr im ersten Quartal - ihre Produktion heruntergefahren. Wegen der traditionell schwächeren Nachfrage zu dieser Zeit bieten sich dafür Januar und Februar an, Hühner "auszustallen" - also ältere Legehennen schlachten zu lassen. Bis neue Hühner soweit sind, dass sie zuverlässig Eier legen, können mehrere Monate vergehen.

Mehr Hennen geschlachtet

Hans-Peter Goldnick vom "Bundesverband Ei" erklärt die Preissteigerungen mit mehreren Faktoren. Einerseits sei das Angebot etwas geringer als üblich: "Wir haben eine eine Sondersituation, dass in diesem Januar verhältnismäßig viele Hühnerställe ausgestallt wurden und neue Hühner reingekommen sind."

Vereinzelt hat es in Europa Ausbrüche der Vogelgrippe gegeben. Die Folge: Zwangsschlachtungen und weniger Eier. Hinzu komme, dass jetzt bereits Eier von Färbereien aufgekauft würden, um diese dann zu Ostern auf den Markt zu bringen. "Und diese Eier fehlen dann im Konsum", so Goldnick.

640 Millionen mehr Eier

Die Jahresnachfrage pro Kopf ist laut Goldnick signifikant angestiegen: "Von 238 auf 244." Der Mehrkonsum steigere die Nachfrage um Hunderte Millionen Eier.

In Anbetracht der vielen Schlagzeilen in den vergangenen Wochen ist Goldnick bemüht, Entspannung zu verbreiten. "Es gibt keinen Eiernotstand", sagt er. Die großen Lebensmittelketten hätten allesamt langfristige Lieferverträge zu festgelegten Preisen. "Die werden erst im August wieder neu ausgehandelt", so Goldnick.

Preissprünge am Spotmarkt

Lediglich am Spotmarkt - also dem Großhandelsmarkt, an dem Händler kurzfristig Eier kaufen können - gebe es derzeit starke Preissprünge. "Da ist es tatsächlich so, dass wir eine richtige Preisexplosion haben." Von denen würden Endverbraucher aber nur im seltensten Fall etwas mitbekommen.

Weitgehende Entwarnung also vom Branchenverband. Eine erhöhte Nachfrage bei gleichzeitiger leichter Unterdeckung des Angebots führt nun einmal - zumindest zeitweise - zu höheren Preisen. Höhere Preise aber führen normalerweise zu mehr Angebot. Eine Situation wie in den USA ist laut Branchenverband für Europa und Deutschland derzeit nicht absehbar.

In den Vereinigten Staaten mussten Millionen Hennen gekeult werden - wegen großflächiger Ausbrüche der Vogelgrippe. Dort stieg der Spotpreis für ein Dutzend Eier von knapp über zwei Dollar im Oktober vergangenen Jahres auf zwischenzeitlich acht Dollar Anfang März. Seitdem ist er aber bereits wieder auf unter fünf Dollar gefallen. 

In den vergangenen Wochen waren US-Produzenten und Zwischenhändler gezwungen, auf dem Spotmarkt Eier dazu zu kaufen, weil die zugesicherten Lieferungen teils ausblieben. Nur ein kleiner Teil dieser Nachfrage aber reicht über den Atlantik und kommt in Europa an.

Der Grund ist einfach: Eier sind ein verderbliches Gut und zudem zerbrechlich. Daher wird vor allem Eipulver nach Amerika exportiert. Als einen der Hauptgründe für die Preissteigerungen hierzulande sieht Goldnick die US-Eierkrise nicht.

Ostern mit Eiern

Und er verspricht: Auch zu Ostern werde es genügend Eier in Deutschland geben. Falls lokal mal ein Supermarkt ausverkauft sein sollte, heiße das nicht, dass es einen Markt weiter nicht noch welche gebe. Seine einzige Sorge: eine Überreaktion der Kunden. Goldnick: "Wir müssen nur aufpassen, dass wir nicht in diese Corona-Diskussion kommen und dass wir mit den Eiern genauso umgehen wie mit dem Klopapier. Wenn jeder statt einer Schachtel nun zwei Schachteln kauft, dann ist der Markt leer, das ist so."

Profitieren können von der - noch überschaubaren - Eierknappheit diejenigen Lieferanten, die ihre Produktion nicht vollständig an preislich fixierte Lieferverträge gebunden haben. Lasse Brandt von der Eierpackstation Hoppenrade berichtet, dass die Anfragen nach kurzfristigen Lieferungen steigen: "Bei uns wird häufiger an die Tür geklopft. Wenn die großen Wertschöpfungsketten versagen, dann können vielleicht doch die Kleinen und die Regionalen helfen."

Wer Eier übrig hat, kann gute Geschäfte machen. Die deutsche Eiervertriebsgesellschaft meldet für die Kalenderwoche 10: "Erneut ein neues Allzeitpreishoch!" Und appelliert an die Hersteller, ihre Bestände bestmöglich gegen die in Europa noch immer umlaufende Vogelgrippe zu schützen. Von einer Normalisierung der Marktsituation sei vorerst nicht auszugehen.

Mit Informationen von Roman Garthoff und Markus Reher