Wohnmobil-Trends High-end-Modell oder lieber selbst ausbauen?
Camping ist beliebt: Der Andrang beim Caravan-Salon in Düsseldorf war schon an den ersten Tagen groß. Neben den Neuheiten spielt auf der Messe das Selbermachen eine wichtige Rolle.
Es ist der größte Caravan-Salon, den es bislang gab. Knapp 800 Aussteller sind auf der Messe in Düsseldorf vertreten, kaum einer kommt ohne Neuheiten. Auf den frisch gesaugten Teppichen stehen Modelle in jedem Preissegment, frisch geputzt und poliert. Preislich gibt es nach oben keine Grenzen.
Bei manchen Zahlen kommt der Besucher durchaus ins Staunen und so gibt es viele Camping-Begeisterte, die ihre Fahrzeuge gerne selbst umbauen möchten. Dafür ist Martin Kreplin der richtige Ansprechpartner. Auf dem Freigelände zwischen den Messehallen schraubt er an ganz eigenen Kreationen und gibt Tipps, wie man seinen Traum vom eigenen Wohnmobil am besten realisieren kann.
Inspiration durch Social Media
"Das Feedback auf der Messe ist enorm, wir haben in vielen Vorträgen über 100 Zuhörer und sind mit unserem Team aus fünf Personen dauerhaft am Anschlag. Und das auf einer Messe, wo es um den Verkauf von fertigen Produkten geht", sagt Kreplin, der seine Ideen zum Selbermachen auch im Explorer-Magazin veröffentlicht.
Der Selbstausbau wurde vor allem in der Coronazeit zum Hype, denn klassische Mobile waren kaum verfügbar, die Preise entsprechend hoch. Deshalb hatte Messe-Direktor Stefan Koschke damals beschlossen, diesen Bereich mit in die Messe zu integrieren. Inzwischen sei dies ein fester Bestandteil des Caravan-Salons: "Die Gruppe gab es schon immer, aber durch Social Media hat es noch mehr zugenommen. Deshalb ist es auch unser Wunsch, das Segment sichtbar zu machen. Wir wollen auf der Messe alle Facetten des Campings zeigen", sagt Koschke.
Aktionismus kann teuer werden
Martin Kreplin hat ebenfalls festgestellt, dass sich beim Thema Selbstausbau eine Blase entwickelt hat, etwa bei Instagram. Er warnt vor zu viel Euphorie und Aktionismus. "Der größte Fehler ist, nicht zu wissen was man will, also aus den Ideen Dritter, zum Beispiel bei Instagram, zu denken: 'Das brauche ich.' Diesen Fehler begehen weniger diejenigen, die schon Camping-Erfahrung haben und nur nach einer individuelleren Lösung für sich suchen", erläutert Kreplin. Aber Einsteiger, die sich über coole Social Media-Videos "infiziert" hätten, unterschätzten ein solches Projekt oft.
Wer sich dem Selbstausbau widmen möchte, sollte sich vorher genau überlegen, was das Ziel sei, sagt auch Messe-Chef Koschke. "Was brauche ich für Fähigkeiten, was brauche ich für Materialien? Es geht ja nicht nur darum, eine Matratze reinzuwerfen." Auf der Messe gebe es deshalb einen Konfigurator, mit dem man ein Fahrzeug vorgestalten könne. "Da sehe ich dann, wie kompliziert wird es für mich, und wo komme ich an meine Grenzen? Was kann ich, was kann ich nicht?", so Koschke.
Vor der Kaufentscheidung mieten
Der Grundriss-Baukasten, wo sich jeder im Maßstab 1:1 seine Ideen zusammensetzen kann, sei extrem gefragt, sagt Martin Kreplin. Er und sein Team geben über den Tag verteilt mehrere Vorträge zu allen möglichen Themen des Spektrums. Zudem zeigt er auf der Messe verschiedene Exponate, die beispielsweise den korrekten Einbau einer Standheizung zeigen.
Kreplin empfiehlt Einsteigern, erst einmal ein Reisemobil zu mieten und damit ein paar Tage zu verreisen: "Nur über das Ausprobieren kann ich lernen, was meine wahren Bedürfnisse sind. Dafür muss es nicht einmal ein langer Urlaub im teuren Mietmobil sein, dafür genügt mitunter schon eine Nacht auf der Luftmatratze in einem geliehenen Transporter: Brauche ich Stehhöhe? Wie will ich mich im Auto bewegen? Möchte ich die Fahrräder und Sportausrüstung im Auto wissen? Wo findet der Hund Platz?" All dies seien Fragen, die erst auftauchen, wenn man es ausprobiert. Und vor allem, ob einem diese Form des Reisens überhaupt Spaß macht.
Selbstausbau nicht unbedingt günstiger
Irrglaube sei auch, dass der Selbstausbau immer günstiger sei, als sich ein fertiges Fahrzeug zu kaufen. "Das geht zwar, aber dann ist der Wagen auch nicht vergleichbar mit Fahrzeugen von der Stange", sagt Kreplin. Bis alles zusammengebaut sei, komme man schon auf dieselbe Größenordnung, wie für ein älteres Reisemobil, sagt auch Stefan Koschke. "Die wenigsten haben eine voll ausgestattete Werkstatt, da muss man Werkzeug besorgen, eventuell Fachleute hinzuziehen, und vor allem viel Zeit investieren. Das ist wie beim Hausbau: Wenn Sie es nicht können, nicht so viel Know-how haben, dann brauchen Sie kompetente Beratung." Gerade bei Elektro- und Gasleitungen sei dies wichtig.
Manchmal sei es günstiger, ein fertiges Fahrzeug zu kaufen. "Kastenwagen fangen bei unter 50.000 Euro an. Da habe ich eine Grundausstattung drin", rechnet Koschke vor. "Eigentlich geht es beim Selbstausbau mehr um den Spaß und die Selbstverwirklichung als darum, Geld zu sparen."
Vor dem Selbstausbau erst einmal durchrechnen
Martin Kreplin hat ein Preisbeispiel: So sei es möglich, ein gebrauchtes Basisfahrzeug für zehntausend Euro zu bekommen. 15 Prozent Reserve sollten zusätzlich für anstehende Reparaturen in der Hinterhand bleiben. "Was dann folgt, ist sehr stark individuell. Aber nimmt man an, dass Kocher, Kühlmöglichkeit, Heizung und etwas Strom für Licht und Ladegeräte verfügbar sein sollten, muss man für einen soliden Basisausbau noch einmal mindestens 5.000 Euro investieren", so seine Rechnung.
Nach oben hin gebe es auch hier kaum Grenzen. Aktuell arbeitet er an einem Umbau, der am Ende einen Warenwert von über 180.000 Euro haben wird. Wer also zu Hammer und Schraubenzieher greifen möchte, sollte erst einmal einen Stift in die Hand nehmen, die eigenen Ideen skizzieren und das Projekt "Selbstausbau" durchdenken und durchrechnen.