Gefallene Preise Lohnt sich jetzt der Heizölkauf?
Die Ölpreise notieren so tief wie seit sechs Monaten nicht mehr. Das kommt zunehmend auch bei den Verbrauchern an: Die Preise für Benzin, Diesel und Heizöl sind zuletzt merklich gesunken.
Die Ölpreise fallen und fallen - mit 76 Dollar je Fass für die Nordsee-Sorte Brent ist Rohöl aktuell so günstig wie seit Juli nicht mehr. Der Preis für die US-Sorte WTI notiert sogar unterhalb der 70-Dollar-Marke, auch das ein Sechs-Monats-Tief. Den Ölpreisverfall bekommen auch die Verbraucher an den Tankstellen zu spüren: Laut ADAC ist Diesel aktuell so günstig wie zuletzt im Juli, Benzin sogar "auf dem niedrigsten Stand seit Mitte Januar".
Warum Diesel fast so teuer ist wie Benzin
Zur Wochenmitte kostete ein Liter Super E10 in Deutschland im Durchschnitt 1,73 Euro, für einen Liter Diesel fielen 1,715 Euro an, wie der Autofahrerclub mitteilte. Das bedeutet einen Preisrückgang von jeweils gut zwei Prozent zur Vorwoche.
Auffällig ist allerdings der weiterhin geringe Preisunterschied zwischen Diesel und E10 - und das, obwohl der Staat für Diesel eine um 20 Cent niedrigere Energiesteuer kassiert als für Benzin. Experten zufolge steckt dahinter eine mit dem Beginn der Heizperiode einsetzende höhere Nachfrage nach Heizöl, die auch den Dieselpreis stützt. Denn Heizöl und Diesel sind prinzipiell das gleiche Produkt, werden lediglich unterschiedlich deklariert.
Heizölpreis zuletzt gesunken
Unterm Strich kann sich allerdings auch der Heizölpreis dem Abwärtstrend vom Rohölmarkt nicht ganz entziehen: Aktuell werden rund 106 Euro pro 100 Liter Heizöl fällig - im Oktober waren es zeitweise noch über zehn Euro mehr gewesen. Wer im Heizöltank also noch oder wieder Platz hat, für den könnte sich womöglich eine Befüllung noch in diesem Jahr lohnen.
CO2-Steuer steigt ab Januar 2024
Zumal ab dem 1. Januar auch die CO2-Abgabe für Benzin, Diesel, Heizöl und Erdgas angehoben wird - von derzeit 30 auf 40 Euro pro Tonne ausgestoßenem Kohlenstoffdioxid. Damit steigt die CO2-Steuer netto auf 10,71 Cent und brutto auf 12,74 Cent pro Liter Heizöl. Zum Vergleich: Aktuell werden netto 8,03 Cent CO2-Steuer pro Liter fällig, brutto sind es 9,55 Cent.
Übliche Tankgrößen für Einfamilienhäuser betragen rund 3.000 Liter. Bei einer Komplettbefüllung werden danach ab dem kommenden Jahr brutto knapp 100 Euro mehr an CO2-Steuern fällig. Doch nicht nur mit Blick auf die steigende CO2-Abgabe könnte sich der Heizölkauf in den kommenden Wochen lohnen.
Mai war bester Zeitpunkt für Heizöl-Kauf
Tatsächlich sind im statistischen Schnitt die Wintermonate häufig am günstigsten, um sich mit Heizöl einzudecken. Im Schnitt der vergangenen 20 Jahre waren die monatlichen Heizölpreise im Dezember, Januar und Februar am niedrigsten, das geht aus einer Statistik des Vergleichsportals HeizOel24 hervor.
In diesem Jahr hielt allerdings die "Off-Season" die bislang günstigsten Preise für Heizölkunden parat: In den Monaten Mai bis Mitte Juli lagen die Preise zumeist unter 90 Euro pro 100 Liter Heizöl. Das Jahrestief wurde im Mai bei 86 Euro markiert. Trotz des jüngsten Preisrückgangs liegt der aktuelle Heizölpreis rund 23 Prozent darüber.
Immerhin: Im Vergleich zum Vorjahr sind die Kosten für Haushalte mit Ölheizung in der aktuellen Heizperiode von September bis November um deutliche 33 Prozent gefallen. Durchschnittlich wurden 441 Euro fällig, rechnet das Vergleichsportal Check24 vor. Im vergangenen Herbst hatten die Kosten für Heizölkunden noch bei 656 Euro gelegen.
Das steckt hinter dem Verfall der Ölpreise
Woher aber rührt der aktuell starke Verfall der Rohölpreise, der auch den Preisrückgängen bei Heizöl und Sprit zugrunde liegt? Hintergrund sind in erster Linie große Zweifel der Marktteilnehmer an der Entschlossenheit des Ölkartells OPEC+, die zuletzt beschlossenen Förderkürzungen auch konsequent durchzusetzen.
Zugleich dürfte das Öl-Angebot aus Nicht-OPEC-Staaten steigen. Das zeigt ein Blick auf die US-Erdölproduktion, die nahe ihres Allzeithochs von 13,2 Millionen Barrel pro Tag liegt. "Die US-Erdölproduktion erlebt ihren dritten Fracking-Boom", betont denn auch Marktexperte Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest. Tatsächlich können die USA dank Fracking so viel Öl produzieren wie kein anderes Land der Welt.
Futures senden Signal für fallende Ölpreise
Hinzu kommen Konjunkturängste: Nicht wenige Experten sehen die anhaltende Aktienmarktschwäche Chinas als Anzeichen für ein schleppendes Wachstum der Volksrepublik. China ist einer der größten Ölnachfrager der Welt.
Der Ölpreis wird also derzeit sowohl von Angebots- als auch von Nachfrageseite in die Mangel genommen. Ein Blick auf den Futures-Markt unterstreicht diese Einschätzung, liegen dort doch die Preise für zukünftige Lieferungen über dem aktuellen Kurs. Der Markt ist also im "Contango", er zeigt einen Angebotsüberhang an. Auch das spricht für weiter fallende Ölpreise.