Konjunkturaussichten in den USA Hoffen auf Licht am Ende des Tunnels
Hohe Staatsschulden, Verwerfungen am Immobilienmarkt, hohe Arbeitslosigkeit - die wirtschaftliche Lage der USA ist alles andere als rosig. Immerhin sind sich Beobachter einig, dass ein zweiter Konjunktureinbruch ausbleibt. Und Präsident Obama setzt auf einen Wirtschaftsberater, dessen Erfahrungen sich als wertvoll erweisen könnten.
Von Rüdiger Paulert, WDR-Hörfunkstudio Washington
"Wir haben noch viel zu tun", sagte US-Präsident Barack Obama, als er sein neues Wirtschaftsteam vorstellte, das von Gene Sperling angeführt wird. An ihn knüpft Obama große Erwartungen. Eine lahmende Wirtschaft könnte Obama nämlich 2012 die Wiederwahl kosten.
"In der Clinton-Regierung hat er am Ende der neunziger Jahre geholfen, das Haushaltsdefizit in einen Überschuss zu verwandeln", sagte Obama. Er ersetzte, zugespitzt formuliert, die Fundis in seinem Wirtschaftsteam durch Realos.
Strukturell bedingtes Haushaltsdefizit
Aufgrund seiner Erfahrung aus der Clinton-Zeit wird Sperling deshalb auch offene Ohren für den Chef der amerikanischen Notenbank, Ben Bernanke, haben, dem das amerikanische Haushaltsdefizit große Sorgen bereitet. Bei einer Anhörung im Finanzausschuss des Senats beklagte Bernanke, dass die Verschuldung selbst bei starkem Wachstum nicht wieder zurückgehe: "Ein großer Teil des Haushaltsdefizits scheint strukturell und nicht konjunkturell bedingt zu sein. Das heißt, dass das Defizit viel zu hoch bleiben wird, selbst wenn sich die Wirtschaft wieder erholt hat." Bernankes Schlussfolgerung lautet: "Nichts zu tun, ist langfristig keine Option. Je länger wir warten, um so größer werden die Risiken und die schmerzhaften Einschnitte in den Haushalt sein müssen."
Drastische Sparmaßnahmen stehen an
Damit trifft Bernanke genau den Ton, den auch die neue republikanische Mehrheit im Repräsentantenhaus angeschlagen hat. Sie will schon beim laufenden Haushalt bis zu 100 Milliarden US-Dollar einsparen.
Auch die von Obama eingesetzte Sparkommission hatte drastische Vorschläge unterbreitet, die in diese Richtung zielen. Mit Sperling hat Bernanke nun im Weißen Haus auch den richtigen Ansprechpartner. Gleichzeitig unterstrich der Notenbankchef noch einmal, dass er daran festhält, die amerikanische Wirtschaft mit frischem Geld zu versorgen, so lange dies nötig sei, um Kredite für Investitionen zu vergünstigen. Er werde dies auch deshalb tun, weil dem Finanzminister durch die hohe Staatsverschuldung die Hände gebunden seien.
Kein zweiter Konjunktureinbruch zu befürchten
Große Sorgen bereitet auch der amerikanische Arbeitsmarkt. Das Licht am Ende des Tunnels ist noch weit entfernt, auch wenn die Arbeitslosenquote im Dezember mit 9,4 Prozent die niedrigste seit 18 Monaten war. Doch die US-Wirtschaft sei auf dem richtigen Weg, so Bernanke: "Alles in allem nimmt die Geschwindigkeit der wirtschaftlichen Erholung 2011 gegenüber 2010 leicht zu."
Trotz hoher Arbeitslosigkeit, drastischer Staatsschulden und schwerer Verwerfungen am Immobilienmarkt sind sich die Wirtschaftsbeobachter mittlerweile in einer Frage einig. Ein zweiter Konjunktureinbruch, wie lange befürchtet, scheint nicht mehr zu drohen.