Abnehm-Spritze Pharmakonzern schränkt Wegovy-Zugang weiter ein
Das Geschäft mit der Abnehmspritze hat Novo Nordisk zu einem der wertvollsten börsennotierten Unternehmen Europas gemacht. In den USA ist die Nachfrage nach Wegovy so groß, dass der Konzern das Angebot einschränken muss.
Es ist ein florierendes Geschäft für den dänischen Pharmakonzern Novo Nordisk: Die Nachfrage nach der Abnehmspritze Wegovy ist sogar so groß, dass der Konzern mit Lieferengpässen zu kämpfen hat und nun den Zugang für neue Patienten in den USA weiter beschränken will. "Während die Lieferkapazität für Wegovy schrittweise erweitert wird, wird das Angebot der niedrigeren Dosisstärken in den USA weiterhin begrenzt bleiben, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten", teilte das Unternehmen heute bei der Vorlage seiner Quartalsbilanz mit.
Bereits im Mai musste Novo Nordisk die Lieferung der niedrigeren Wegovy-Starterdosen für den US-Markt für einige Monate halbieren, um die Versorgung bestehender Patienten sicherstellen zu können. "Die Initiative zur Begrenzung der Starterdosen hat tatsächlich dazu beigetragen, diese Dynamik zu bewältigen. Deshalb wollen wir dies auf die kommenden Quartale ausweiten", sagte Novo-Chef Lars Fruergaard Jorgensen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters seien offenbar auch höhere Dosen mittlerweile knapp geworden. Dies dementierte das Unternehmen zwar, warnte aber mit "anhaltenden periodischen" Lieferengpässen und Knappheit bei einer Reihe von Produkten und in verschiedenen Regionen.
Plus 158 Prozent im Adipositas-Geschäft
Die Abnehmspritze, die Mitte 2021 in den USA und kürzlich auch in Deutschland auf den Markt kam, hat Novo Nordisk zu Rekordumsätzen verholfen und es zum zweitwertvollsten europäischen börsennotierten Unternehmen nach dem Luxusgüterkonzern LVMH gemacht. Im ersten Halbjahr 2023 schoss der Umsatz im Adipositas-Geschäft um 158 Prozent in die Höhe.
Der Markt für Adipositas-Medikamente wächst derzeit rasant. Die enorme Nachfrage nach den Behandlungen zur Gewichtsreduzierung könnte nach Einschätzung von Experten bis zu zehn konkurrierende Produkte mit einem Jahresumsatz von bis zu 100 Milliarden Dollar innerhalb eines Jahrzehnts hervorbringen, vor allem in den USA.
Senkt Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt
Zu Beginn der Woche hatte Novo Nordisk neue Studiendaten veröffentlicht, die zeigten, dass die Abnehmspritze neben dem Gewichtsverlust auch das Risiko eines schwerwiegenden kardiovaskulären Ereignisses - wie Schlaganfall und Herzinfarkt - um 20 Prozent senkt. Nach Einschätzung von Experten könnten die Studienergebnisse Krankenkassen womöglich überzeugen, die Kosten für ein breiteres Segment von Patienten zu übernehmen. In den USA hat Wegovy einen Listenpreis von 1350 Dollar im Monat.
Das Geschäft mit der Abnehmspritze ist für den ganzen Konzern einträglich: Insgesamt setzte Novo Nordisk 107,7 Milliarden dänische Kronen (rund 14,45 Milliarden Euro) um, ein Zuwachs von 29 Prozent binnen Jahresfrist. Zu konstanten Wechselkursen stand ein Plus von 30 Prozent zu Buche. Der operative Gewinn kletterte um 30 Prozent auf 48,9 Milliarden Kronen (6,6 Milliarden Euro). Darum konnte Novo Nordisk auch erneut seine seine Jahresziele erhöhen und erwartet nun zu konstanten Wechselkursen einen Ergebnisanstieg von 31 bis 37 Prozent. Bislang war ein Zuwachs von 28 bis 34 Prozent in Aussicht gestellt worden.