KKH-Datenanalyse Deutlich mehr Kinder extrem übergewichtig
Die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit extremem Übergewicht ist in den vergangenen zehn Jahren massiv gestiegen. Corona verstärkt diesen Trend offenbar noch.
Von Kaveh Kooroshy, rbb
Fettleibigkeit in frühen Jahren vermindert nicht nur die Lebensqualität - sie steigert auch erheblich das Risiko für Krankheiten wie Diabetes Typ 2, Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Krebs bis ins hohe Alter. Umso alarmierender sind die Daten der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH), die dem ARD-Mittagsmagazin exklusiv vorliegen.
Demnach erhielten im vergangenen Jahr rund 11.000 von etwa 200.000 KKH-Versicherten zwischen sechs und 18 Jahren die Diagnose Adipositas. Das ist im Zehnjahresvergleich ein Plus von 27 Prozent.
Corona verstärkt wahrscheinlich den Trend
Die Ursachen für Adipositas sind vielfältig, schreibt das Robert Koch-Institut. Neben genetischer Veranlagung spielen ein Überangebot an energiereichen Lebensmitteln sowie Bewegungsmangel eine zentrale Rolle. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt Kindern und Jugendlichen, mindestens eine Stunde täglich körperlich aktiv zu sein - in Deutschland schafften dies aber gerade einmal 26 Prozent von ihnen.
Noch weniger Bewegung hatte der Nachwuchs durch Corona. So entfielen nicht nur die Schulwege häufig, sondern auch Sportunterricht und Vereinssport. Die Daten der KKH für das Coronajahr 2020 deuten entsprechend auf einen coronabedingten Anstieg der Adipositas-Diagnosen hin.
Für die Kinder auch eine psychische Belastung
Im Zusammenhang mit dem Übergewicht sind Jüngere immer häufiger von Bluthochdruck, Arteriosklerose, Gicht oder auch Fettstoffwechselstörungen betroffen. Hinzu kommen psychische Belastungen, etwa wenn die Kinder und Jugendlichen gemobbt werden: Angst- und Essstörungen sowie Depressionen können Folgen des Übergewichts sein.
Familien adipöser Kinder rät die KKH, sich professionelle Hilfe zu holen, denn alleine dauerhaft abzunehmen, sei eine enorme Herausforderung, so Anja Luci, Ernährungsexpertin der Krankenkasse. Es müsse an vielen Stellschrauben gleichzeitig gedreht werden: "Neben gezielter Ernährungsumstellung sowie mehr Bewegung in Form von Kraft- und Ausdauersport wird der Fokus dabei auch auf eine stabile psychische Gesundheit gerichtet", so Luci. "Nur, wenn der Lebensstil umfassend und langfristig verändert wird, kann die Erkrankung dauerhaft überwunden und so die Lebensqualität und vor allem auch die Lebenserwartung junger Menschen deutlich erhöht werden."