Sportwettenanbieter ESPN Bet Ein neues Geschäftsmodell für Disney
Der US-Unterhaltungskonzern Walt Disney steigt gemeinsam mit dem Kasino-Besitzer Penn Entertainment in das Sportwettengeschäft ein. Für Disney ist der Einstieg eine Kehrtwende.
Der US-Medien- und Unterhaltungskonzern Walt Disney steigt gemeinsam mit Penn Entertainment in das Sportwettengeschäft ein. Der neue Wettanbieter solle unter dem Namen ESPN Bet firmieren und an den Sportsender ESPN angegliedert werden, der zu Disney gehört. Das teilten beide Unternehmen mit.
ESPN ist ein US-amerikanischer Fernsehsender, der ursprünglich gegründet wurde, um weniger populäre Sportarten in den USA bekannt zu machen. Seit 2005 gehört der Sportsender zu 80 Prozent zu ABC, die ihrerseits zu Walt Disney gehören. Zwar erwirtschaftet ESPN noch immer einen Milliardenumsatz, allerdings ist das für Disney lange Zeit profitable Geschäft mit dem Sportsender rückläufig: Die Abonnenten schrumpfen, da die Leute ihre Kabelfernsehpakete kündigen.
Nach Schätzungen von S&P Global Market Intelligence ist die Anzahl der Kabelkunden von 98 Millionen im Jahr 2013 auf weniger als 74 Millionen im vergangenen Jahr geschrumpft. Der Streaming-Dienst ESPN Plus, der 2019 zusammen mit Disney Plus gestartet ist, erreicht mit 24 Millionen Abonnenten zum 1. Oktober 2022 nur einen Bruchteil dessen, was ESPN mit Kabelfernsehabonnenten verdient.
Disney unter Druck
Zudem steht auch der gesamte Disney-Konzern unter Druck: Die Anzahl der Abonnenten bei dem hauseigenen Streamingdienst Disney Plus ist rückläufig, und aus Kostengründen wurden viele Formate aus dem Angebot entfernt. Auch die in diesem Jahr neu gestarteten Kinofilme "Arielle, die Meerjungfrau", "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" oder "Elemental" erwiesen sich als finanzielle Misserfolge.
Für den Konzern kommt die Zusammenarbeit mit Penn Entertainment also in einer durchaus finanziell heiklen Zeit. Disney-Chef Bob Iger sprach zuletzt von herausfordernden Zeiten und verwies dabei auch auf die rückläufigen Zahlen der Kabelkunden: "Wir müssen nur herausfinden, wie wir ESPN in einer sich verändernden Welt monetarisieren können", sagte Iger im März.
Barstool Sportsbooks wird zu ESPN Bet
Mit Penn Entertainment und der Ausweitung auf Sportwetten hofft man nun offenbar, einen Weg der Monetarisierung gefunden zu haben. Penn Entertainment, ein US-amerikanisches Unterhaltungsunternehmen, das unter anderem Kasinos betreibt, hatte bereits länger mit dem Eintritt in den Sportwettenmarkt geliebäugelt und dafür auch Barstool Sportsbooks, ein bereits bestehendes Sportwettenportal, übernommen. Dies soll nun in ESPN Bet umbenannt werden.
Penn soll ESPN 1,5 Milliarden Dollar über die Laufzeit von zehn Jahren in bar zahlen und Optionsscheine im Wert von rund 500 Millionen Dollar anbieten. Im Herbst werde die Umbenennung der Marke Barstool Sportsbooks in ESPN Bet dann wirksam, so die Unternehmen.
Sportwetten in den USA auf dem Vormarsch
Online-Sportwetten sind in den USA erst seit 2018 legal: Damals hob der Supreme Court ein 1992 vom Kongress erlassenes Sportwettenverbot auf. New Jersey war der erste Bundesstaat, der Sportwetten erlaubte; seither sind die Online-Wetten in 34 Bundesstaaten und dem District of Columbia legalisiert worden. In vier weiteren Staaten sind Sportwetten zudem bereits legalisiert, aber noch nicht eingeführt worden.
Das Wettgeschäft ist ein hart umkämpfter Markt: Nach Angaben der American Gaming Association (AGA) haben US-Amerikaner im ersten Quartal 2023 mehr als 31 Milliarden US-Dollar bei legalen Sportwetten gesetzt - im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 70 Prozent. Anbieter der Online-Sportwetten versprechen sich hohe Gewinne.
Das hat auch Disney-Chef Iger erkannt. Er war lange Zeit gegen eine Eingliederung von Sportwetten in die Angebote des Disney-Konzerns. Bereits im April hatte er in einem Interview mit dem "Times"-Magazin aber einen Kurswechsel angekündigt: "Ich war da wohl lange Zeit eher konservativ. Aber ich habe mich verändert, weil ich denke, dass die Akzeptanz von Sportwetten deutlich gestiegen ist."
Mit Informationen von Lilli-Marie Hiltscher, ARD-Finanzredaktion