Langjähriger Chef kehrt zurück Disney reaktiviert Bob Iger
Walt Disney holt den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Bob Iger aus dem Ruhestand zurück. Vor allem das Streaming-Geschäft steckt in der Krise; Igers Nachfolger Bob Chapek hat die Erwartungen nicht erfüllt.
Bei der Walt Disney Company kehrt der frühere Chef Bob Iger (71) überraschend an die Konzernspitze zurück. Iger soll für zwei Jahre wieder die Konzernleitung übernehmen, teilte das Medienunternehmen mit. Bob Chapek, der Iger erst 2020 nachgefolgt war, habe seine Posten niedergelegt. Iger hatte Disney 15 Jahre geführt.
Aufsichtsratschefin Susan Arnold erklärte, der Rat sei zum Schluss gekommen, dass Disney sich in einer "zunehmend komplexen Periode der Branchentransformation" befinde und Iger auf einzigartige Weise dafür positioniert sei, das Unternehmen durch diese wichtige Phase zu führen.
Sorgenkind Streamingdienst
Iger übernimmt die Konzernleitung in einem schwierigen Moment für Disney und auch die gesamte Unterhaltungsbranche. Der Konzern muss der gesunkenen Ausgabebereitschaft der Verbraucher in Zeiten hoher Inflation Rechnung tragen. Zugleich sinken die Erlöse im Kabel-TV in den USA.
Unter Iger, der als Architekt des Unternehmens in seiner heutigen Gestalt gilt, hatte Disney die Produktionsfirmen Lucasfilm, Pixar, Marvel und die Unterhaltungssparte von Fox aufgekauft und integriert, zudem verantwortete er den Start des Streaming-Diensts Disney Plus.
Ausgerechnet der Streaming-Dienst ist derzeit Disneys besonderes Problem: Es wächst mit Diensten wie Disney+ zwar schnell, schreibt aber tiefrote Zahlen. Allein im vergangenen Quartal brachte es einen operativen Verlust von 1,47 Milliarden Dollar ein. Grund sind die hohen Kosten für aufwändig produzierte Filme und Serien, die bisher nicht von den Abo-Erlösen eingespielt werden. Ausgeglichen werden die Verluste durch die nach der Pandemie-Auszeit boomenden Themenparks.
Erwartungen verfehlt, Aktie unter Druck
Mit dem jüngsten Quartalsgewinn von 162 Millionen Dollar hatte Disney ferner die Erwartungen der Börse verfehlt, die Aktie geriet unter Druck. Chapek hatte daraufhin Sparmaßnahmen wie einen Einstellungsstopp und einen Stellenabbau angekündigt. Zudem geriet Disney in diesem Jahr ins Visier aggressiver Investoren, die sich bei Unternehmen einkaufen und dann Veränderungen fordern. So forderte der Milliardär Dan Loeb zeitweise, den Sportsender ESPN abzustoßen.
Als unglücklich galt unter Chapeks Führung auch Disneys Vorgehensweise in einem Streit mit der Schauspielerin Scarlett Johansson. Sie verklagte den Konzern wegen entgangener Einnahmen, nachdem ihr Film "Black Widow" in der Corona-Pandemie auch online veröffentlicht wurde.
Disney konterte, dass Johansson bereits 20 Millionen Dollar bekommen habe. Der Streit wurde zwar außergerichtlich beigelegt, unter Marketinggesichtspunkten verlief der Vorgang für den Konzern jedoch negativ.