Sven Hermens, Nadine Schwarz, Claudia Kaak, Marina Scharkowski und Werner Webber

Vonovia-Hauptversammlung Mieter warten weiter auf Einsicht in Belege

Stand: 08.05.2024 19:01 Uhr

Mieter einer Vonovia-Siedlung in Bottrop beklagen horrende und völlig intransparente Heizkostenabrechnungen. Bei der Hauptversammlung des Wohnungsunternehmens konfrontierten sie die Konzernspitze jetzt direkt.

Von Carolyn Wißing, WDR

Mit zwei selbst gebackenen Kuchen in den Händen stehen Marina Scharnowski und vier ihrer Nachbarn vor der Vonovia-Zentrale in Bochum. "Wir würden gerne den Geschäftsführer besuchen", sagt Scharnowski zum Pförtner, der die kleine Gruppe vor dem Haupteingang abfängt. "Herr Buch hat uns vor einem Jahr zugesagt, sich mit uns zu treffen und über unsere horrenden Heizkosten zu sprechen." Der Pförtner richtet aus, der Vorstandsvorsitzender des Wohnungsunternehmens Rolf Buch habe wegen der am nächsten Tag anstehenden Hauptversammlung leider keine Zeit. Trotzdem hat die Gruppe ihr Ziel erreicht: Aufmerksamkeit für ihre Situation.

Teils mehrere tausend Euro Nachzahlung

Im März vergangenen Jahres erhielten Marina Scharnowski und die anderen Bewohner der Vonovia-Siedlung in Bottrop-Welheim (Nordrhein-Westfalen) ihre Nebenkostenabrechnung für 2021/2022. Jede einzelne der 140 Mietparteien sollte Heizkosten in Höhe von mehreren hundert bis mehreren tausend Euro nachzahlen.

2.740 Euro standen auf der Rechnung von Marina Scharnowski. "In den Jahren davor waren es immer um die 500 Euro," sagt sie. Sie lebt auf 45 Quadratmetern in der alten Arbeitersiedlung. "Wir haben uns dann gewehrt gegen die Nachzahlung und wollten Einsicht in die Belege bekommen." Darauf warten sie bis heute. Stattdessen kam eine Mahnung nach der anderen, sagen sie.

Vonovia lagert Wärmeversorgung aus

Die Mieter in Bottrop sind nicht die einzigen Betroffenen solcher Nachforderungen. Die Vonovia hat die Wärmeversorgung für mehrere Siedlungen in Deutschland ausgelagert an externe Unternehmen. "Wärme-Contracting" nennt sich das. Damit gibt die Vonovia die Instandhaltung und Verwaltung der Heizung, aber auch die Kontrolle über die Kosten ab und legt diese lediglich auf die Mieter um.

"Die Preise für Wärmeversorgung waren 2021 überall gestiegen. Aber ein Anstieg um das Fünffache, das ist fast absurd", sagt Knut Unger vom Mieterverein Witten, der die Betroffenen berät. "Die Vonovia wäre im Interesse ihrer Mieterinnen und Mieter eigentlich verpflichtet, zu überprüfen, ob diese Preise gerechtfertigt sind."

Vonovia-Siedlung in Bottrop-Welheim

Eine Vonovia-Siedlung in Bottrop-Welheim in Nordrhein-Westfalen

Bisher haben die Mieter allerdings keine Auskunft erhalten. Zwar hat die Vonovia nach den zahlreichen Einsprüchen schließlich einen Großteil der Nachforderungen aus dem vergangenen Jahr zurückgezogen, aber die Abschlagszahlungen und Arbeitspreise für die Wärme sind massiv gestiegen. "Auf welcher Grundlage - das ist alles intransparent", erklärt Unger. Und das "Wärme-Contracting" läuft in Bottrop noch bis 2031. Marina Scharnowski macht das große Sorgen. "Die Heizung machen wir alle kaum noch an. Wir brauchen eine Lösung für eine bezahlbare Wärmeversorgung."

Betroffene aus Hamburg, Berlin und Bottrop

Ihre Sorgen tragen die Betroffenen auch in die Vonovia Hauptversammlung. In der Fragerunde konfrontieren sie den Vorstand. "Wie hoch waren die tatsächlichen Beschaffungskosten? Und wann kommen Sie, Herr Buch, endlich wie versprochen nach Welheim, um mit uns über eine Lösung zu sprechen?", fragt Marina Scharnowski in der virtuellen Konferenz.

"Wir fordern Belege an, aber es werden keine Belege von Ihrer Seite geliefert", sagt eine Mieterin aus Berlin. Und eine andere fragt mit aufgebrachter Stimme: "Wissen Sie eigentlich, was solche Nachforderungen mit uns machen?" Weitere Betroffene aus Hamburg, Berlin und Bottrop melden sich mit ähnlichen Beiträgen zu Wort.

Die Hauptversammlung wird für einige Minuten unterbrochen. Als der Livestream wieder startet, gibt Rolf Buch ein Statement ab. "Wir haben generell, das ist mir bewusst, ein Problem mit Heizkosten." Vonovia sei bemüht, Alternativen zum "Wärme-Contracting" zu finden. In bestehende Verträge könne man allerdings nicht eingreifen. Und er betont: "Es wird keiner seinen Wohnraum verlieren, weil die Heizkosten zu hoch sind."

Mieter suchen zusammen mit Stadt nach Lösungen

Marina Scharnowski und die anderen Mieter aus Bottrop-Welheim machen diese Aussagen wütend. "Ich kann mir keine horrenden Nachzahlungen leisten, ich kann auch keine enormen Abschläge bezahlen." Das Geld habe sie nicht, so Scharnowski. Versprechungen hätten sie auch im vergangenen Jahr schon bei der Hauptversammlung gehört.

Hoffnung macht den Bewohnern der Siedlung in Welheim, dass sich die Stadt Bottrop mittlerweile eingeschaltet hat. Zusammen mit Vertretern der Bewohner wurden erste Lösungsvorschläge für eine alternative Wärmeversorgung ausgearbeitet. Jetzt müsse sich noch die Vonovia mit an den Tisch setzen. "Wir warten weiter auf Herrn Buch", sagt Scharnowski. "Wir backen auch gern noch einmal einen Kuchen."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 08. Mai 2024 um 17:14 Uhr.