Verspätet und verloren Ärger über die Post
In diesem Sommer haben sich viele Menschen in Deutschland über verspätete oder verlorene Briefe und Pakete beschwert. Die Post erklärt das mit krankheitsbedingten Ausfällen, Urlaub und einem Fachkräftemangel.
In diesem Sommer haben sich besonders viele Menschen in Deutschland darüber geärgert, dass ihre Briefe oder Pakete nicht angekommen sind. Im Juli und August gingen 6500 Beschwerden über die Deutsche Post bei der Bundesnetzagentur ein. In den sechs Monaten des ersten Halbjahrs 2022 waren noch 8900 Beschwerden über die Post eingegangen. Im gesamten Jahr 2021 gab es 15.100 Beschwerden.
Die Kritiker monierten Verzögerungen, Verluste oder Fehlwürfe. Mit letzterem ist gemeint, dass ein Brief zunächst im falschen Briefkasten landet und erst später beim richtigen Adressaten ankommt.
Coronabedingte Ausfälle und Fachkräftemangel
Besonders betroffen waren Berlin, Nürnberg und München, aber auch kleinere Städte wie Freudenstadt in Baden-Württemberg, Ingelheim in Rheinland-Pfalz und Northeim in Niedersachsen. Nun hat die Bundesnetzagentur 14 anlassbezogene Prüfungen eingeleitet und die Deutsche Post DHL aufgefordert, die Mängel zu beseitigen.
Der Konzern begründete die Probleme damit, dass wegen des Coronavirus besonders viele Beschäftigte krank waren und dass es auch bei der Post einen Fachkräftemangel gebe. "Zudem haben viele unserer Kräfte ab Juli 2022 ihren Sommerurlaub abgewickelt", sagte eine Firmensprecherin. Inzwischen sei die betriebliche Lage wieder stabil.
Auch andere Postdienste stehen in der Kritik
Die Bundesnetzagentur sprach dagegen davon, dass auch im September noch viele Beschwerden eingingen. Auch andere Post- und Paketdienste stehen in der Kritik, allerdings ist die Deutsche Post DHL mit großen Abstand Marktführer. Jeden Monat werden in Deutschland etwa eine Milliarde Briefsendungen verschickt.
Aus der Politik kam Kritik: Coronabedingte Personalprobleme hätten auch andere Firmen in Deutschland gehabt, ohne dass sich deren Dienstleistungsqualität so stark verschlechtert habe, wie dies bei der Post offenbar der Fall gewesen sei, sagte der FDP-Bundestagsabgeordnete Reinhard Houben. Er hoffe, dass es sich nur um ein temporäres Problem handele. "Sollte die Qualität der Briefdienste dauerhaft schlecht sein, sollte der Gesetzgeber in Betracht ziehen, der Bundesnetzagentur Sanktionsmöglichkeiten einzuräumen und somit ein schärferes Schwert in die Hand zu geben", so der Liberale. Dadurch entstünde mehr Druck, damit sich die Post verbessert.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Falko Mohrs zeigte - mit Blick auf den Fachkräftemangel und die coronabedingten Ausfälle - ein gewisses Verständnis für die Schwierigkeiten der Post. "Nichtsdestotrotz ist und bleibt die Post weiter aufgefordert, die Beschwerden ernst zu nehmen, denn ihr Angebot ist ein Baustein in der flächendeckenden Daseinsvorsorge", sagte Mohrs. Er habe den Eindruck, dass der Konzern die Beschwerden "weitestgehend" ernst nehme. Gesetzlich verankerte Sanktionsmöglichkeiten sieht der Sozialdemokrat eher skeptisch.