Hohe Flutschäden Hochwasser wird für Versicherer teuer
Die Flutkatastrophe des vergangenen Jahres hat den Unfallversicherern erstmals seit Jahren rote Zahlen beschert. Als Konsequenz sollen die Beiträge für Wohngebäudeversicherungen steigen.
Die Versicherungsbranche blickt auf ein verlustreiches Jahr zurück. Die Flutkatastrophe im Sommer 2021 sorgte insbesondere bei den Schaden - und Unfallversicherern hierzulande erstmals seit 2013 wieder für rote Zahlen. Wie aus aktuellen Daten des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervorgeht, überstieg die Summe der Leistungen die Beitragseinnahmen 2021 deutlich: Die sogenannte Schaden-Kosten-Quote bei den Unfallversicherern stieg im vergangenen Jahr auf 102 Prozent - nach knapp 91 Prozent im Jahr davor.
Damit verloren die Versicherer erstmals seit 2013 wieder Geld, denn die Schaden-Kosten-Quote zeigt Verluste an, sobald sie über 100 Prozent steigt. Die Branche leistete im vergangenen Jahr Rekord-Schadenszahlungen von 12,5 Milliarden Euro. "2021 ist das teuerste Naturgefahrenjahr Deutschlands seit Beginn unserer Statistik Anfang der 1970er-Jahre", sagte GDV-Präsident Wolfgang Weiler.
Wachstum bei den Unfallversicherern erwartet
Besonders hoch waren die Ausgaben der Versicherer demnach in den Bereichen Wohngebäudeversicherung und gewerbliche Sachversicherungen. In diesen Bereichen lagen die Schaden-Kosten-Quoten bei über 140 Prozent, während sie zumindest bei den Gebäudeversicherungen im Jahr 2020 noch unter 100 Prozent gelegen hatte.
Die Versicherungsbranche will Häuser darum künftig nur gegen einen Aufpreis auch gegen Naturgefahren besser absichern: Demnach solle der Bund für die Versicherer die gesetzliche Möglichkeit schaffen, "alle bestehenden privaten Wohngebäudeversicherungsverträge zu einem Stichtag umzustellen". Die Verträge umfassten dann auch einen Versicherungsschutz gegen Naturgefahren - für die Verbraucher würde das höhere Beiträge bedeuten. Für Hausbesitzer, die dies nicht wollen, soll es nach dem Willen der Branche eine Widerspruchslösung geben.
Die Nachfrage nach Elementarschutzversicherungen war nach den Überschwemmungen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz deutlich gestiegen. Dennoch seien nach wie vor nur etwa die Hälfte aller Hausbesitzer entsprechend abgesichert, sagte Weiler. Insgesamt rechnet der Verband darum für dieses Jahr mit einem Beitragswachstum von rund drei Prozent. Denn durch die verheerende Flut würden sich mehr Menschen gegen Naturkatastrophen versichern.
Lebensversicherer mit gedämpften Aussichten
Bei den Lebensversicherungen sind die Aussichten der Branche dagegen gedämpft. Nachdem die Zahl der Neuverträge im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Krise eingebrochen war, ging sie im vergangenen Jahr um weitere 1,2 Prozent auf 4,7 Millionen neu abgeschlossene Verträge zurück. Auch die Entwicklung des laufenden Jahres dürfte vom Verlauf der Pandemie geprägt sein: "Entscheidend dafür sind die wirtschaftlichen Perspektiven der privaten Haushalte und welche politischen Rahmenbedingungen sich für die private Altersvorsorge in der laufenden Legislaturperiode ergeben", sagte der GDV-Präsident.
Optimistischer äußerte sich der Verbandspräsident mit Blick auf die gesamte Branche. "Aktuell erwarten wir für 2022 ein Beitragswachstum zwischen zwei und drei Prozent für den Versicherungssektor insgesamt", betonte Weiler. Im vergangenen Jahr waren die Beiträge der gesamten Versicherungsbranche demnach um rund ein Prozent gewachsen und beliefen sich auf 223,4 Milliarden Euro.