Trumps "Truth Social"-App Die Wahrheit schmerzt
Als Twitter Ex-US-Präsident Trump im Nachklang des Sturms auf das US-Kapitol verbannte, schwor dieser, sein eigenes soziales Netzwerk zu gründen. "Truth Social" ist inzwischen an den Start gegangen - und ist schon jetzt ein Desaster.
Am 8. Januar 2021, kurz nach dem brutalen und tödlichen Sturm auf das Kapitol in Washington, traf der damalige Twitter-Chef Jack Dorsey eine Entscheidung. Er verbannte den damals noch US-Präsidenten Donald Trump von Twitter.
Trump war mit einem Schlag sein mächtigstes Sprachrohr los. 88,9 Millionen Menschen folgten ihm zu diesem Zeitpunkt. Und es dauerte keine 24 Stunden, da schwor der Trump-Clan Rache. Niemand "cancele" den mächtigsten und besten US-Präsidenten, sagte Donalds Trump Sohn, Donald Jr. im Nachrichtensender Fox News.
Start der App wurde zum Fiasko
Der Ex-Präsident kündigte einen Gegenschlag an. Er werde sein eigenes Twitter entwickeln und die Big-Techs in die Knie zwingen. Truth-Social nennt sich die Social-Media-App und ist eine selbst im Design exakte Kopie von Twitter. Einziger Unterschied: Die Tweets heißen dort Truths - Wahrheiten.
Und die Wahrheit über Truth Social lautet: Das Netzwerk ist ein Fiasko.
Ende März werde Trumps Twitter-Konkurrenz vollständig laufen, sagte Devin Nunes Anfang des Jahres Trumps Haus- und Hofsender Fox. Nunes, ehemaliger republikanischer Kongressabgeordneter, leitet die Trump Media and Technologie Group, die Truth-Social entwickelt.
Ende März lief bei Truth aber erstmal gar nichts. Zwar schossen die Downloadzahlen in Apples App Store in die Höhe - über 200.000 Downloads am Tag. Aber so gut wie niemand konnte einen Nutzer-Account erstellen oder überhaupt Nachrichten im Netzwerk lesen. Wer es schaffte, sich zu registrieren, der bekam eine Nummer auf einer Warteliste. Die soll mittlerweile in die Millionen gehen. Im Selbstversuch zeigte sich allerdings: Die Wartenummer stieg oder sank bei jedem Öffnen der App willkürlich.
Versprechen und Realität liegen weit auseinander
Eine großartige Gelegenheit sei der Start der App, erklärte Nunes. Für Trump, für Nunes selbst und das ganze Team, das daran arbeite. Welche Gelegenheit Nunes damit meinte, erklärte er nicht. Klar ist allerdings: Für Trump und seine Firma ist Truth vor allem eine Gelegenheit, jede Menge Daten zu sammeln. Wer sich anmelden will, muss viel über sich Preis geben. Name, E-Mail-Adresse, Anschrift, Geburtsdatum, Interessen.
Aber was bekommt man nun, wenn man diesen "Preis" zahlt und das "Glück" hat, einen Blick in das eigentlich Netzwerk werfen zu können? Laut dem Trump-Vertrautem Devin Nunes einen sicheren, familienfreundlichen Ort im Internet - und kein Internet-Ghetto.
Auch hier sieht die Wahrheit anders aus. Rechtsradikale Verschwörungstheoretiker tummeln sich neben Waffennarren, rechten US-Medien-Promis, geschmacklosen Witzen über Minderheiten und einem Account, der ausschließlich Frauen in möglichst knappen Outfits beim Golfen zeigt.
App lässt Smartphones heißlaufen
Donald Trumps eigenem Truth-Account folgen rund 840.000 Menschen - kein Vergleich zu Twitter. Vom Ex-Präsidenten gibt es nur eine einzige Nachricht, die zum Start am 21. Februar:
Macht euch bereit! Bald gibt’s mehr von eurem Lieblings-Präsidenten
Seitdem ist nichts mehr passiert. Außer, dass die App offenbar auch große technische Probleme hat und bei einigen Nutzern das Smartphone heiß laufen lässt - was es sogar als Sketch in die US-Comedy-Show "Saturday Night Live" geschafft hat.
Nur die Spenden-E-Mails funktionieren reibungslos
Darüber hinaus haben diese Woche zwei entscheidende Figuren Trumps Medienkonzern den Rücken gekehrt. Der Leiter der Entwicklungsabteilung, Billy Boozer, und Technologie-Chef Josh Adams. Und wenn auch über ihre Gründe keine offiziellen Informationen vorliegen, gibt es innerhalb der Tech-Blase in den USA Vermutungen.
Ein soziales Netzwerk auf- und auszubauen, sei unbeschreiblich schwer - vor allem, wenn man weder Geld noch Talent habe, erklärte der Technologie-Experte Dan Patterson im Sender CBS.
Von beidem hat Trump offenbar immer weniger, denn was seit der Anmeldung bei Truth tatsächlich reibungslos funktioniert sind Spam-Mails von Trump, in denen er um Spenden und Unterstützer bittet.