Rekordquartal Siemens trotzt Konjunkturlage
Beim Industrie- und Technologiekonzern Siemens ist von einer Konjunkturdelle nichts zu spüren. Vor allem die Digitalisierungssparte überzeugt im ersten Quartal, der Vorstand erwartet ein starkes Jahr.
Siemens kommt besser durch das Konjunkturtal als gedacht. Der Vorstand des Münchner Konzerns schraubte seine Umsatz- und Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende September) nach einem Rekordquartal nach oben. Vorstandschef Roland Busch sprach vom "bislang stärksten Start in ein neues Geschäftsjahr".
Der Umsatz lag in den Monaten von Oktober bis Dezember mit 18,1 Milliarden Euro um acht Prozent über Vorjahr. Beim operativen Ergebnis legte Siemens überraschend um neun Prozent auf 2,7 Milliarden Euro zu. Experten waren von einem stagnierenden Ergebnis ausgegangen.
Mehr Umsatz, mehr Gewinn
"Mit vollen Auftragsbüchern und vorübergehend gezielt höheren Eindeckungen bei kritischen Beständen sind wir auch für die nächsten Quartale bestens auf weiteres profitables Wachstum vorbereitet", sagte Finanzvorstand Ralf Thomas vor der heutigen Hauptversammlung. Siemens stellt nun ein Umsatzwachstum auf vergleichbarer Basis von sieben bis zehn (bisher sechs bis neun) Prozent in Aussicht.
Das bereinigte Ergebnis je Aktie soll mit 8,90 bis 9,40 (bisher 8,70 bis 9,20) Euro ebenfalls höher ausfallen als geplant. Der Nettogewinn dürfte im Geschäftsjahr ebenfalls deutlich stärker steigen als erwartet. Im ersten Quartal sank er aber auf 1,6 Milliarden Euro.
Starkes Digitalisierungsgeschäft
Besser als gedacht entwickelt sich derzeit vor allem die Industrieautomatisierungs-Sparte Digital Industries. Dort schnellte der operative Gewinn im ersten Quartal um fast die Hälfte nach oben. Das Aushängeschild von Siemens rechnet für das Gesamtjahr nun mit einem Umsatzwachstum zwischen zwölf und 15 (bisher zehn bis 13) Prozent und einer Marge von 20 (bisher 19) bis 22 Prozent. Smart Infrastructure soll bei einem Umsatzwachstum von neun bis zwölf (bisher acht bis elf) Prozent 13,5 bis 14,5 Prozent Marge abwerfen, einen halben Prozentpunkt mehr als bisher.
Im Plan liegt die Zugsparte, die beim Ergebnis bisher noch auf der Stelle tritt. Hier werden ein Umsatzplus von sechs bis neun Prozent und eine Marge von acht bis zehn Prozent erwartet.
Starke Auftragslage
Siemens war bereits mit einem Auftragsbestand von mehr als 100 Milliarden Euro in das Geschäftsjahr gegangen und kann die schwierige Konjunktur deshalb gut abfangen. Beim Auftragseingang ist davon bisher wenig zu spüren. Im ersten Quartal ging er zwar um acht Prozent auf 22,6 Milliarden Euro zurück. Das lag aber vor allem an Milliardenaufträgen für Züge im vergangenen Jahr und daran, dass die Kunden angesichts brüchiger Lieferketten mehr bestellt hatten.
Doch Siemens hatte kaum mit Nachschubproblemen zu kämpfen. Am Trend, dass der Auftragseingang größer ausfällt als der Umsatz, soll sich auch in den nächsten Monaten nichts ändern. Investoren und Experten sind von der Bilanz und den Zukunftsaussichten angetan. Die Profitabilität der Industriegeschäfte habe die Markterwartung in beeindruckender Weise übertroffen, kommentiert etwa Simon Toennessen, Fachmann beim Analysehaus Jefferies. Die Aktie springt auf den höchsten Stand seit Januar 2022.