Inflation und Energiepreise Frostiger Winter für die Reisebranche?
In diesem Sommer ging es für die Touristikbranche nach oben. Doch hält die Reiselust auch im Winter an - angesichts dramatisch steigender Energiepreise und hoher Inflationsraten?
Raus aus dem Alltag, nochmal rein in die Sommerklamotten. Urlaub im Winter da wo es warm ist steht bei vielen weit oben auf der Wunschliste. Beliebte Ziele gibt es viele. "Die Kanarischen Inseln, Ägypten, Tunesien, die Vereinigten Arabischen Emirate - wenn wir weiter nach Osten gehen: Thailand in Asien - oder wieder in die andere Richtung - Karibik, die USA, Florida. Das sind so die Traumziele", zählt Torsten Schäfer vom Deutschen Reiseverband auf.
Nur moderat steigende Preise?
Wer dahin reisen will, muss sich das auch leisten können. Die Konsumlaune jedoch hat stark unter der hohen Inflation gelitten, die im August bei 7,9 Prozent lag. Dennoch: Der Reisekonzern TUI hat sich zur Vorstellung des Winterprogramms heute optimistisch gezeigt, dass die Menschen auch im Winter verreisen werden. Die Inflation schlage sich nur moderat auf die Reisepreise nieder, da Kontingente langfristig verhandelt würden, so TUI.
Auch Branchenkenner Schäfer ist zuversichtlich. "Der Urlaub, diese Erholung, was Neues zu entdecken, das war den Deutschen immer wichtig", sagt er. "Von daher gehen wir davon aus - und das zeigen auch die Umfragen -, dass die Aussichten auch für nächstes Jahr gut sind."
Optimismus kann die Branche aus diesem Sommer schöpfen. Nach zwei schweren Corona-Jahren hat sich die Reisebranche eindrucksvoll zurückgemeldet. TUI berichtet, im zweiten Quartal habe man 90 Prozent des Buchungsniveaus vom Sommer 2019 erreicht.
Gehaltsstrukturen bringen Unsicherheit
Auch an den Flughäfen ist wieder mehr los: Im August nutzten nach Angaben von Fraport so viele Menschen den Frankfurter Flughafen wie seit Beginn der Pandemie nicht mehr. Davon profitieren auch die Airlines, etwa die Lufthansa. Die Aktie der Kranich-Airline hat - trotz der schwierigen Marktlage - binnen Jahresfrist etwa zehn Prozent zugelegt.
Dennoch sieht Luftfahrtanalyst Patrick Schuchter von der Fondsgesellschaft Union Investment langfristig Probleme: "Ich glaube, es hakt ganz besonders daran, dass die Lufthansa eine Gehaltsstruktur hat, die es sehr schwierig macht, international zu konkurrieren", stellt Schuchter fest. "Das heißt, die Tarifverträge - auch die jüngsten Abschlüsse, wo die Piloten teilweise 20 Prozent mehr Lohn erhalten - sind auf dem internationalen Markt in diesem Ausmaß nicht anzutreffen."
Energiekosten erhöhen Preisdruck
Auch die steigenden Kosten für Energie sind für die Fluggesellschaften ein Risiko - im Fokus hier das Kerosin und damit der Ölpreis. Während sich Lufthansa-Chef Carsten Spohr Anfang der Woche für höhere Ticketpreise und größere Margen in der Branche ausgesprochen hat, sieht Analyst Schuchter von Union Investment eher Preisdruck nach unten im Wettbewerb mit Billig-Airlines.
"Ich glaube, tendenziell haben wir den größten Preisanstieg bei den Flugraten gesehen - über die Sommermonate, als auch die Nachfrage der Leute nach dem Fliegen am höchsten war." Und so ist der Ausblick für die Reisebranche mit einigen Unsicherheiten behaftet. Ein Ass im Ärmel bleibt der Branche in diesem Winter jedoch: Wer in die Sonne fährt, spart sich immerhin teure Heizkosten zu Hause.