Deutschland-Zentrale der PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (PwC) in Frankfurt am Main

Cum-Ex-Skandal Razzia bei Wirtschaftsprüfer PwC

Stand: 03.02.2022 15:23 Uhr

Die Staatsanwaltschaft Köln durchsucht in Frankfurt die Büros des Wirtschaftsprüfers PwC. Kunden des Unternehmens sollen in den Cum-Ex-Skandal verwickelt gewesen sein.

Die Kölner Staatsanwaltschaft durchsucht die Büros der in Frankfurt ansässigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC. Ein PwC-Sprecher bestätigte die Durchsuchung gegenüber tagesschau.de und sagte, man sei Zeuge in dem Verfahren. Man kooperiere mit den Behörden. Zuvor hatte das "Handelsblatt" berichtet.

Der zuständige Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer aus Köln sagte auf Anfrage von tagesschau.de: "Die Staatsanwaltschaft Köln vollstreckt seit gestern Morgen in Frankfurt/Main einen Durchsuchungsbeschluss bei Dritten, der sich gegen eine dort ansässige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft richtet." Neben der Staatsanwaltschaft Köln seien auch Ermittler aus Hessen und die Steuerfahndung aus Hessen beteiligt.

Großbank SEB unter Verdacht

Bei den Durchsuchungen geht es laut Kölner Staatsanwaltschaft um die Cum-Ex-Geschäfte einer Bank, für die der Wirtschaftsprüfer beratend tätig war: "Die Durchsuchung dient der Auffindung relevanter Kommunikation in Form von E-Mails und sonstiger schriftlicher Korrespondenz." Bei der Bank soll es sich um die schwedischen Großbank SEB handeln, für die PwC die Bilanzen testiert und als einwandfrei durchgewunken hat.

Die SEB soll Teil der Cum-Ex-Geschäfte gewesen sein. Schon im  Dezember durchsuchten Ermittler die Deutschland-Zentrale der Bank in Frankfurt. Der deutsche Staat verlangt 936 Millionen Euro von dem Institut zurück. Die Bank selbst hält diese Forderung laut einer Mitteilung vom Dezember für unbegründet und will sie anfechten. Laut SEB geht es um Geschäfte der Tochter DSK Hyp. Die Bank habe in Deutschland "nach bestem Wissen" keine Transaktionen angeboten oder durchgeführt, die darauf abgezielt hätten, nicht gezahlte Steuern zu bekommen, hieß es damals.

Größter Steuerskandal der Nachkriegsgeschichte

Bei Geschäften Cum-Ex-Geschäften wurden Aktien mit ('cum') und ohne ('ex') Dividendenanspruch rund um den Stichtag der Ausschüttung hin- und hergeschoben - ein Verwirrspiel, um die Behörden zu täuschen. Am Ende wurden Steuern von den Finanzämtern erstattet, die gar nicht gezahlt worden waren. Mehrere Staatsanwaltschaften ermitteln bereits seit Jahren.

Die Kölner Staatsanwaltschaft ist zentral zuständig, weil das Bonner Bundeszentralamt für Steuern in ihrem Bereich liegt. Im vergangenen Juli hatte der Bundesgerichtshof in einem wegweisenden Urteil festgestellt, dass Cum-Ex-Geschäfte als Steuerhinterziehung zu bewerten und damit strafbar sind. Cum-Ex gilt als größter Steuerskandal der deutschen Nachkriegsgeschichte.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 21. Oktober 2021 um 07:42 Uhr.