Hohe Inflation Unilever und Nestlé erhöhen Preise weiter
Produkte der großen Konsumgüterkonzerne Unilever und Nestlé werden erneut teurer. Die Hersteller begründen dies mit den Kosten für Energie und Rohstoffe - wollen aber auch ihre Gewinne steigern.
Der britische Konsumgüterriese Unilever hat bei seinen Kunden Preiserhöhungen für seine breite Produktpalette durchgesetzt. In der Geschäftsbilanz des vierten Quartals schnitt der Konzern deswegen besser ab als erwartet. Der Hersteller mit mehr als 400 Marken - von Ben & Jerry's-Eiscreme, Knorr-Tütensuppen bis zum Reinigungsmittel Domestos - erwartet, dass die Verbraucher in den kommenden Monaten noch tiefer in die Tasche greifen müssen. Das teilte Unilever heute mit.
Auch in der zweiten Jahreshälfte würden die Preise weiter steigen, "aber es werden niedrigere Steigerungsraten sein", sagte Finanzvorstand Graeme Pitkethly. "Wir haben wahrscheinlich den Höhepunkt der Inflation überschritten, aber noch nicht den Höhepunkt der Preisgestaltung."
Harte Verhandlungen mit Einzelhändlern
Lebensmittel- und Konsumgüterkonzerne wie Unilever, Nestlé, Danone oder Henkel haben die Preise angehoben, um mit den steigenden Energie- und Rohstoffpreisen zurechtzukommen. Das hat teils zu schwierigen Verhandlungen mit Supermarktketten und anderen Einzelhändlern geführt.
Mit den Preiserhöhungen habe Unilever bisher nur rund 75 Prozent der Kostensteigerungen abgedeckt, sagte Pitkethly. "Das muss mehr als 100 Prozent sein, damit wir bei der Bruttomarge wieder aufholen". Das Management erwarte aktuell 2023 ein Umsatzwachstum zwischen drei und fünf Prozent und nur eine moderate Verbesserung der Marge.
Im vierten Quartal 2022 steigerte Unilever seinen Umsatz um 9,2 Prozent und übertraf damit die Erwartungen der Analysten. Der Konzern konnte Preiserhöhungen im Volumen von 13,3 Prozent durchsetzen, nach eigenen Angaben ein Rekordwert. Die operative Marge fiel um 230 Basispunkte auf 16,1 Prozent und wird voraussichtlich im ersten Halbjahr bei etwa 16 Prozent verharren, hieß es weiter.
Auch Nestlé will erneut Preise erhöhen
Die Produkte des weltgrößten Lebensmittelherstellers Nestlé dürften ebenfalls wieder teurer werden. "Wir haben die für uns anfallenden Mehrkosten noch nicht vollständig weitergegeben. Es wird daher weitere Preissteigerungen geben", sagte Konzernchef Mark Schneider der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" ("FAS").
"Auch wenn die Teuerung nicht mehr so hoch ist wie 2022, besteht für uns - aufs volle Jahr gesehen - noch ein Aufholbedarf", erklärte Schneider die anstehenden Preisaufschläge. Die Höhe der Preissteigerungen hänge unter anderem davon ab, wie sich Arbeits- und Energiekosten entwickeln.
"Getroffen wie jeder andere auch"
Das Unternehmen habe für sein Sortiment in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres die Preise im Durchschnitt um 7,5 Prozent angehoben. Auf die Frage, ob Nestlé die Situation ausnutze, um die Marge zu erhöhen, sagte Schneider: "Das stimmt nicht. Wir sind nicht der Verursacher dieser Inflation, wir sind von ihr getroffen wie jeder Konsument auch."
Die Inflation in Deutschland ist zu Jahresbeginn nicht ganz so stark gestiegen wie befürchtet, bleibt aber auf sehr hohem Niveau. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im Januar um durchschnittlich 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte.